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Dead to Rights: Retribution

Auf den Hund gekommen

Für bekannte Hollywood-Schauspieler sind Tiere als Nebendarsteller Gift. Das süße Hunde-, Pferde- oder Katzenvieh stiehlt den Egomanen automatisch die Schau und verwandelt sie so ungewollt in Nebendarsteller. Superstars lassen deshalb von Tierfilmen meistens die Finger und überlassen dieses weite Feld der seichten Kino-Unterhaltung der zweiten Garde.

Bei Dead to Rights: Retribution kann der eindimensionale Hauptdarsteller Jack Slate dagegen froh sein, dass sein Hund Shadow mit von der Partie ist. Ohne den Wolf-Alaskan-Mischling wäre Dead to Rights: Retribution nämlich nur ganz normaler Action-Trash. Nette Unterhaltung, aber unterm Strich uninteressant und blitzschnell wieder aus dem Gedächtnis gelöscht.

Stattdessen macht der gewaltige Hund aus dem etwas prolligen Action-Kracher eine erstaunlich abwechslungsreiche Erfahrung und sorgt zumindest in den ersten Leveln für einige unvergessliche Momente. Als perfekter Kontrast zu der beinbrechenden Baller- und Prügelorgie mit Eiweißblase Jack sorgt die Schleichmechanik von Shadow für eine dicke Portion Spannung. Und auch optisch für eine positive Überraschung.

Shadow im Alleingang: Fass!

Klar, die Story von Dead to Rights: Retribution passt locker auf eine Briefmarke und weckt Erinnerungen an die Actionwelle der Achtziger. Böse Buben stürzen die Stadt Grant City ins Chaos und nur der knallharte Cop Jack Slate kann die Gefahr aus der Welt schaffen. Korrupte Cops, albern bemalte Gangmitglieder und eine Rhetorik auf Stammtisch-Niveau befördern das Spiel nicht unbedingt in Blockbuster-Regionen, doch da der Titel so ziemlich jeden guten Actiontitel der letzten Jahre beleiht, ist das Endergebnis überraschend spaßig.

Gleich der Einstieg vermittelt den Grundstein für die ungewöhnliche Symbiose zwischen Jack und Shadow. Der Wolfsmischling muss unseren verletzten Helden vor gesichtlosen Schergen beschützen. Ihr schleicht und sprintet durch den Level, während sich der KI-gesteuerte Jack blutend weiterschleppt. Auf Knopfdruck fallt ihr nahe Feinde an, reißt ihnen die Gurgel heraus, zerfetzt Arme, Beine und Genitalien. Gelingt euch ein Schleichkill, geht das blutige Handwerk ohne Warnung vonstatten.

Aber Vorsicht: Shadow besitzt relativ wenig Lebensenergie und ohne Jack als Helfer in der Not, gilt es taktisch vorzugehen. Außerdem heißt es Game Over, falls euer menschlicher Partner zu schwer verletzt wird. Zum Glück könnt ihr die Angreifer im Schleich-Modus auch durch Wände hindurch dank ihres Herzschlags entdecken. Mit einem leichten Bellen lassen sich so einzelne Gegner anlocken und erledigen.

Ballern, Prügeln, Ballern.

Im zweiten Level werden die Vorzeichen herumgedreht. Um den Spielern die Steuerung von Jack näherzubringen, stürmt dieser ganz allein ein Hochhaus, das von der so genannten Union in Geiselhaft genommen wurde. Schnell werden Erinnerungen an „Stirb Langsam“ wach. Korridor um Korridor, über Fahrstühle, Leitern und Treppenhäuser kämpft ihr euch bis an die Spitze vor. Neben dem recht klassischen Deckungs- und Fernkampfsystem bekommt ihr auch die überraschend komplexe Nahkampfmechanik vermittelt.

Durch die Kombination von leichten und schweren Schlägen, Blocks, Kontern und Finishing-Moves lassen sich sogar mehrere Gegner gleichzeitig bekämpfen. Geschickt entwendet Jack seinem Gegenüber die Waffe und erledigt ihn mit einem fließend gesetzten Kopfschuss. Er bricht Knie, knackt Wirbelsäulen und Arme. Ständige Munitionsknappheit zwingt euch immer wieder dazu, handgreiflich zu werden. Durch die knallharten Spezialattacken, Kopfschüsse und geschickt gesetzte Konter ladet ihr eine Adrenalinanzeige auf, mit der ihr eine Zeitlupenfunktion auslösen könnt. Abwechslungsreich wird das Ganze durch die Spezialisierung der Gegner. Während mächtige Hünen auf brutale Nahkampfattacken setzen, versuchen euch die Scharfschützen aus der Entfernung zu erledigen und das einfache Fußvolk rückt euch mit Maschinenpistolen und Schrotflinten auf die Pelle.