Der Herr der Ringe Online: Die Schatten von Angmar

Gemächlich, aber trotzdem spannend

Im Gegensatz zu hektischeren MMOG-Vertretern wie Guild Wars, wirkt das Spielgeschehen bei HdRO oft eher gemächlich und in der Präsentation sogar fast schon zurückhaltend. Beispiel Kampfsystem: Da reine Magierklassen mit zerstörerischen Zaubern fehlen, dauern die Kämpfe relativ lange und der Nahkampf steht häufig im Vordergrund. Die zugrunde liegende Spielmechanik ist jedoch eingängig und trotzdem vielseitig. So nutzt Ihr nicht nur die von Euren Klassentrainern eingekauften aktiven und passiven Fertigkeiten, quasi nebenbei sammelt Ihr im "Buch der Taten" zudem über Talente weitere spezielle Eigenschaften, mit denen Ihr Eure Charaktere individualisiert und ausbaut. Abhängig davon, in welcher der insgesamt neun Zonen Ihr Euch befindet, erhaltet Ihr während der Abenteuer Auszeichnungen und Titel, die Euer Ansehen steigern. Etwa durch das Töten bestimmter Monsterarten, den häufigen Einsatz diverser Fertigkeiten oder einfach das Erledigen von Missionen.

Ein weiteres Beispiel für die eher ruhige Präsentation ist die Hintergrundmusik: Sie ist sehr zurückhaltend gestaltet, ja geradezu schlicht und entbehrt mangels Filmlizenz leider der Melodien, die uns vom Kino-Soundtrack ans Herz gewachsen sind. In der Beta sind wir zudem nur spärlich mit Sprachausgabe verwöhnt worden. NPCs "blaffen" meist nur einen Satz heraus, nachdem Ihr sie anwählt. Trotzdem fühlt man sich ständig als Teil einer lebendigen Fantasywelt, weil etwaige NPCs, an denen man vorbei läuft oder neben denen man steht, per "Sprechblase" los plappern und zum Weitergehen auffordern, sich miteinander unterhalten oder unaufgefordert von ihren Abenteuern berichten.

Um das bislang gelungene Gesamtbild noch zu unterstreichen, setzt Herr der Ringe Online auf viele komfortable Features, die man in MMOGs heutzutage nicht mehr missen möchte: Dazu gehört unter anderem das Teilen von Aufträgen mit Mitspielern, eine Rückkaufmöglichkeit von versehentlich veräußerten Gegenständen, ein Auktionshaus, Postzustellung oder das bequeme Vergleichen von Item-Statistiken. Während der Kämpfe unterstützt Euch zudem eine aktive Warteliste für Skills, sodass Ihr Eure Aktionen durchaus in taktischer Hinsicht vorausplant. Ein innovatives Feature ist für Gruppen einsetzbar: Wer mit anderen Spielern gegen Monster antritt, setzt durch geschicktes Zusammenspielen spezielle Gefährten-Heldentaten (mächtige Zusatzskills) ein und bekämpft die Feinde effektiver. Wer lieber solo spielt, wird vor allem Anfangs voll auf seine Kosten kommen: Die meisten Aufgaben lassen sich problemlos als Einzelgänger bewältigen.

In der Haut der Bestie

Geht Euch die schöne bunte Welt gegen den Strich und Ihr wollt lieber für das Böse tätig sein, habt Ihr ab Level 10 die Gelegenheit dazu. Dann nämlich aktiviert Ihr an speziellen Brunnen ("Grausamer Wahrsagerteich") das Monsterspiel und schlüpft in die Haut von Orks oder anderen Bestien, um Saurons Macht zu stärken und die freien Völker Mittelerdes zu unterjochen. Ab Level 40 steht es Euch frei, mit Euren normalen Charakteren gegen die Bösewichte anzutreten. Hierbei verdient Ihr in Schlachten und Aufträgen Schicksalspunkte, die Ihr entweder in den Ausbau der bösen Charaktere steckt oder weitere Fähigkeiten für Eure "guten" Spielfiguren freischaltet. Erhältlich sind beispielsweise temporäre Stärkungen (Buffs).

Fernab der Kämpfe übt Ihr natürlich auch in HdRO einen Handwerksberuf aus. Genauer gesagt sind es gleich drei, weil Eure Auswahl immer eine Kombination von Fertigkeiten nach sich zieht. Wollt Ihr Euch als etwa Waffenschmied verdingen, lernt Ihr zusätzlich noch das Handwerk des Schürfers und Drechslers. Die notwendigen Rohstoffe findet Ihr in der freien "Natur", beispielsweise den Abbau von Erzlagerstätten. Für viele Gegenstände benötigt Ihr jedoch zusätzliche Materialien anderer Berufe, seid also auf Zukauf oder Tausch angewiesen. Durch das Experimentieren mit gefundenen Ingredienzien soll es sogar möglich sein, einzigartige Gegenstände herzustellen.