Der Corsair TC200 sitzt sich gut, aber was zur Hölle ist mit den Rollen los?
Eine POsitive Sitzfläche.
Den Corsair TC200 zu testen war für mich wirklich interessant, besitze ich doch einen klassischen Omega von Secret Lab, der in derselben Preisklasse mitspielt. Etwa 400 Euro zahlt man für jeden der beiden Stühle. Wunderbar also, um faire Vergleiche zu meinem mittlerweile fünf Jahre alten Bock zu ziehen. Ja, 400 Euro sind nicht ohne, ich bin also mit einer gewissen Erwartung an den Test des Gaming-Stuhls gegangen und wurde an einigen Stellen positiv, an anderen negativ überrascht.
Schick, schlank und schön praktisch
Corsairs TC200 ist ein Gaming-Stuhl, der über viele angenehme Features verfügt. So könnt ihr die Rückenlehne zwischen 90 und 180 Grad verstellen, in einem Winkel von bis zu 17 Grad wippen und die 4D-Armlehnen anpassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Gaming-Stühlen besitzt der TC200 von Corsair eine richtige Lordosenstütze - also nicht bloß ein Kissen, sondern eine ergonomisch geformte Rückenlehne. Verstellbar ist diese aber leider nicht. Maximal ist der Gaming-Stuhl für Menschen bis zu einer Höhe von 196 Zentimetern und hält bis zu 121 Kilogramm aus. Das Racing-inspirierte Design ist sportlich und edel zugleich.
Den Stuhl könnt ihr in Schwarz oder Grau kaufen und euch zusätzlich zwischen PU-Leder und Stoff entscheiden. Ich habe mich für einen grauen Kunstlederstuhl entschieden - ist leicht abzuwischen und doch ein wenig fröhlicher als das immergleiche Schwarz so vieler Büro- und Gaming-Sessel. Die weißen Zierstreifen sind aber trotzdem aus Stoff und werden leider dementsprechend schnell dreckig. Ein undefinierbarer roter Fleck hat sich bei mir schon eingeschlichen. Tomatensauce? Aufstrich? Lässt sich nicht mehr herausschmecken.
Mit Stil über den Boden schleifen
Klar, das Paket war wieder groß und schwer - wobei das in diesem Fall sicherlich eine Frage der Perspektive oder viel eher der Muskelmasse ist. Ich für meinen Teil war froh, die sperrigen 26 Kilo nicht allein in die Wohnung schleppen zu müssen. Zusammenbauen musste ich den TC200 dann aber doch nur mit den eigenen zwei Händen. Das war durchaus möglich, Stuhl steht, aber kleine Problemchen hätten da sicher vermieden werden können. So hat eines der Metallteile, die den Rücken mit dem Sitz verbinden, einfach die ersten Schrammen in das Polster gekratzt, die ihr gleich auf dem Foto sehen könnt. Unschön, egal ob es nun an scharfen Kanten oder einem weniger robusten Obermaterial liegt. Obwohl sehr präzise nach Anleitung gearbeitet wurde, sitzt die Rückenlehne minimal schief auf dem Sitz. Es hält meine 60 Kilo in jeder Sitz- und Wipp-Position, aber meinen inneren Perfektionisten stört es trotzdem ein wenig.
Schon während des Aufbaus ist mir mein größter Kritikpunkt direkt aufgefallen: die Rollen. Sie sind schön groß, sehen mit ihrem Radkappen-Design sehr sportlich aus, haben eine schöne dicke Gummischicht, die den Boden schützt, und machen einen wertigen Eindruck. Unpraktisch ist, wie diese über den Boden rollen. Ihr wisst doch sicher, wie sich klassische Mausräder anfühlen, wenn ihr mit ihnen scrollt. Sie rollen nicht stufenlos, sondern in kleinen Etappen, die ihr haptisch am Finger spürt. Klack, klack, klack, und ihr seit ein paar Informationen weiter. Bei Stühlen ist sich diese Mechanik eher fehl am Platz, denn man möchte ja möglichst leicht über den Boden gleiten. Nein, hier lassen sich die Rollen durch diese fragwürdige Design-Entscheidung mit mehr Widerstand als üblich über Holz- und Teppichboden ziehen.
Komm, dann schiebe ich hier noch meinen dritten Kritikpunkt rein, wenn wir schon dabei sind. Auch das Nackenkissen ist zwar hochwertig verarbeitet und hat sogar eine Schnalle am Gummiband, für mich ist es aber viel zu steif. Eine bequeme Position habe ich damit noch nicht gefunden, egal, wo ich es angebracht habe. Daher habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, es beiseitezulegen. Viel besser.
Der Hintern im Himmel
Womit ich allerdings mehr als nur zufrieden bin, ist die Sitzfläche. Diese ist minimal beweglich und so angenehm weich, dass ich auch nach zehn Stunden vor dem Rechner noch ein absolut bequemes Sitzgefühl habe. Ich könnte vermutlich Tage auf diesem Stuhl verbringen. In der Kunstleder-Version hat der TC200 auch noch kleine Luftlöcher, die das Erlebnis perfektionieren. Das ist besonders jetzt im Sommer ein echter Segen und für den Stuhl der perfekte Stress- beziehungsweise Schweißtest. Bis jetzt - wir hatten bis zu 36 Grad draußen und ich hatte ganz sicher keine langen Hosen an - bin ich noch trocken geblieben. Beim Aufstehen macht sich das Kunstleder natürlich bemerkbar und klebt, wenn auch nicht besonders fest, an der Haut. Im Schlüpper spielen dürfte aber trotzdem kein Problem sein, sofern ihr das wollt.
Für mich persönlich ist der Rücken nicht optimal, da die leichte Wölbung der Lordosenstütze etwas zu weit oben angesetzt ist, aber wenn ihr etwas größer als 165 Zentimeter seid, dürfte sich das sehr angenehm anfühlen. Ein zusätzliches Sitzkissen, um den Rücken an die Lehne anzugleichen, empfand ich hinsichtlich des traumhaften Sitzes als Verschwendung der Talente meines neuen Sitzkumpels. In der Höhe ist der Stuhl auch für kleinere Gamer absolut kein Problem.
Corsair TC200 im Test: Fazit
Insgesamt muss ich sagen, dass ich gerne auf Corsairs TC200 sitze. Ich rolle nur nicht gerne mit ihm. Ergonomisch besitzt er für den Preis angemessene Features, auch wenn nicht alle perfekt auf mich persönlich abgestimmt sind oder sich entsprechend anpassen lassen. Mein absolutes Highlight ist der himmlische Sitz, auf dem ich stunden-, nein, tagelang verweilen kann, ohne, dass sich mein Hintern platt sitzt. Meinem Gesäß gefällt das. Durch die leichte Beweglichkeit auf dem Stuhl wirkt er etwas weniger stabil als ein steifer Vertreter, bisher hat sich dieses Gefühl aber nicht bestätigt. Optisch ist er sportlich, schlank und wirkt nicht ganz so wuchtig wie andere Gamer-Sessel da draußen. Corsair liefert hier ein 400-Euro-Gesamtpaket, in dem viele gute Ideen stecken, besitzt aber auch ein paar eindeutige Schwächen, die beim Kauf ebenso abgewägt werden sollten.