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Debris - Test

Zu den Fischen geschickt.

Diving Simulator mit Alien-Fischen, der zwar eine interessante Hintergrundgeschichte hat, der es aber über weite Strecken an Spannung fehlt.

Wenn mir gerade nach ein wenig Prokrastination ist, gucke ich mir gerne Foto-Klickstrecken über irgendwelche Tiefsee-Kreaturen an. Das liegt daran, dass es auf der Erde wohl nichts gibt, das einem Alien so nahe kommt wie diese bizarren Tiere, die teilweise aussehen wie aus einer Fieberfantasie von H.R. Giger. Etwa solche Erlebnisse habe ich mir auch von Debris versprochen - leider wurden meine Erwartungen aber nur teilweise erfüllt. Die Grundprämisse von Debris ist simpel: Ein Meteorit ist über der Arktis abgestürzt und seine Bruchstücke, im Spiel konsequenterweise Debris genannt, strahlen Wärme aus. Das führt dazu, dass sich im ewigen Eis jetzt ein Labyrinth aus Tunnels befindet und in ebendas werden Ryan, Chris und Sonya jetzt geschickt, um es zu dokumentieren. Denn das Alien-Material kann zur Energieerzeugung genutzt werden, was ein Megakonzern zu seinen Gunsten nutzen will. Bei einem Unfall wird Ryan von seinen beiden Kollegen getrennt und muss einen Weg aus dem eisigen Labyrinth finden.

Dieser Tauchgang wird nicht laufen wie geplant. (Debris - Test)

Ganz allein ist er dabei aber nicht, denn Sonya hat die Kontrolle über eine Tintenfisch-artige Unterwasserdrohne übernommen, die mit ihm sprechen kann. Das Spiel lässt sich allein oder im Koop-Modus spielen. Spielt ihr den Singleplayer-Modus, übernehmt ihr die Kontrolle über Ryan und Sonyas Drohne wird vom Computer gesteuert, spielt ihr zu zweit, übernimmt ein menschlicher Kollege die Kontrolle über den mechanischen Tintenfisch.

Nun müsst ihr unter Wasser irgendwie am Leben bleiben, denn natürlich könnte euch der Sauerstoff ausgehen oder die Technik des Taucheranzugs könnte versagen. Zudem habt ihr eine Waffe dabei, mit der ihr feindliche Fische abwehren könnt, die auf seltsame Art und Weise vom Alien-Material auf dem Meeresgrund beeinflusst werden. Sie bewachen es sogar und müssen deswegen auf den Meeresgrund geschickt werden, denn das Debris ist das einzige, das euch irgendwie mit Energie versorgen kann. Ihr entfernt also die aggressiven Fische und Sonya kann das Material dann ernten. Angezeigt wird euch selbiges übrigens immer als Zeit - die Zeit eben, die ihr noch habt bis ihr das Zeitliche segnet. Gebt ihr einen Schuss ab, verliert ihr Zeit, werdet ihr von einem Gegner getroffen, verliert ihr Zeit. Das gleiche gilt für Sonya. Deshalb könnt ihr eure verbliebene Lebenszeit auf Knopfdruck untereinander teilen.

Da ist es, das wertvolle Alien-Material. Sieht unscheinbar aus, ist für euer Überleben aber unverzichtbar. (Debris - Test)

Dieser Zeitdruck könnte ein wenig mehr zur Atmosphäre des Spiels beitragen, er funktioniert im Wesentlichen wie Lebensenergie. Entweder ihr habt gerade so viel davon, dass ihr euch keine Sorgen machen müsst, dass die Zeit von sich aus abläuft - oder ihr habt so wenig, dass ihr eben aufpassen müsst, dass euch keine Fische mehr attackieren. Wirklicher Zeitdruck wird so nicht erzeugt. Der hätte aber gepasst, denn insgesamt fühlt sich das unterirdische Höhlensystem in Debris schon ziemlich klaustrophobisch an. Eis, egal wohin ihr schaut und oft sehr viel Dunkelheit. Spielt ihr allein, fungiert Sonyas Tintenfisch als Wegweiser, meistens wisst ihr in diesem Fall also wohin ihr schwimmen sollt. Das Problem ist: Wirklich viel passiert unterwegs nicht. Im Wesentlichen tankt ihr am Alien-Material Energie nach, befördert ein paar Fische ins Jenseits oder weicht Feinden aus, beispielsweise größeren Fischen oder quallenartigen Kreaturen.

So bunt ist Debris nur selten. (Debris - Test)

Die Geschichte ist dabei durchaus interessant. Immer wieder schafft Ryan es, Kontakt zu Chris aufzunehmen, der sich ebenfalls irgendwo in diesem Labyrinth zu befinden scheint. Dann wieder werdet ihr von starken Strömungen durch scheinbar künstliche Gänge gespült, in denen gleichzeitig ein riesiger Aal sein Unwesen treibt. Häufig sind diese Momente aber nicht, verbunden sind sie durch endlose Passagen, in denen ihr durch das Halbdunkel unter Wasser schwimmt. Das wäre nicht so schlimm, wäre dieses Halbdunkel optisch beeindruckend, leider ist es aber genau so, wie ihr euch es vorstellt: Eis, Felsen, Wasser und hier und da ein bunter Fisch. Das Spiel verzichtet in weiten Teilen auf Musik, dafür hört ihr aber sehr gut, wie das Eis um euch herum knarzt, fast so als würde es jeden Moment zusammenbrechen. Das trägt einerseits zur Stimmung bei, andererseits hört ihr auch häufig Soundeffekte, die so klingen, als sei gerade etwas Erschreckendes passiert ... und seht dabei genau nichts. Vielleicht habe ich einfach unabsichtlich oft in die falsche Richtung gesehen, aber das Spiel hat es dann eben nicht geschafft, mich in die richtige zu lenken.

Spannend wird Debris immer dann, wenn ihr auf Strukturen trefft, die künstlich erscheinen. Wie diese hier. (Debris - Test)

Insgesamt zweieinhalb bis drei Stunden dauert es, bis ihr das Ende von Debris seht, je nachdem, wie gut ihr euch unter Wasser zurechtfindet. Unterwegs trefft ihr hier und da neue Gegner und andere Unterwasserkreaturen, im Wesentlichen schwimmt ihr aber nur von Speicherpunkt zu Speicherpunkt. Und diese Passagen fühlen sich letzten Endes einfach zu lang an, auch weil Sonya manchmal ein bisschen zögert bis sie euch den richtigen Weg zeigt. So verbringt ihr in den größeren Höhlen des Spiels auch schon mal Zeit damit, die Nadel im Algenhaufen zu suchen - den Ort eben, der den nächsten Story-Fetzen auslöst, der Sonya triggert, damit sie euch den Weg zeigt oder der den nächsten Dialog auslöst. Damit irgendwas passiert.

Debris ist insgesamt kein schlechtes Spiel. Es scheitert nur ein wenig an seinen Ambitionen. Die Geschichte wäre insgesamt locker in der Hälfte der Spielzeit zu erzählen gewesen und dazwischen gibt es einfach zu wenig Fleisch. Die grundlegende Spielmechanik ist auf das Sammeln von Energie aus Alien-Material reduziert, davon abgesehen ist es narrative Exploration im Stil eines What Remains of Edith Finch oder Firewatch. Mit gut gesprochenen Dialogen zwar, aber eben ohne die tolle Spielwelt und mit sehr loser Geschichte. In dem, was man leicht abschätzig Walking Simulator nennt und was in diesem Fall eher ein Diving Simulator ist, muss die Spielwelt selbst eine Geschichte erzählen. Das tut sie in diesem Fall leider nicht. Debris hat tolle Ansätze - es scheitert aber an seinem vielleicht größten Alleinstellungsmerkmal, der trostlosen, leeren Unterwasserwelt.


Entwickler/Publisher: Moonray Studios/Moonray Studios - Erscheint für:PC - Preis: 19,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PC - Sprache: deutsche Bildschirmtexte, englische Sprachausgabe - Mikrotransaktionen: Nein

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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