Der Legion Pro 7i Gen 9 ist mein erstes Powerhouse für unterwegs – so richtig mobil ist man damit aber nicht
Für reiche Arme.
Ich bin mir sehr bewusst darüber, dass man als Redakteur Vorteile genießt, die Anderen nicht zur Verfügung stehen, und einer davon ist das Ausprobieren von Hardware, die man unter anderen Umständen im Leben nicht zu Gesicht bekommen hätte – Hardware wie ein High-End-Laptop von Lenovo, genauer gesagt der Legion Pro 7i.
Dabei gehöre ich gar nicht zur Zielgruppe eines solchen Monsters, das will ich gleich sagen. Zum Spielen unterwegs reicht mir das Steam Deck völlig aus und ich bin ja ohnehin niemand, der interaktive Abenteuer nur unter grafischer Volllast genießen kann. Auch reise ich nicht ständig zwischen zwei Wohnorten umher, weshalb ein stationärer Rechner sowie ebenso fest installierte Konsolen meine zentralen Spielstationen sind.
Trotzdem war ich neugierig darauf, wie sich Gaming auf einem Laptop anfühlen würde, der in Sachen Leistung sogar meinen aktuellen Computer den einen oder anderen Meter hinter sich lässt. Immerhin stecken in dem Legion Pro 7i, den mir Lenovo zur Verfügung gestellt hat, neben nVidias RTX 4090 auch ein i9 der 14. Generation sowie 32 GB DDR5-Speicher. Mit 2 TB SSD-Speicher war zudem ausreichend Platz für ein wenig Software vorhanden.
Andere Spezifikationen weichen in Sachen Haupt- und SSD-Speicher sowie Grafikkarte ab und kosten daher von derzeit ungefähr 3.200 Euro bis mehr als 4.000 Euro, wobei "meine" Version mit einem UVP von knapp 3.800 Euro zu Buche schlug – Beträge, die ich für ein Notebook nie ausgeben würde, aber wenn Lenovo schon fragt, ob ich mir dieses Monster mal genauer anschauen möchte…
Nur einen Vergleich mit ähnlichen Rechnern kann ich euch hier nicht anbieten. Dazu fehlt mir die tiefe Einsicht in diese Art Hardware und auch der geübte Blick dafür, worauf es bei einigen der Komponenten im Detail ankommt. Lest diesen Text daher als Erfahrungsbericht, nicht als Test. Ich sag’s mal so: Eine schlechte Wertung wäre wohl in keinem Fall dabei herausgekommen.
Hochwertig verarbeitet
Angesehen habe ich mir das Ganze also; ein paar Wochen lang, bevor das Leihmodell wieder an den Hersteller zurückging. Und ich muss sagen: Alles daran fühlt sich verdammt gut an! Das fängt bei der Performance in aktuellen Videospielen an und geht über das Benutzen von Tastatur und Touchpad bis hin zur Handhabung des Geräts selbst. Wobei das unter anderem an seinem hohen Gewicht liegt, denn dass man das Display hochklappen kann, ohne den gesamten Laptop anzukippen, liegt auch daran, dass der wie ein Stein auf dem Tisch liegt. Dazu später noch ein paar mehr Gedanken.
Von der hochwertigen Verarbeitung war ich also wirklich angetan, was bei dem Preis freilich wenig überrascht. Die Tastatur ist jedenfalls klasse, wahlweise natürlich per RGB mit verschiedenen Farben und Mustern beleuchtet, und nicht nur zum Spielen, sondern auch zum bequemen Tippen längerer Texte geeignet. Von daher macht der Legion Pro 7i auch als Arbeitsrechner eine ausgezeichnete Figur.
Starke Leistung – je nach Bedarf
Vor allem ist das Spielen mit derartiger Technik aber tatsächlich ein Traum. Das anspruchsvolle Star Wars Outlaws läuft hervorragend und sieht mit voll aktiviertem Direct Lighting auch so aus, während man in Cyberpunk 2077 ein flüssiges Night City bei vollem Path Tracing genießt – auch deshalb übrigens, weil der IPS-Bildschirm herrlich satte Farben in HDR sowie mit bis zu 240 Hz darstellt.
Wer etwas Strom sparen will, kann die Frequenz auf 60 Hz reduzieren und sollte das dann über entsprechende Tools auch bei der Bildrate tun. Die 16:10-Auflösung von 2560 mal 1600 Punkten stellt das Geschehen dabei absolut scharf dar, wobei man das Bild aufgrund der bei 16 Zoll relativ hohen Pixeldichte als hochauflösend wahrnimmt. Abgesehen davon kann man nicht nur externe Bildschirme anschließen, denn Leistung und Anschlüsse (Ethernet, HDMI 2.1, Kopfhörer/Mikrofon 3,5mm, 4 x USB A 3.2 sowie 2 x USB C 3.2 bei meiner Konfiguration) des Lenovo-Notebooks sind auch für aktuelle VR-Anwendungen mehr als ausreichend.
Zudem ist es um einiges praktischer, bei zum Beispiel Rennsimulationen wie Assetto Corsa Competizione, das auf höchster Einstellung hervorragend performt, nicht mit einer zweiten Garnitur Maus und Tastatur zu hantieren, sondern einfach den Rechner selbst neben das Cockpit zu stellen. Bei Roomscale-Anwendungen rate ich allerdings zur Vorsicht, denn rund 4.000 Euro will man weder buchstäblich mit Füßen treten noch will man so stark am Kabel ziehen, dass man das Gerät vom Tisch holt.
Obwohl ich sämtliche Titel auf deutlichen größeren Bildschirmen hätte spielen können, bin ich daher oft lange am Legion Pro 7i hängen geblieben, weil es mit dieser Kombination aus Leistung und Display ein leichtes ist, in fantastischen Welten zu versinken. Dazu tragen auch der sehr ordentliche Klang der verbauten Lautsprecher und die Tatsache bei, dass der Lüfter beim Abruf der vollen Leistung selbstverständlich hörbar, aber sehr verträglich in einer recht tiefen Tonlage schnurrt.
Zusätzlich haben das ebenso einfache wie stilvolle Design sowie die gute Handhabung ihren Anteil daran. Ich hatte zumindest nie das Gefühl, eins dieser krampfhaft auf für mein Empfinden billige Science-Fiction getrimmten Spielzeuge in den Händen zu halten.
Wie viel könnt ihr er-tragen?
Und trotzdem gibt es ein paar Kleinigkeiten, die mir ein wenig unausgewogen vorkommen. Nehmt zum Beispiel das 16 Zoll große Display: Schön und praktisch natürlich, dass es mit seinen schmalen Rändern angenehm modern wirkt, doch es gibt selbst im mobilen Bereich größere Diagonalen. Und ich frage mich, warum Lenovo bei einem Gerät, das vor allem auf High-End-Grafik setzt, die Bildschirmgröße nicht stärker ausreizt.
Manche Details geraten bei 16 Zoll nämlich ziemlich klein – was mir besonders stark auffiel, als ich auch mal Spiele angesehen habe, die Viele womöglich eher unterwegs starten. Das famose HighFleet etwa wurde da zu einer ausgesprochen fitzeligen Angelegenheit. Auch wenn das freilich kein Problem nicht nur dieses Unterwegs-Computers ist. Klar, mein Steam Deck ist noch kleiner. Das kann ich allerdings so nah vors Gesicht ziehen, wie es jeweils sein muss.
Wobei Mobilität für mein Empfinden ohnehin nicht die große Stärke des Legion Pro 7i ist. Immerhin wiegt das Gerät mehr als zweieinhalb Kilogramm, die ich – gelinde formuliert – höchst ungern mit mir herumtrage. Was auch daran liegt, dass der Akku des Laptop nicht einmal eine Stunde durchhält, solange anspruchsvolle Spiele darauf laufen.
Das alles sollte man bedenken, wenn man mit einem Kauf liebäugelt. Und so richtig will mir das auch gar nicht in den Kopf. Denn wer den Laptop nicht gerade im Auto transportiert, um ihn zum Beispiel, wie eingangs schon angerissen, an verschiedenen Wohnorten fast ausschließlich lokal und am Strom zu betreiben, dem rate ich eher zu einem ähnlich teuren Desktop-Rechner mit größerem Bildschirm.
Nun tut Lenovo einiges, um die Laufzeit des Notebooks zu steigern, wenn man weniger leistungshungrige Anwendungen nutzt. Wie erwähnt darf man die Frequenz des Displays schließlich auf 60 reduzieren und kann außerdem wählen, ob die GPU überhaupt genutzt werden soll. So lässt sich mit dem Legion Pro 7i unterwegs durchaus arbeiten! Ganz verloren ist man ohne Steckdose daher nicht in jedem Fall.
Ich will zum Abschluss nur noch auf eine ärgerliche Kleinigkeit hinweisen, die mir bei einer Neuinstallation von Windows 11 aufgefallen ist. Denn auch wenn sich die Meisten von euch womöglich nie damit beschäftigen müssen, so ist es doch ärgerlich, dass sowohl Ethernet- als auch Touchpad-Treiber erst händisch installiert werden müssen, bevor man die entsprechenden Komponenten nutzen kann. Das ist leider eine Ecke umständlicher als es bei anderen Laptops der Fall ist.
Im Gegenzug gefällt mir die Zurückhaltung in Sachen Software dafür umso mehr. Lenovo liefert den Rechner nämlich ohne Ballast aus. Installiert sind im Wesentlichen nur Windows 11 sowie ein Programm zum Verwalten aller Spiele, falls man Steam, Ubi Connect usw. nicht von Hand starten möchte, sowie natürlich eine Möglichkeit zum Verwalten der Hardware, also auch dem Einstellen der Energieprofile und ähnlicher Details.
Wenn man weiß, was man will
Unterm Strich sollte man also wissen, wofür man dieses mobile Kraftwerk braucht. Denn zum Spielen im Zug oder gar Flugzeug ist es aufgrund des hohen Gewichts (übrigens auch des Netzteils) und der geringen Akkulaufzeit bei anspruchsvollen Anwendungen nur bedingt geeignet. Wer den Legion Pro 7i allerdings ans Netz anschließt und entweder mit der Größe des 16-Zoll-Bildschirms zufrieden ist oder das Ganze mit einem Fernseher verbindet, der dürfte damit viel Freude haben.
Dann laufen nämlich sämtliche aktuellen sowie natürlich älteren Spiele bei vollen Details absolut flüssig. Man genießt neben dem guten Ton auch den hervorragenden Touch einer erstklassigen Tastatur, das ebenso zurückhaltende wie moderne Design sowie die aufs Wesentliche fokussierte Software-Ausstattung. Wem es das wert ist, der könnte um den Black Friday herum mal einen Blick riskieren; schon jetzt findet man auf der amerikanischen Webseite von Lenovo ja bereits entsprechende Angebote.
Lenovo Legion Pro 7i | |
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