Dead Space 3 - Vorschau
Es ist weder Hoth noch E.D.N. III, aber dennoch eine eisige Hölle. Voller Necromorphe und erstmals mit einem Koop-Partner.
Wie erweitert man die Zielgruppe eines Spiels? Nun, einerseits sicherlich durch gutes Marketing, aber allen voran natürlich durch ein qualitativ gutes Spiel und die daraus resultierende Mundpropaganda unter den Spielern. Bei Dead Space 2 haben es Electronic Arts und Visceral Games zudem mit einem kompetitiven Multiplayer-Modus versucht. Necromorphe gegen Menschen. Bietet sich von der Thematik her sicherlich an, aber ist es das, was man erwartet, wenn man einen Survival-Horror-Titel kauft? Eher nicht. Und mich persönlich sowie auch viele andere hat es sicherlich zu keiner Sekunde interessiert.
Dementsprechend hat man das Ganze wohl auch deswegen für dritten Teil wieder gestrichen, setzt aber stattdessen auf einen anderen Multiplayer-Aspekt: Koop. Während der eine oder andere von euch nun sicherlich an den Koop-Part von Resident Evil 5 denkt - ob mit Schrecken oder nicht, sei mal dahingestellt -, versichert Visceral, dass das Spielerlebnis einer einzelnen Person nicht darunter leiden soll. Wenn ihr alleine spielt, seid ihr auch alleine. Kein halb-intelligenter KI-Begleiter trottet ständig hinter euch her und geht euch auf die Nerven. Stattdessen soll Isaac hier so was wie Selbstgespräche führen. Wirklich mehr dazu ist bislang aber auch noch nicht bekannt.
Schauplatz von Dead Space 3 ist diesmal überwiegend der Eisplanet Tau Volantis, auf dem Clarke und seine Begleiter zu Beginn des Spiels abstürzen. Und als ob die eisige Kälte nicht schon genug wäre, tummeln sich auch noch haufenweise Necromorphe auf der Welt. In jedem Fall kein gemütlicher Ort. Kurz nach dem Absturz taumelt Isaac durch die Kälte, während Nebel und Schneewehen die Sicht behindern. Überall Wrackteile und Feuer, während das rote blinkende Licht auf seinem Rücken dezent darauf hinweist, dass Isaac nicht gerade bei bester Gesundheit ist.
Das Gebiet ist offener, als man es bislang von den dunkleren und engen Korridoren der Reihe gewohnt ist. Das soll auch für das gesamte Spiel gelten. Visceral spricht von weniger Linearität, will euch optional etwa ein paar Nebenmissionen erledigen lassen. Dank den schon angesprochenen Schneeverwehungen und Nebelschwaden sieht man hier anfangs aber nicht wirklich viel, muss aufpassen und seine Augen offen halten. Das geht so weit, bis plötzlich vor einem ein paar Necromorphe praktisch aus dem Nichts auftauchen, zuvor noch unerkennbar verhüllt im wabernden Nebel. Zum Glück trägt Isaac seine Waffe bei sich, durchlöchert seine Feinde, schießt ihnen ihre Tentakel vom Leib. Dazu noch hier und da ein wenig Stasis, damit sie nicht zu nah an euch herankommen. Eine kleine, aber nützliche Änderung zeigt sich auch während der Kämpfe schon am "Interface". Anstatt wie zuvor nur die verbleibende Kapazität des jeweiligen Magazins anzuzeigen, sieht man nun auch noch die Gesamtzahl der Magazine direkt darunter. Die Munition ist nun übrigens universell einsetzbar, ihr sollt auch im Spielverlauf mehr davon finden. Obendrein wird es möglich sein, die Eigenschaften verschiedener Waffen an den Werkbänken miteinander zu kombinieren.
Weiter geht es für Isaac auf einem denkbar unangenehmen Weg. Vorbei an einem Abgrund, was in einem Survival-Horror-Spiel ja geradezu dazu einlädt, in Schwierigkeiten zu geraten. Und tatsächlich gibt der Boden nach, das danebenstehende Fahrzeug gerät ins Wanken und droht zu kippen. Drückt die richtigen Tasten, damit Isaac nicht in die Tiefe stürzt und durch die Fahrerkabine des Vehikels hindurch klettert und sich mit einem letzten Hechtsprung in Sicherheit bringt, bevor sich der Stahlkoloss mit einem lauten Krächzen über die Klippe hinweg verabschiedet. Wenig später dann der überraschende Szeneriewechsel - mehr oder weniger jedenfalls. Der Nebel lichtet sich und ihr steht plötzlich vor einer Basis, während ihr im Hintergrund einen riesigen Planeten am Firmament seht und die Sonne rötlich auf euch hinab schimmert. Das sieht doch erst mal nach einem halbwegs sicheren Unterschlupf aus. Wobei, wirklich sicher kann man sich in Dead Space eigentlich nie sein.
Kurz vor der Basis trifft Isaac jedenfalls John Carver wieder, mit dem er auf dem Planeten abgestürzt ist. Spielt ihr alleine, ist Carver nichts weiter als ein NPC. Spielt ihr mit einem Freund, übernimmt der Carvers Rolle. Das resultiert dann in unterschiedlichen Dialogen, angepassten Zwischensequenzen und dem einen oder anderen Story-Detail, das ihr ansonsten nicht mitbekommen würdet. Aber keine Angst: Visceral versichert, dass euch nichts Entscheidendes entgehen soll, wenn ihr alleine mit Isaac durch die Gegend streift. Es ist mehr ein kleiner Anreiz, vielleicht doch mal den Koop-Modus auszuprobieren.
Ein Beispiel für solche Veränderungen ist etwa ein Fahrstuhl, den Isaac benutzt und dem ein etwas größerer Necromorph einen Besuch abstattet. Ist Isaac alleine, taumelt er durch die Gegend, stürzt über das Geländer und hält sich schließlich daran fest, bis der ganze Fahrstuhl wieder einige Meter nach unten stürzt. Ist Carver bei einem, passiert das so zwar auch, aber er versucht zumindest noch, Isaac wieder nach oben zu ziehen. Ein kleines, aber feines Detail. Davon abgesehen scheinen sich auch die Prioritäten der beiden etwas zu unterscheiden, was wiederum ein gewisses Konfliktpotenzial birgt. Während Isaac sich offensichtlich mehr Gedanken um Ellie macht, die zu Beginn mit einem abgerissenen Teil des Cockpits des abstürzenden Schiffs in die Tiefe gerissen wird, scheint Carver vornehmlich an der Beseitigung der Necromorphe interessiert zu sein.
Der Necromorph gibt sich unterdessen natürlich nicht damit zufrieden, den Fahrstuhl zum Absturz gebracht zu haben und lässt den Spieler nicht in Ruhe. Hat vermutlich Hunger oder so. Praktischerweise sieht man seine Schwachstellen in leuchtendem Orange auf seinem Körper, was in der Kombination mit der Eiswelt doch irgendwie an Capcoms Lost Planet erinnert. Mit gemeinsamen Kräften stellen sich Isaac und Carver dem Vieh entgegen. Stasis macht es dabei einfacher, das große Monster etwas zu verlangsamen, und währenddessen gezielt seine Schwachstellen unter Beschuss zu nehmen.
Nachdem der Necromorph einiges eingesteckt hat und die Flucht ergreift, eröffnet er euch dabei praktischerweise noch einen Weg nach oben. So gelangt ihr in die Basis und trefft sogleich auf eine neue Gruppe von Feinden. In Dead Space 3 kämpft ihr direkt gegen die Unitologen und ihre Soldaten. Menschliche Feinde also, die zurückschießen, Granaten werfen. Letztere kann Isaac auch per Telekinse aufnehmen und wieder zum Absender zurückschicken. Neu hinzugekommen ist hier auch ein simples Deckungssystem, was bei Gegnern, die das Feuer erwidern und sich nicht wie Necromorphe auf euch stürzen, durchaus Sinn macht. Worauf man aber in jedem Fall gespannt sein kann, ist, was die USK zu menschlichen Gegnern sagen wird, schließlich hatte es schon bei der Veröffentlichung von Dead Space 2 einen Einspruch aus Bayern gegen die USK-Freigabe des Spiels gegeben, woraufhin sich die Veröffentlichung in Deutschland verzögerte.
Im Spiel könnt sollt ihr übrigens auch die Umgebung noch mal etwas umfangreicher gegen eure Feinde einsetzen können. Isaac und Carver stoßen zum Beispiel auf eine Art Bohrer, der sich in einem relativ begrenzten Raum wie wild zu drehen beginnt und alles zerfetzt, was ihm zu nahe kommt. Und auch unzählige Funken sprühen währenddessen durch die Gegend. Es ist zweifellos eine intensive Szene, die euren Puls etwas in die Höhe treibt. Selbstverständlich solltet ihr vermeiden, auf Tuchfühlung mit dem Bohrer zu gehen, aber ihr könnt wenigstens eure Feinde hineinstoßen und dergleichen. Ans Saubermachen solltet ihr danach allerdings lieber nicht denken. Um den Bohrer zu stoppen, müsst ihr ihn wiederum mit Stasis bearbeiten, denn nur so dreht er sich langsam genug, damit ihr das "verwundbare" Objekt im Inneren treffen könnt.
Schlussendlich bekommen es die beiden mit einem wirklich gewaltigen Necromorph zu tun, der einige der Unitologen kurzerhand ansaugt und verschluckt. Ein Schicksal, das letzten Endes auch Isaac und Carver ereilt, doch zuvor spuckt die Monstrosität andere Feinde aus. Also weicht ihr aus, erledigt anstürmende Necromorphs und schießt auf seine verletzbaren Punkte um dessen Maul herum. Nützt euch aber schlussendlich alles nichts, wenn ihr euch im ekligen, schleimigen Inneren wiederfindet. Wie er da wieder raus kommt? Nun, das werden wir noch sehen. Ein allzu appetitliches Unterfangen wird es aber vermutlich nicht.
Wie es sich mit dem (Survival-)Horror-Action-Anteil in Dead Space 3 verhält, ist schwer zu sagen, solange man es nicht für eine Weile am Stück spielen konnte. Dass man sich gerne mal actionreichere Passagen herauspickt, um Spiele zu bewerben und der breiteren Zielgruppe schmackhafter zu machen, dürfte aber bekannt sein. Insofern bleibt abzuwarten, ob sich Dead Space 3 insgesamt noch mehr der Action zuwendet. Davon abgesehen erweckt das bislang gezeigte Material aber durchaus den Eindruck einer qualitativ guten Fortsetzung - zumal es nach den beiden Vorgängern auch nicht unbedingt einen Grund gibt, daran zu zweifeln.
Letztendlich gilt es sowieso, dabei die richtige Balance zwischen Survival-Horror und Action zu finden. An einigen Stellen in Dead Space 2 mag das vielleicht nicht so ganz geklappt haben, aber man lernt ja bekanntlich aus Fehlern (und aus Feedback). Der Koop-Modus sieht darüber hinaus nicht nur wie ein schnell zusammengeschustertes Anhängsel aus, um den kompetitiven Multiplayer zu ersetzen. Die Tatsache, dass es veränderte Dialoge, Zwischensequenzen, mehr Details zur Story und einen angepassten Schwierigkeitsgrad gibt, deutet vielmehr auf eine durchdachte Angelegenheit hin. Aber egal ob mit oder ohne Koop, ich kann es kaum erwarten, Isaacs Abenteuer fortzusetzen.