Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn
Abenteuer für die ganze Familie
"Die Macht der Adjektive lernt man nicht nur im Deutsch-Unterricht, sondern auch auf einem Handheld. Alles Super!"
Es war ein magischer Kino-Moment. Aragorn und die Armee von Gondor stehen vor der schwarzen Pforte Morias und starten einen verzweifelten Angriff, um die Aufmerksamkeit des finsteren Sauron von Ringträger Frodo und seinem Begleiter Sam abzulenken. Aragorn, Gandalf, Gimli, Legolas und die verbliebenen Soldaten erschauern, als sich die Pforte öffnet und Morias Horden hinausströmen. Orks, Söldner, Trolle, selbst ein flammender Balrog greift die mutigen Helden an... Moment mal, wie bitte? Ein Balrog? An der Pforte von Mordor? Da stimmt doch etwas nicht!
Dieser Meinung ist zumindest Frodo. Nein, nicht der Ring-Frodo... zum Zeitpunkt, an dem die eigentliche Handlung von Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn einsetzt, hat dieser Frodo längst gemeinsam mit Gandalf Mittelerde verlassen, Aragorn sitzt als König Elessar auf dem Thron von Gondor und Samwise Gamdschie hat geheiratet und ist stolzer Vater.
Und einen seiner Söhne, Frodo Gamdschie spielt ihr immer wieder zwischen Aragorns spektakulären Abenteuern, von denen Sam seinen Söhnen und seiner Tochter berichtet. Und da ist es kein Wunder, dass in der kindlichen Hobbit-Fantasie so manch eine Gefahr noch gefährlicher und so manch ein Kampf noch dramatischer ausfällt, als er eigentlich war. Und so kommt dann auch der Balrog plötzlich nach Mordor. Aufmerksame Leser haben hier sicher schon erkannt: Das erste Konsolenspiel zum Herrn der Ringe, seit die Lizenz bei Warner Bros. liegt, ist vor allem für jüngere Spieler gedacht. Das liebliche Auenland und Sams Kinder bilden den Rahmen für ein familienfreundliches Abenteuer, in dem zwar gehauen, aber nicht gemetzelt wird, bei dem Eltern ihrem Nachwuchs im Koop-Modus zur Hand gehen können und in dem die Geschichte der Gefährten auf ein lineares Zelda-Gerüst gespannt wurde.
Tatsächlich scheint dieser Aragorn eher mit Nintendos Link als mit dem alten Isildur verwandt zu sein. Aragorn steuert sich quasi genauso wie Link in der Twilight-Princess-Episode, löst kleine Rätsel, schwingt sein Schwert per Wiimote und reitet später auch auf Pferderücken über weite Felder und Steppen - Hyrule lässt grüßen. Im Gegensatz zu Nintendos Kultserie sind die Abenteuer von Aragorn aber weit einfacher und linearer. Zwar gibt es immer mal wieder kleine Sidequests, aber ihr habt weit weniger Freiheiten als in einem Zelda-Abenteuer. Am deutlichsten macht das die Option zur Wegfindung - bleibt kurz stehen und haltet den A-Knopf, schon zeigt euch ein heller Schein den Weg zu eurem nächsten Ziel.
Das schöne an den Spielen zum Herrn der Ringe ist die großartige Welt, auf die sie zurückgreifen können. Die Designs der drei Filme von Peter Jackson sind einfach herrlich und werten das Spiel von der ersten Minute an auf, genau wie Howard Shores grandiose Kompositionen. Überhaupt hat Publisher Warner Bros. keine Kosten und Mühen gescheut, um dem Spiel den richtigen Flair zu verleihen. Deutsche Spieler freuen sich über professionelle Sprecher, wer seine Konsole auf Englisch schaltet, wird erfreut feststellen, dass niemand geringeres als Sam-Darsteller Sean Astin die Geschichte von Aragorn vorträgt.
Dabei kann man Aragorns Abenteuern ohne Wenn und Aber eines zugestehen: Das Spiel sieht auf der Wii richtig hübsch aus. Detaillierte Hintergründe, schöne Effekte, ansprechend gesetzte Lichtquellen und ordentliche Animationen lassen kaum Wünsche offen. Gut, bei den Charaktermodellen ist eine gewisse Inkonsequenz zu beobachten.