Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden
Einer muss es ja machen (Aber warum muss man es zeigen?)
Spielerisch macht das Sinn, denn dass die Fertigkeiten sich ergänzen, wird schon aus ihrer Beschreibung klar. Wer mal nicht zwei menschliche Spieler zur Hand hat, darf halbwegs beruhigt sein: Die KI scheint zu wissen, was wann zu tun ist, aber sie ersetzen nicht alle Fertigkeiten. Manche funktionieren nur im Zusammenspiel mit anderen Menschen. Es bleiben euch nicht direkt Wege verschlossen, aber besonders tolle Ausrüstung wurde sehr gut versteckt und man muss schon als Gruppe zusammenarbeiten, um sie zu entdecken.
An normalem Loot wird es keinen Mangel geben. Neben dem Hochleveln der Figuren ist dies das zweite Genre-Standbein und es wird in Der Krieg im Norden ausgekostet werden. Bis zur Neige, wie es aussieht. Hoffen wir, dass das Interface die persönlichen Schatzbeutel schön übersichtlich hält. Nichts nervt mehr, als lange hin- und herklicken zu müssen, um rauszufinden, welche Axt jetzt die bessere ist. Aber wie schon gesagt, Snowblind macht das nicht zu ersten Mal, wird schon funktionieren.
Ein sehr spannender Koop-Faktor wird der vierte im Bunde sein. Beleram ist kein Charakter im eigentlichen Sinne und leider in keinster Weise direkt spielbar. Schade, denn wer würde nicht gerne einmal als einer der Riesenadler – auch bekannt als „warum nochmal haben wir den nicht bis Mordor geflogen?" – durch Mittelerde gleiten? Er hat jedoch seinen Platz in der Geschichte – hoffentlich nicht nur dann, wenn große Berge überquert werden müssen – und auch im Kampf als eine Art Wunderwaffe.
Wann diese einzusetzen ist, sollte mit den Mitspielern abgesprochen werden, denn wenn alle darauf warten, dass die anderen in der Hitze der heranrückenden Ork-Horden schon wissen werden, wann der Adler zu rufen ist, endet das schnell böse. Die Fertigkeit, ihn zu rufen, haben automatisch alle, Koordination ist also wichtig. Zwischen den Kämpfen wird der kräftige Riesenvogel auch noch ein paar Hindernisse aus dem Weg räumen, um euch so Zugang zu noch mehr Loot zu verschaffen.
Die Reise dieser Ersatz-Gefährten beginnt irgendwo in den nördlichen Ausläufern des Auenlandes und führt bis weit in den Norden hinein. Wie weit und zu welchen Sehenswürdigkeiten genau, wird sich zeigen, aber gerade die Kartographie dieser Ecke der Tolkien-Welt sollte ein paar sehenswerte Ruinen zu bieten haben. Ruinen, weil zumindest in der Zeit des Spiels dort oben vieles ein zusätzliches „ehemalig" im Namen trägt. Das ehemalige Reich des Hexenkönigs von Angmar, das ehemalige Reich von Arnor und über die Gegend von Forodwaith kennt man auch nur ein paar Bruchstücke aus dem Buch der verschollenen Geschichten. Viel Platz für freie Interpretationen in das weite Reich erzählerischer Irrelevanz.
Von allem, was man bisher über Der Krieg im Norden sieht und weiß, wird das ein wirklich netter bis hin zu großartiger Vertreter seiner gerade wieder mehr in Mode kommenden Zunft. Snowblind weiß, wo Brot und Salz im Hack´n´Slay-RPG-Haus stehen und ergänzt die Grundlagen von Looten und Charakteraufbau mit der intensiven Nutzung des Koop-Gedankens aus MMORPGs. Das zusammen wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein wundervoller, wenn auch jahreszeitlich nicht perfekt getroffener Spätsommer in Mittelwerde werden. Was das Spiel als solches angeht, braucht man sich hier fast keine Gedanken zu machen, das Schlimmste, was passieren kann, ist Mittelmaß. Okay, das wäre ziemlich schlimm, aber so richtig kann ich es mir nicht vorstellen. Das hier wird mehr als das.
Und gleichzeitig weiß ich wieder mal, dass ich viel Zeit in einem nicht dokumentierten Nebenschauplatz einer bekannten Geschichte verbringen werde, deren Ausgang definiert sein muss. Es kamen keine riesigen Armeen aus dem Norden, also muss Mission X wohl gut gelaufen sein. Das Spiel kann mir gerne suggerieren, dass es knapp war, aber ich hätte wesentlich lieber eine komplette Emanzipation von der Hauptgeschichte erlebt. Aber was solls. Ein Nerd will immer mehr und vor allem was anderes, also einfach in den Spieler-Modus gewechselt und auf ein gutes Spiel gefreut.
Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden wird im Herbst für PC, Xbox 360 und PS3 erscheinen.