Der fieseste Schlag in die Magengrube 2024: Mit Indika vom Glauben abzufallen, tut beinahe weh
Was fängt man mit der Freiheit an, wenn Dienen der Inhalt des Lebens war?
Das vermutlich unangenehmste Spiel dieses Jahr ist Indika: eine Abrechnung mit organisierter Religion und damit, wie Kirche und Militär einander nur zu gerne instrumentalisieren. 11bit Studios hat dem kleinen Studio Odd Meter geholfen, ein Arthouse-Game über Manipulation und Kontrolle auf den Markt zu bringen. Das ist nicht nur optisch, in Szenenbild und Kamera, absolut faszinierend, es zieht seine Spielenden auch als persönliche Geschichte einer jungen Nonne tief in einen entrückten Albtraum hinein, wie ein A24 Film.
Es ist ein langer, oft quälender, aber immer spannender Weg durch dieses bisweilen nihilistische Action-Adventure, aber einer, den ich gerne bis zum Ende ging. Mir setzte schwer zu, mit welcher Frage mich es entließ. Schaut es euch unbedingt an, wenn ihr damit leben könnt, dass ein Spiel euch nicht zwangsläufig gefallen will.
Es folgen Spoiler zur stärksten Szene des Spiels, die zugleich das Ende von Indika darstellt. Falls ihr noch vorhabt, den Titel zu erleben, solltet ihr hier aufhören zu lesen.
Wie dieses Spiel endete, das sitzt mir bis heute in den Knochen. Sowohl Indika als auch ihre Begleitung auf diesem unfreiwilligen Road-Trip, der desertierte Soldat Ilya, verlieren gen Ende ihrer Reise in einem Leihhaus ihren Glauben, als sich der vermeintlich heilige Gegenstand, den sie suchen, als Tand herausstellt. Während Ilya sich dem Alkohol hingibt, verstimmt erstmals seit Ewigkeiten die teuflische Stimme, die Indika unentwegt das Leben buchstäblich zur Hölle machte.
Die Stille verspricht zunächst heilsame Erlösung. Dann wird sie auf einmal drückend, während Indikas Blick über die herumstehenden Gegenstände im Pfandhaus huscht: Möbel, Kronleuchter, Schmuck und andere Statussymbole können ihn nicht halten. Wie unruhig sich die junge Frau umschaut, vermittelt eine verzweifelnde Verlorenheit. Das Vakuum, das der Glaube erst erzeugte, dann ausfüllte und nun hinterlässt, droht Indika zu verschlucken. Ein wortloser, aber umso eindringlicherer Abschluss, der allein durch die Bewegung seiner Kamera die Geschichte zuende erzählt. Bemerkenswertes Spiel.
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