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Def Jam Rapstar

Zensierte Musik

Rap war jetzt nicht mein erster Wunsch für eine neue Musikrichtung, die ein Karaokespiel hätte ergründen sollen. Kommerziell schon, schließlich ist das Genre beliebt, erfolgreich und verkauft massenhaft. Sogar an Kritikererfolgen wie bei Kanye Wests neuem Album gibt es keinen Mangel. Aber trotzdem, wären nicht mongolische Obertongesänge viel spannender gewesen? Mal was ganz anders? Na dann halt nicht, es wird mit Def Jam Rapstar gerappt.

Und das sehr anständig. Das Grundkonzept der Karaokegames ist definiert, aber was diese bisher eher selten wirklich zufriedenstellend hinbekamen, waren Ausflüge in eben dieses Genre. Mäkelte ein Singstar eben noch sehr diffizil an allem herum, was ich da so von mir gab, schien ihm beim Rappen plötzlich alles egal und suggerierte mir so, dass ich ja eine Zweitkarriere in diesem Bereich starten könnte. Zum Glück verlasse ich mich bei so etwas mehr auf meine menschlichen Zuhörer und Def Jam Rapstar bestätigt nun ihre freundlichen aber direkten Statements. Ich bin kein guter Rapper. Und Rapstar weiß das.

Ich weiß nicht genau, warum es das weiß, schließlich gibt es natürlich keinen Zugang zu den Code-Teilen, die das, was ihr von euch gebt, bewerten, aber Rapstar bekommt hin, woran die großen Namen im Musik-Games-Buisness scheitern. Ich würde gerne wissen, was diese Programme an dieser Stelle so anders machen. Selbst wenn ich halbwegs den Rhythmus halte und die meisten Wörter schnell genug herunterreiße, dabei aber die Feinheiten vergeige, werde ich hier abgestraft, während Rock Band so etwas komplett egal zu sein scheint. Das macht Rapstar in diesem Punkt zu einem weit besseren, fordernderen Spiel, das sowohl die Harten, Ambitionierten zufriedenstellen, auf der anderen Seite aber – heruntergeregelt natürlich – die Anfänger einfach Spaß haben lässt.

Es hilft allerdings, den Rhythmus eines Songs zu verinnerlichen und dann auch noch, sobald der Schwierigkeitsgrad hochgeht, die Wörter schon mal gehört zu haben, da der hüpfende Kuller und auch die Zeilen selbst auf einem 40-Zöller recht mickerig wirkten. Eine einstellbare Schriftart wäre netter gewesen, da hätten dann auch die Bros und Hoes in den Originalvideos der 45 Songs in einem etwa kleineren Rahmen loslegen können.

Apropos Hoes. Dieses Spiel ist nicht ab 16 oder 18 und in den USA auch nicht als M eingestuft. Damit müssen für das T(een)-Rating ganz viele böse Wörter verschwinden, was sich in einem Genre, das die gewürzte Ausdrucksweise schätzt, am Ende nicht gut anfühlt. Klar, man selbst kann loslegen wie Captain Black auf seiner letzten Kaperfahrt, aber im Text und in den Songs selbst wurde das meiste herausgehäckselt und es schadet diesem Spiel mehr als alles andere, was es nicht ganz richtig macht. Es bleibt auch unklar, warum ein paar Shits und Hoes dann doch noch überlebten. Doppelmoral? Schlampigkeiten? Trotzdem, es hätte eine höhere Einstufung auf das Cover gehört und fertig. Und außerdem können die Kids die CDs ja auch kaufen, wie sie lustig sind. Glaube nicht, dass eine CD schon mal nicht ausgegeben wurde, weil da Parental Advisory draufstand.

Die Musikauswahl selbst ist nicht einfach. 45 Tracks sind der Durchschnitt in der Branche. Kein Komplettausfall, aber es hätten ruhig mehr sein können. Ich bringe hier wieder mal mein übliches Argument, dass ein solches Game nur fünf Tracks für den Start dabei haben sollte und ansonsten einen Gutschein für die restlichen Songs. Diese darf ich mir dann selbst nach Gusto zusammenstellen. Gibt's hier wieder nicht, dafür ist was für jeden dabei. Vom Wu Tang Clan über Busta Rhymes, von Run DMC zu Kanye West und dem Method Man zu Snoop Dog. Irgendwas gefällt jedem und als Partygame ist es damit qualifiziert. Einen Song, den man runterreißen möchte, sollte hier jeder entdecken, selbst wenn manchem die Gesamtauswahl zu sehr gestreamlined sein mag.

Die 15 Tracks zum Freestyle-Rappen sind für „echte" Rapper gedacht, die hier eine simple Möglichkeit bekommen, einfach zu einem der Beats loszulegen. Diese Ergebnisse lassen sich leicht über das eigene Rapstar-Portal online stellen, damit der Rest der Welt an eueren Fails und Siegen teilhaben kann. Hier findet der Online-Teil von Rapstar statt, was ein interessanter Ansatz ist. Ladet eure Meisterleistung hoch und der Rest der Community wird es bewerten, jemand wird euch vielleicht zu einem Battle herausfordern, ihr könnt da auch selbst tun oder euch Massen an lustigen oder auch erstaunlich talentierten Performances angucken. Wer im Genre so richtig drin ist, findet hier letztlich deutlich mehr, als YouTube ihm geben kann. Bis zu einem gewissen Punkt. Mal gucken, ob ein neuer Star in Rapstar entdeckt wird. Ist nicht auszuschließen.

Def Jam Rapstar leidet am meisten unter seiner eigenen Zensur. Auf diese Kastration wohlbekannter Songs hätte man verzichten müssen, denn so intelligent, sozialkritisch und was auch immer manche der Texte im Genre sind, genauso oft geht es auch um Hoes und Bitches, Money und anderen Shit und fuck noch eins, darauf darf so ein Game nicht verzichten. Wenigstens werdet ihr online nicht zensiert, wenn ihr eure Meisterwerke mit der Welt über das erstaunlich kompetente Portal teilt. Als Partygame vor Ort in der richtigen Gruppe punktet Rapstar auf jeden Fall am sichersten, da endlich mal vernünftig die Qualität des Rappers eingestuft werden. Hätte man diese programmiertechnische Leistung auch noch in einem größeren oder – noch besser – frei zusammenstellbaren Repertoire ausleben können, wäre mein Enthusiasmus noch größer. Aber auch so bekommen Rapper endlich ihr eigenes, richtig gutes Musik-Spiel. Hat ja lange genug gedauert.

Def Jam Rapstar gibt es für Wii, Xbox 360 und PS3 entweder einzeln oder zusammen mit Mikrofonen.

7 / 10

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