Der beste, traurigste Abschied des Jahres: Shadow Gambit ist der perfekte Schlussstrich
Traurig, aber verständlich.
Rückblickend hat mich Shadow Gambit: The Cursed Crew sehr berührt. Nicht, weil seine Geschichte besonders emotional aufwühlend oder tränenreich wäre. Nein, vielmehr weil das verantwortliche Studio Mimimi Games nur wenige Tage nach der Veröffentlichung des Titels wie aus dem Nichts ankündigte, dass es das letzte Spiel des Studios sei. Boom.
Das traf mich an diesem Tag doch unvorbereitet. Einerseits, weil ich absolut nicht damit gerechnet hatte. Und andererseits, weil ich mich nach Shadow Gambit auf weitere Stealth-Spiele des Studios freute. Aber dazu wird es nicht kommen, was unglaublich schade ist. Nicht zuletzt Desperados 3 und Shadow Gambit waren beides herausragende Vertreter ihres Genres und was das Studio auf dem Kasten hat, deutete man zuvor bereits mit Shadow Tactics an.
Aber wie heißt es? Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Vielleicht mag es aus spielerischer Hinsicht schön sein, das Kapitel Mimimi Games mit einem Spiel wie Shadow Gambit abzuschließen. Ein Spiel, das das Stealth-Genre zelebriert, von Anfang bis Ende prima spielbar ist, die bekannten Stärken des Genres ausspielt, gleichzeitig neue Impulse mit einbringt und sich einem relativ unverbrauchten Szenario annimmt. Hier verließ man sich nicht auf Branchentrends, man machte das, was man perfektioniert hatte - auch, wenn das vielleicht kein Millionenpublikum anspricht. Doch während ich andere Multi-Millionen-Dollar-Projekte bereits wieder verdrängt habe, werden mir Shadow Gambit und Mimimis andere Spiele noch eine Weile im Gedächtnis bleiben.
Weniger schön sind die Gründe, die dahinterstecken. Viel Arbeit, viel Stress, wenig Zeit für Familie und Co. Dass die Gründer des Studios so offen darüber sprechen, zeigt auf der einen Seite, wie viel Mühe und Aufwand in ein solches Unterfangen fließen. Und das schon bei einem solch kleinen Studio. Wie es bei größeren Unternehmen vielleicht aussieht, mag man sich kaum ausmalen. Insofern womöglich ein warnendes Beispiel für andere. Zugleich ist es nur allzu verständlich, menschlich. Niemand sollte sich für seine Arbeit aufreiben. So schade es für die deutsche Spielebranche ist, dass Mimimi Games verschwindet, so ist es doch gut, dass sie zu dem Zeitpunkt, an dem sie es für richtig und nötig erachteten, einen Schlussstrich gezogen haben. Jedenfalls besser, als noch eine Weile immer so weiterzumachen und noch mehr "quality time" zu verpassen.
Was bleibt, ist ein wunderbares Abschiedsgeschenk eines Studios, das sich von Titel zu Titel gesteigert hat und nun am Höhepunkt abtritt. Aber nicht, ohne es nicht zuletzt noch mit DLCs und Modding-Tools zu erweitern. Alles andere als selbstverständlich in einer solchen Situation. Und genau deswegen wird Mimimi Games in Zukunft fehlen, denn damit geht ein Stück Menschlichkeit und ein Stück dieses familiären Gefühls, das das Studio versprühte, in dieser nahezu komplett auf Profit ausgerichteten Branche verloren. Eine, in der nicht jedes Studio so frei wie Mimimi selbst bestimmen kann, wann Schluss ist. Wenn ihr euch nur entfernt für dieses Genre interessiert, dann spielt Shadow Gambit.
Zum Test von: Shadow Gambit: The Cursed Crew
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