Dead Nation
Alive and Kicking
Dank des Munitionslimits aller Waffen außer der Rifle ertappt man sich schnell dabei, wie man vor einem Gefecht per Steuerkreuz stets die als passend erachtete Waffe wählt. Spezielle Feinde stellen unterdessen sicher, dass man auch mal die Beine in die Hand nehmen muss. Riesige, one-hit-killende Tyrant-Verschnitte mit Klingenarmen sind ebenso mit von der Partie wie eine aufgeblähte, wandelnde Smartbomb, die dem Boomer aus L4D ähnelt.
Ein Mutant mit riesigem Tentakel-Maul schickt euch hingegen mit seinen Schreien ganze Herden von Untoten auf den Hals. Soldaten-Zombies oder ehemalige Polizisten klammern sich außerdem noch an ihre Feuerwaffen und ballern sporadisch ungezielt in eure Richtung. Besonders was das Wechselspiel der Schießeisen und unterschiedlichen Gegnertypen im Koop angeht, dürften sich hier effiziente Taktiken entwickeln. Leider konnte ich den Modus noch nicht ausprobieren.
Strukturell hat Housemarque seit dem letzten Jahr einige Änderungen am Titel vorgenommen. Anstatt verschiedene Missionsziele zu verfolgen, wie es der Entwickler zuvor angedacht hatte, ist der Ablauf nun deutlich stromlinienförmiger: Eigentlich geht es immer nur von A nach B, während zwischendrin, ähnlich wie (aber seltener als) in Left 4 Dead, schon mal ein Schalter betätigt werden muss, um einen Lift zu rufen (währenddessen man natürlich einen besonders fiesen Zombie-Ansturm überleben muss) oder einen Generator anzuwerfen.
Auch das Loot, von dem Kuittinen im letzten Jahr sprach, hat nun eine andere Form angenommen. Anstatt rollenspielartige Uniques und Co. aufzusammeln, findet man in den Kofferräumen und versteckten Truhen Geld. In den sicheren Checkpoints zwischen den Level-Etappen steckt ihr den Zaster in höhere Feuerrate, Magazinkapazität und Schaden oder erhöht das Limit der mitgeführten Munition.
Auch Handgranaten, Minen oder C4 sind im Angebot und lassen euch, zusammen mit den nicht eben feuerfesten Autos, handfeste Massenvernichtungswaffen kreieren. Rüstungsteile in drei Kategorien, die deutliche Auswirkungen auf Lauftempo, Einsteckerqualitäten und Kraft (für den Flucht-Sprint und die Melee-Attacke-) haben, sind hingegen in besonders gut versteckten Containern enthalten.
Dieses Modell der Spielerentwicklung verspricht zumindest in der Theorie eine individuelle Anpassung an den eigenen Stil. Ob es in der Praxis eher in ein lineares Modell umschlägt, bei dem jeder ohnehin irgendwann alle seine Werkzeuge bis zum Anschlag ihrer Tödlichkeit gemaxed hat, lässt sich erst mit der finalen Version sagen.
Im letzten Jahr sprach der Entwickler noch etwas ausgiebiger vom Meta-Spiel, bei dem man auf der Weltkarte den Infektionsgrad einzelner Länder überprüfen und mit seinem Beitrag nach oben oder unten verändern konnte. Damals war es noch als übergeordnetes Ziel ausgegeben, ab einem bestimmten Grad der Säuberung einer Nation von einem speziellen Gegner einen Teil der Heilung zu bekommen. Dieses System wurde offenbar ebenfalls aus dem Spiel gekippt. Nun steigt ein Prozentzähler in linearer Weise immer weiter an, bis das Land komplett gesäubert wurde. Mehr als die verschiedenen Länder untereinander zu vergleichen ist hier offenbar nicht mehr möglich. Immerhin hält euch ein Ticker über Bestleistungen von Fremden und Freunden auf dem Laufenden.
Was neben dem außerordentlich guten Feeling in Sachen Movement und Gunplay, welche das letzte Alien Breed recht bequem in die Tasche stecken, beachtlich ist, ist die ungemeine Sogwirkung von Dead Nation. Man will auf dem Spießrutenlauf durch die fantastisch ausgeleuchteten, zerrütteten Umgebungen hinter jede Ecke blicken, aber wer weiß, ob man hier nicht schon den nächsten, mehrere Dutzend hungrige Köpfe umfassenden Zombie-Mob aufscheucht? Dennoch ist die Gier nach Upgrades und dem nächsten Endorphin-Kick, wenn man mal wieder drei Dutzend Zombies in einen ordentlichen Haufen waagerechter Ragdolls verwandelt hat, einfach größer. Steuerung und Gegnerverhalten tun ihr Übriges, euch für jeden gelaufenen Meter zu belohnen.
Auch wenn Housemarque mit Dead Nation dem Zombie-Mythos weit weniger hinzuzufügen haben als Robert Kirkman mit seinen Comics, sehen Fans dieses Sub-Genres freudig dem vielversprechendsten Shooter mit untoter Beteiligung seit Left 4 Dead entgegen.
Dead Nation soll Ende des Jahres erscheinen.