Dead or Alive Dimensions
Brüste. In 3D. Noch Fragen?
Das frühe Line-Up des 3DS ist in gewisser Weise ziemlich interessant: So originell und innovativ die Hardware daher kommt, von wenigen Ausnahmen abgesehen fallen die Titel der ersten Wochen doch stabil in die „schon gesehen, schon gespielt"-Rubrik. Da werden nicht nur erfolgreiche Spiele vom N64 oder den aktuellen HD-Konsolen auf den neuen Handheld-Liebling konvertiert, auch so manche klassische Serie wurde aus dem Dornröschenschlaf erweckt und für den 3DS-Launch reanimiert: Neben dem kultigen Arcade-Rennspiel Ridge Racer kehrt auch Team Ninjas Dead-or-Alive-Serie nach einem fast fünfjährigen Hiatus zurück.
Geändert hat sich dabei trotz des Weggangs von Tomonobu Itagaki, Serienschöpfer und Exzentriker par excellence, eigentlich nicht viel: Es wird nach wie vor geschlagen, getreten, geblockt und gekontert - und die Brüste der langbeinigen Mädels mit den Puppengesichtern hüpfen auch heute noch wie Silikon-gefüllte Wasserbälle. Warum auch an einem Prinzip herumpfuschen, das bislang bestens funktioniert hat? Tatsächlich ist die einzige, zum Glück optionale Neuerung auch gleichzeitig die umstrittenste: Neben der klassischen Pad-Button-Steuerung könnt ihr eure Kombos jetzt auch per Touchscreen auswählen... das fühlt sich seltsam an, nimmt dem Spiel Dynamik und eignet sich bestenfalls, um blutigste Anfänger mit den eigentlich recht einfachen Kombos vertraut zu machen.
Tatsächlich erweist sich Dead or Alive Dimensions als so konservativ, dass die Entwickler sogar darauf verzichten, die verschwurbelte Story der Reihe fortzuführen. Stattdessen ist die Dimensions-Episode eine Art Dream-Match und ein Rückblick auf die Ereignisse der Teile eins bis vier. Alle Figuren, die aus Story-Gründen eigentlich nicht mehr dabei sein dürften, haben sich wieder einen Platz im Kämpferfeld erstritten, sogar ehemalige Bosse wie Raidou und Tengu sind mit von der Partie. Wirklich neue Gesichter werden dagegen bislang vermisst.
Neben klassischen Arcade- und Multiplayer-Kämpfne ist vor allem der neue Story-Modus der zentrale Teil des Spiels. Dort erlebt ihr in einer langen, zusammenhängenden Kampagne und vielen schick inszenierten Zwischensequenzen noch einmal die Handlung der kompletten DoA-Reihe, ob das Abschließen des laut Aussage der Entwickler fünf- bis sechsstündigen Geschichte auch mit Boni wie neuen Outfits oder Stages belohnt wird, das wird sich zeigen.
Wie viele andere 3DS-Titel auch, unterstützt auch Dead or Alive Dimensions den Streetpass. Das Spiel merkt sich und speichert euer Verhalten im Kampf und nutzt das für KI-Kämpfe gegen andere 3DS-Besitzer, die ihr irgendwo auf der Straße trefft. Die Systeme tauschen Daten aus und berechnen den Kampf. In Japan könnte sich dieses einfache Kommunikations-Element größter Beliebtheit erfreuen, wir sind gespannt, wie der Streetpass hierzulande ankommt. Normale Mehrspieler-Kämpfe dürft ihr online und lokal bestreiten, dabei benötigt jeder Spieler ein eigenes Modul, ein Datenaustausch wie bei Capcoms Super Street Fighter IV 3D Edition wird hier nicht unterstützt.
Und dann ist da natürlich noch die Frage nach der Grafik. Kurz gesagt: Dead or Alive Dimensions sieht aus, wie man es von Dead or Alive kennt und schätzt: Die Modelle sind detailliert modelliert und schön flüssig animiert, die Damen haben genau die Proportionen, die der männliche Spieler so sehr schätzt und die Hintergründe wechseln gekonnt zwischen kühlen Techno-Arealen und verspielten Natur-Szenarien. Der 3D-Effekt kommt schön zur Geltung und sieht gut aus – auch hier muss man sich aber erst kurz an die schnelle Action in der dritten Dimension gewöhnen. Unterm Strich stößt Dead or Alive Dimensions in keine neuen Grafik-Dimensionen vor, zeigt aber wie viele andere Titel auch, dass der 3DS technisch gut was auf dem Kasten hat und ein paar echte Hingucker zu produzieren vermag.
Ein echtes Bonbon boten die DOA-Macher der versammelten Presse dann doch noch: Ein schickes Video zeigte einen Kampf über einer Lava-Grube zu seltsam vertrauter Musik... und auf einmal schießt Metroid-Miesling Ridley ins Bild und schnappt sich eine der Kämpferinnen. Da taucht Samus auf, verpasst Ridley eine ordentliche Salve und steht auf einmal selbst im Ring – sieht so aus, als hätte sich Team Ninja durch die Nintendo-Kooperation bei der letzten Metroid-Episode einen wirklich prominenten Gast angelacht! Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer: Auf Nachfrage erklären die Entwickler, Samus sei keine spielbare Figur, sondern habe nur einen Gastauftritt...
Das ist zwar enttäuschend, aber auch so kann Dead or Alive Dimensions gut für sich stehen. Es muss sich grafisch vor seinen Heimkonsolen-Vorläufern nicht verstecken, spielt sich wie gewohnt angenehm dynamisch und bietet zudem von allen DoA-Episoden den größten Umfang. Klar, wirklich originell ist das natürlich nicht, aber als schicker Einstands-Prügler und als Vorgeschmack auf das technisch Mögliche auf dem 3DS macht sich Dead or Alive Dimensions schon mal ziemlich gut.
Dead or Alive Dimensions erscheint im 2. Quartal exklusiv für den Nintendo 3DS in Deutschland.