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Der Blick von Außerhalb

Teil 2: Larry, Lara und es ist kein Spiel

Playstation – Doch, es ist ein Spiel

Sony Playstation – Slogan: „It´s not a Game.“

Aber weder Tetris noch Nintendo schafften es, das Videospiel aus der Kinder/Nerd-Ecke herauszuholen. Erst ein japanischer Newcomer auf dem Markt der Spiele bewältigte diese Aufgabe, dafür aber mit einer Bravour und Eleganz, die bis dahin niemand dieser Industrie zugetraut hätte. Vielleicht lag es daran, dass der Elektronikgigant Sony mehr Erfahrung als alle Konkurrenten zusammen mitbrachte, wenn es darum geht, Lifestyle zu verkaufen.

Die Playstation war eigentlich auch nicht mehr als eine Spielkonsole. Vom gelegentlichen und auch wirklich nur seltenen Missbrauch als CD-Player mal abgesehen, konnte sie auch nicht mehr, als Spiele auf den Screen bringen. Und sie sah beim besten Willen nicht so aus, als würde sie dafür prädestiniert zu sein, sich als Standardaccessoire in das Wohnzimmer des erfolgreichen Mitzwanziger bis Mitdreißiger einzuschmiegen. Grau, klobig und besonders neben dieser 2000 Mark Sony-HiFi-Anlage geradezu deplatziert. Aber wen interessiert es, wie das Produkt aussieht, wenn das Image stimmt.

Und hier leistete Sony mit der bis dahin erwachsensten Kampagne ganze Arbeit. Man verzichtete weitestgehend auf den Hinweis, dass die Playstation eine Spielkonsole ist. Das dezente Logo auf schwarzem Grund stand im Vordergrund, irgendwo tauchte noch ein „play“ als Schlagwort auf, aber nur sehr klein neben dem alles verleugnendem Slogan „It´s not a Game.“ Und es prangte in allen wichtigen Großstädten auf Häuserwänden. Size does matter!

Schön war sie nicht. War auch gar nicht nötig.

Es war hot, es war cool, aber gleichzeitig stylisch und nutze alle Macht aus, die ihm das Marketing gab. Ein SEGA Saturn wurde mit den Worten „Ist das so was wie ne Playstation?“ bedacht, das Nintendo 64 war schon wegen des Namens Nintendo als Spielzeug abgetan. Der dynamische junge Mann von Welt hatte eine Playstation zu Hause. Und plötzlich wurden Videospielsessions in männlicher, leicht angeheiterter Runde zu einer völlig legitimen Abendbeschäftigung. Und niemand fühlte sich auch nur für eine Sekunde so, als müsste er sich dafür schämen, mit einem Kinderspielzeug den Abend verbracht zu haben.

Sonys Playstation erreichte den Durchbruch, der Nintendo so lange versagt blieb. Das Image des Spielzeugs war abgelegt, nicht länger waren Spielkonsolen das Vorrecht der Kinder in Deutschlands Augen. Eine Playstation machte einen zwar nicht erwachsener, aber es stempelte einen auch nicht mehr als infantil ab.

Lara Croft – Was Farin und Bono mögen, kann nicht schlecht sein

Laras Guinness Buch Eintrag: „Die erfolgreichste menschliche Videospielfigur aller Zeiten“

Ist der Master Chief, Samus oder Sackboy der oder die Coolste? Alles nur die zweite Reihe. In der Wahrnehmung der großen Öffentlichkeit gibt es eigentlich nur eine einzige Videospielfigur seit Mario, die wirklichen Einfluss hatte. Sie ist Britin, trägt zwei niemals leere Pistolen und lebt ihre Vorliebe für knappe Kleidung bei ihren Ausflügen in vergessene Zivilisationen freizügig aus. Lara Croft.

Die Ärzte casteten sie für das Video „Männer sind Schweine“, U2s PopMart Tour lockte mit der resoluten Britin, sie schaffte es auf das Cover von The Face und tauchte in Werbespots für VISA, SEAT und dem in England populären Energy Drink Lucozade auf. Gen X–Autors Douglas Couplands schlicht als „Lara´s Book“ betiteltes Buch über ihren Einfluss auf die Pop-Kultur der 90er zieht ein paar sehr kurze Kreise um die Frage, inwieweit Miss Croft wohl die geheimen Wünsche der Post-X Generation repräsentieren könnte. Ansonsten enthält es Hunderte von Lara Bildern. Sie ist halt das perfekte Pin-Up-Model. Viel einfacher im Handling als ihre ganze Schar von Personifikationen.

Publikumsliebling in allen Generationen

Die bekannteste dürfte Angelina Jolie mit ihren beiden Hollywood-Auftritten sein, die Ehre der ersten „echten“ Lara gebührt jedoch zu gleichen Teilen Katie Price und Nathalie Cook. Cooks Fotoshooting für den Daily Mirror dürfte sie als recht positiv in Erinnerung haben, jedenfalls weit mehr als Price, die mittlerweile zu einem beliebten Ziel dieses Tabloids wurde. Einen Fehltritt der anderen Art erlaubte sich Nell McAndrews, die sich 1999 für den Playboy entblätterte und sofort von Eidos entthront wurde. Auch die Verweise auf Lara Croft mussten vom Männermagazin verschwinden, etwas, was dessen Leser sicher verschmerzen konnten. Derzeit übernimmt Alison Carroll die Rolle und sie wird sicher nicht die letzte Miss Croft sein.

Welchen Einfluss Miss Croft auf die Gesellschaft hat, weiß ich nicht. Aber daran, dass sie weit bekannter als jeder bunte Hund ist, besteht kein Zweifel. Jeder hat sie schon mal gesehen. Fast jeder weiß, wie sie heißt. Und die meisten verbinden sie sogar mit einem Videospiel.

Den letzten Part unseres „Blick von Außerhalb“-Specials dürft Ihr Euch morgen zu Gemüte führen.

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