DF From Software EU 2010
Was lange währt, wird nicht schlechter. Oder einfacher.
Für Fantasyfans dürfte damit ein kleiner Traum in Erfüllung gehen. Mit genau dem notwendigen Timing und wirklicher Fingerfertigkeit erreicht Ihr nach Stunden des Übens den Zen des Kampfes mit zwei harmonierenden Waffen, pariert elegant und setzt mit der anderen Hand nach, alles ohne dass Euch die KI unter die Arme greift oder es an irgendeinem Punkt in billiges Buttonsmashing verfallen würde.
Dieses dürft Ihr Euch nicht mal bei dem simpelsten Feinden leisten. Der Reiz liegt darin, das richtige Gefühl für die Geschwindigkeit und das Trägheitsmoment einer Waffe zu finden, die kurze Zeitverzögerung zu lernen, die es dauert, um den Schild zu heben oder die Distanz zu suchen, die Euch die nötige Edge gegen einen bestimmten Feind gibt.
Und jeder Feind verhält sich anders. Für jeden müsst Ihr eine kleine Anpassung der Strategie bereithalten. Insbesondere viele der Bosse dürft Ihr nicht mal auf eine mittelschwere, geschweige denn die leichte Schulter nehmen. Ohne Taktik und Überlegung gibt es weder Blumentöpfe noch Seelen zu gewinnen. Die Third-Person-Sicht stellt interessanterweise kein Hindernis dar, sondern macht das richtige Timing bei dieser detailgetreuen Umsetzung von Hieb- und Stichwaffen erst möglich.
Demon's Souls mag eine harte, mitunter bösartige Nuss sein, das beste Kampfsystem überhaupt in einem Action-Rolli bringt es trotzdem in den Deal mit ein und lässt hier auch Oblivion oder das letzte Might & Magic weit hinter sich. Dieses System verbindet Spieltiefe mit Spaß und Herausforderung. Sollte ich ein Kompliment zum Kampf vergessen haben, dürft Ihr es Euch dazu denken.
Bekanntlich ist aller Anfang nicht leicht und hier gilt das doppelt. Schon bei der Wahl des Charakters könnt Ihr Euch das Leben schwer machen, zum Beispiel indem Ihr einen auf Zauber ausgerichteten zusammenbastelt. Wie in fast allen Spielen der Sparte bestraft es Euch mit anfänglich luschigen Sprüchen, viel zu wenig magischer Energie und lächerlich wenig Hitpoints. Trotzdem solltet Ihr auch diese Charakterklasse nicht generell verschmähen. Nach ein paar harten, bitteren, schmerzvollen und erniedrigenden Stunden beginnt sich das Blatt zu drehen. Selbst wenn die Sprüche selten das Repertoire des Üblichen verlassen, macht es einfach Laune, als fieser Erzmagier es dem Feind in gleicher Münze zurückzuzahlen und Gandalf-Style Schwert und Zauberstab synchron zu schwingen.
Ganz kann Demon's Souls seine Probleme mit der Balance nicht ablegen. Nicht nur, dass die Charaktere ein wenig mehr als sonst mit ihren Eigenheiten zu kämpfen haben, auch einige der Passagen an sich und vor allem die Bosse sind sich nicht ganz einig, welcher Schwierigkeitsgrad um sie herum passiert. Eben noch schlendert Ihr durch eine scheinbar für eher niedrige Level ausgelegte Passage, da taucht eine Bestie hinter der nächsten Ecke auf und putzt Euch weg, bevor Ihr „Was in Lokis verlogenem Namen ist das?!" rufen könnt. Solche Stellen bleiben eine Seltenheiten, für die gelegentliche Überraschung sorgen sie trotzdem. Aber selbst Gandalf starb einmal und wie er auch kehrt Ihr zurück. Im Gegensatz zum alten Rauschebart erhaltet Ihr allerdings kein Licht-Upgrade, sondern die Halbierung der Lebensenergie. Außerdem verliert Ihr alles an Seelenmünzen. Und werdet zum Start des Levels zurückgesetzt, wo alle zuvor getöteten Monster ebenfalls aus dem Land der gefallenen Pixel zurückkehrten.
Damit nicht genug, Ihr dürft auch keine Items verkaufen, es gibt keine Bank und Euer einziger Freund ist ein netter Kerl, der Gegenstände für Euch aufbewahrt. Erst nachdem Ihr einen ausgewachsenen Dämon - sprich Endgegner - den Garaus machtet, dürft Ihr wieder als vollwertiger Charakter die Lande unsicher machen. Gewöhnt Euch daran, dass dies nicht sehr häufig vorkommen dürfte. Als ich eingangs siebzehn Mal erwähnte, dass dies kein Ausflug für die Mutlosen sei, habe ich nicht übertrieben.