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Dead Space 2

Blanker Wahnsinn

Natürlich hat die glitzernde Zukunftswelt mit ihren gewaltigen Propaganda-Tafeln, die ein wenig BioShock-Feeling versprühen, auch Schattenseiten. Hinter der Leuchtreklame und den gemütlichen Quartieren lauern dunkle Gänge und flackerndes Licht. Verzerrte Schreie, wummernde Bässe und wirklich nahezu perfekte 5.1.-Effekte spannen eure Nerven wie Drahtseile. Immer kurz vorm Zerreissen. Noch mehr wie sein Vorgänger spielt Dead Space 2 dabei mit euren Emotionen. Verlangsamt das Tempo bis ins Unerträgliche, nur um ein paar Minuten später die Hölle über euch einbrechen zu lassen.

Ein Beispiel: Waren die Züge zwischen den einzelnen Abschnitten der Ishimura noch ein Hort der Ruhe und Besinnung, wird die Vorstellung im zweiten Level auf den Kopf gestellt. Kaum betretet ihr die Magnet-Schwebebahn und fahrt los, fällt die Elektrizität aus. Necromorphs entern euren Waggon, drohen euch gnadenlos zu überrennen. Euer Ende scheint besiegelt. Da wird der Wagen erschüttert und die außen verlaufende Röhre wird auseinandergerissen. Vakuum dringt ein, der Wagen beginnt sich zu schütteln und bricht auseinander. Euere einzige Hoffnung: Ein Sprung zur anderen Seite.

Ihr fliegt fünf, zehn, 15 Sekunden durch den luftleeren Raum, zieht euch mit letzter Kraft in das Innere und seht mit Erleichterung, wie sich die Druckschleuse hinter euch schließt. Doch die Wahnsinnsfahrt ist noch nicht zu Ende. Aus der Spur gesprungen, stürzt die Bahn ab. Ihr schlittert durch die Waggons und feuert dabei aus allen Rohren.

Stark verbessert: In der Schwerelosigkeit helfen die Manövrierdüsen, um voranzukommen.

Fiese Angreifer versuchen euch bei eurem Absturz zu zerfetzen, doch ihr überlebt. Und findet euch auf einmal am Fuß hängend in einer Halle. Bevor ihr euch noch befreien könnt, betritt der erste Necromorph die Halle. Ihr müsst kämpfen oder sterben. Nur ihr, eure Waffe und ein paar spitze Metallstangen, um sie per Telekinese auf die Gegner zu schleudern.

Satte zehn Anläufe brauchte ich auf dem zweithöchsten Schwierigkeitsgrad für diese Stelle. Musste mir genau überlegen, bei welchen Gegnern ich die Stasis, wo den Plasmaschneider und beim wem die Metall-Projektile einsetzen wollte. Das ist Spannung pur. Und auch die neuen Waffen, allen voran eine pneumatische Speer-Kanone, sorgen für Abwechslung. Wie auch mit den Telekinetik-Geschossen nagelt ihr damit eure Feinde wie Käfer an die Wand und könnt ihnen anschließend noch einen Elektrostoß verpassen. Genial, um gleich mehrere Gegner auf einmal zu erledigen. Das Upgrade-System für eure Ausrüstung wurde dabei kaum angefasst.

Wie gehabt investiert ihr Power-Nodes in einen Technologie-Baum, der euch mehr Schaden, mehr Lebensenergie, schnelleres Nachladen oder eine höhere Waffenkapazität verspricht. Alternativ steckt ihr die wertvollen Bauteile in das Öffnen von speziellen Räumen, in denen viel Muntion und Credits zu finden gibt. Die meiste Zeit eine gute Investition. Leider muss ich an dieser Stelle auch schon abbrechen, obwohl wir die Testversion im Haus haben. Electronic Arts möchte, dass ich euch nicht zu viel verrate. Deswegen kann ich zur Story, zu weiteren Waffen und dem Multiplayer nichts sagen. Aber keine Sorge, den Rest samt Note gibt es dann pünktlich zum hoffentlich rechtzeitigen Release am 27. Januar.

Wer hier nicht blitzschnell reagiert, wird ins All gesogen.

Für mich waren die ersten Level von Dead Space 2 eine Achterbahn der Gefühle. Stimmung, Spannung und Action hat Visceral Games wirklich auf den Punkt genau eingefangen und damit sogar den genialen Vorgänger übertroffen. Während das Gameplay nur im Detail angefasst wurde, sorgen das neue Tempo, der Wahnsinn mitten in einer belebten Raumstation und der Untergang vor euren Augen für einen beeindruckenden Wechsel der Atmosphäre, ohne den blanken Horror der Schatten und Schreie ad acta zu legen. Doch momentan ist mir das Horror-Spektakel noch einen Tick zu linear. Das Gefühl von Größe, von Hilflosigkeit angesichts der scheinbar übermächtigen Außerirdischen und der wahnwitzigen Technologie geht mir in der eigentlich noch gewaltigeren Raumstationen aktuell noch ab. Ein kurzer Blick in die weiteren Abschnitte verspricht zwar Besserung, aber Visceral Games wollte scheinbar den Backtracking-Fehler nicht noch einmal wiederholen. Hoffentlich geht dabei nicht etwas verloren.

Und ja, Dead Space 2 fühlt sich in vielen Momenten etwas zu sehr nach dem Vorgänger an, um wirklich zu überraschen. Wenn man mit den gleichen Waffen, dem gleichen Anzug und den gleichen Gegner in einem dunklen Raum unterwegs ist, weist nichts, wirklich gar nichts darauf hin, dass man den Nachfolger spielt. Deshalb bin ich gespannt, was Story, Leveldesign und vor allem der Multiplayer zu bieten haben. Diese Elemente werden entscheiden, ob es dem amerikanischen Entwicklerteam auch ohne ihr kreatives Mastermind Glen Schofield - der arbeitet inzwischen für Activision - gelingt, den kongenialen Vorgänger zu übertreffen. Wir sprechen uns am 27sten.

Dead Space 2 soll am 27. Januar für PS3, Xbox 360 und PC erscheinen. Die USK-Freigabe wurde leider von der bayerischen Regierung angefochten. Ob es EA gelingt, den deutschen Releasetermin einzuhalten, muss man derzeit wohl oder übel abwarten.

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