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Defense Grid: The Awakening

Tower Defense 1.5

Es ist unglaublich, wie die Veröffentlichung von Modifikations-Tools die Lebensdauer eines Titels verlängern kann. So hat zum Beispiel das erste Half-Life durch seinen Ableger Counter-Strike bis heute überlebt. Über 10 Jahre. In der Computerspieleindustrie eine halbe Ewigkeit. Noch nicht ganz so lange, aber fast ebenso erfolgreich, konnte sich WarCraft III behaupten. Seit über sechs Jahren schlagen sich Tausende Spieler Tag für Tag durch das Echtzeitstrategiespiel. Doch statt den normalen Vs.-Gefechten zu fröhnen, setzen Fans vor allem auf die Modifikationen Defender of the Ancient, Footmen Frenzy und Maze/Tower Defense. Drei Spielmodi, in die man mehr Zeit versenken kann als in so manchen Vollpreistitel.

Da ist es kein Wunder, dass solche erfolgreichen Spielkonzepte früher oder später kopiert werden, um den Community-Erfolg in Geld umzumünzen. Während Defender of the Ancient in Kürze mit Demigod seine Wiederauferstehung feiert und Footmen Frenzy noch immer auf einen würdigen Nachfolger wartet, wurde Tower Defense (Türme und Laufwege getrennt) beziehungsweise Maze Defense (Laufwege werden durch Türme geschaffen) schon für verschiedenste Plattformen realisiert. Titel wie Pixeljunk Monsters, Lock's Quest oder jetzt Defense Grid: The Awakening greifen die Grundidee auf und bereichern das Gameplay oft durch neue Elemente. An die packenden Auseinandersetzungen im Battle.net reichen allerdings nur wenige heran.

Für die dicken Brummer braucht Ihr Laser-Türme.

Zumindest optisch kann Defense Grid sein Vorbild übertrumpfen. Die Gamebryo-Engine setzt die Gefechte gegen die außerirdischen Gegner-Horden gefällig in Szene. Mit Bump-Mapping und realistischem Schattenwurf wird zwar kein Unreal Engine 3 Niveau erreicht, für das Genre ist es aber mehr als ausreichend. Die Independent-Entwickler Hidden Path haben dem Titel sogar eine kleine Story verpasst. Erzählt wird von der Invasion einer außerirdischen Rasse, die Ihr gemeinsam mit einer schwatzhaften Künstlichen Intelligenz abwehren müsst.

Um die Reaktor-Kerne vor den Angreifern zu sichern, platziert Ihr wie beim Vorbild Abwehrtürme an strategisch wichtigen Stellen in der Level-Architektur. Die Geschütze schießen anschließend automatisch auf die Angreifer, die sich in Wellen in Richtung Reaktor aufmachen, und können aufgerüstet werden, um mehr Schaden zu verursachen. Neben einfachen Maschinengewehrstellungen umfasst das Arsenal Laser-Türme, die Schaden über Zeit generieren, Flammenwerfer, die mehrere Gegner auf einmal treffen, Temporal-Türme, die die Gegner verlangsamen, Meteor-Abschussrampen mit gewaltiger Reichweite und einfache, durchschlagkräftige Kanonen.

Jede Angreifer-Welle besteht wiederum aus verschiedenen Alien-Arten, die besondere Fähigkeiten aufweisen und auf spezielle Angriffsarten äußerst allergisch reagieren. Bossgegner, unsichtbare Feinde und fliegende Angreifer vervollständigen die Palette und sorgen für den nötigen Tiefgang. Mit steigendem Level wird die Komplexität erhöht. Ihr müsst mit den erspielten Finanzen jonglieren, sollt Angriffswege blockieren und in einigen Leveln Laufwege erarbeiten. Gleichzeitig steigt der Schwierigkeitsgrad an. Ihr müsst Euch in dem letzten Abschnitt den Lösungsweg durch viele Neustarts hart erarbeiten. Dank Schnellvorspulfunktion bleiben Euch aber lange Wartezeiten erspart. Leider fehlt eine Funktion, einzelne Ziele auszuwählen sowie eine bessere Darstellung der Schussreichweite. Kein Beinbruch, aber doch störend.

Mit der Zeit werden Karten immer komplexer und größer.

Auch was den Umfang angeht, liefert Defense Grid lediglich das Pflicht-Programm ab. Nach dem ersten Durchgang ist Schluss. Nach 5-7 Stunden habt Ihr die Kampagne bezwungen und arbeitet nur noch an Eurer Online-Tabellenplatzierung. Spezielle Herausforderungen bietet zwar einen gewissen Wiederspielwert, aber nicht genug Substanz, um Euch langfristig bei der Stange zu halten. Auch einen motivierenden Online-Modus wie bei den Battle.net-Varianten sucht Ihr vergeblich. Die Einzelspieler-Erfahrung steht klar im Vordergrund. Die Langzeitmotivation ist so etwas dürftig, aber was will man bei einem Download-Titel für 20 Euro erwarten?

Für Tower Defense bin ich eigentlich immer zu haben, vor allem wenn ein Titel wie Defense Grid so eine schicke Grafik und frische Ideen abliefert. Zwanzig Level lang begeisterte das eingängige Spielprinzip, doch danach herrscht die große Leere. Die Entwickler haben viel Potential verschenkt. Gerade der naheliegende Mehrspieler-Modus hätte dem Titel mächtig auf die Sprünge geholfen. Auch kleine Details, wie oft nicht korrekt abschätzbare Reichweite, eine fehlende Möglichkeit, Zielprioritäten festzulegen und kleine KI-Aussetzer kosten Defense Grid den Titel „Überraschungshit“. Trotzdem ist das Spiel angesichts des günstigen Preises sein Geld wert. Nicht mehr, aber ganz sicher auch nicht weniger.

Defense Grid: The Awakening gibt es nur als Download für den PC. Auf Steam kostet der Titel ca. 20 Euro.

7 / 10

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