Der Pate II
Familientrip durch fade Kulisse
Das kommt bei den unzähligen Schießereien und Schlägereien in den rauen Straßen New Yorks ansonsten eher selten auf. Als Don aber darf man kurzerhand gegnerische Etablissements sprengen und Mitglieder verfeindeter Familien umlegen lassen. An der passenden Spritzigkeit mangelt es dennoch. Man hat eher das Gefühl, unliebsame Aufgaben zu delegieren, als wirkliche Coups zu planen und schickt seine kampferprobten Männer irgendwann lediglich von einem Standort zum nächsten, während man selbst der Haupthandlung folgt.
Besonders lukrativ allerdings: Könnt Ihr alle Geschäfte eines bestimmten Kartells erobern und somit unter Eurem Namen einen, erhaltet Ihr saftige Extras. Das reicht von günstigerem Wachpersonal über praktische Munitionsgürtel, bis zu gepanzerten Fahrzeugen. Doch die Kartellübernahme ist nicht immer so einfach, wie es wohl scheint. Welche Familie gibt schon gerne zahlende „Geschäftspartner“ auf? Mal ganz abgesehen davon, dass die Unternehmen in insgesamt drei verschiedenen Städten ansässig sind.
So führt Euch die Storyline vom guten, alten New York in das sonnige Florida und schließlich ins brodelnde Havana, wo Revolutionäre gerade erst die Macht ergriffen haben. Ein stetiges Pendeln zwischen diesen Orten bleibt letztlich nicht aus, um den eigenen Einfluss international zu festigen. Allerdings ist das die meiste Zeit nicht so spannend, wie es klingen mag.
Obwohl Der Pate II noch ein paar Extras in Form von kaufbaren Fähigkeiten für Eure Gefolgsmänner oder gar Miniaufträge, die Euch Gefälligkeiten oder Geld einbringen, bereit hält, kommt das erwünschte Open World-Feeling nie wirklich auf. Zu eintönig und starr wirken die Metropolen, in denen eine Ecke der anderen gleicht. Keiner der drei Schauplätze verfügt über charakteristische Stadtviertel und abwechslungsreiche Lokalitäten. Ohne Karte fällt die Orientierung somit äußerst schwer und viel zu erkunden gibt es abseits der Aufträge ohnehin nicht.
Wobei letztere trotz diverser Tötungs- und Einschüchterungsmaßnahmen unglücklicherweise ständig nach den gleichen Schemata ablaufen. Wenn Ihr nicht gerade schlichtweg alle Gegner abknallen müsst, gilt es meist, zu einem bestimmten Ort zu fahren, um ein kleines Gespräch zu führen. Da übt die Motivation auf Dauer jedenfalls keinen mafiamäßigen Spielzwang mehr aus. Erst wenn schon ein großer Teil der Spieldauer verstrichen ist, kommt mal ein wenig Abwechslung in die dreckigen Machenschaften. Dann wird plötzlich geschlichen, gefahndet und geflohen. Ein richtiger Spaßschub, der außerdem die lang ersehnte Atmosphäre aufkommen lässt. Leider eine ganze Ecke zu spät.
Ein solches Defizit kann auch der gut gemeinte Multiplayer nicht Seidenanzug-glatt bügeln. Neben dem üblichen Teamdeathmatch und einem Sturm-Modus, bei dem es die Basis des gegnerischen Teams zu sprengen gilt, warten hier lediglich zwei nahezu identische Modi auf Euch. Wer im jeweiligen Spieltyp zuerst eine gewisse Anzahl an Tresoren knackt oder genug Benzintanks in Flammen setzt, hat gewonnen.
Anfangs ganz nett, prickelt die Online-Erfahrung aufgrund fehlender Dynamik aber nicht sonderlich lange. Somit verpufft relativ schnell sogar das wohl interessanteste Feature des Mehrspieler-Modus. Denn in den Matches verkörpert Ihr keinen Standardcharakter, sondern stets ein Mitglied Eurer Familie, das somit an Erfahrung gewinnt und infolgedessen mit neuen Waffenlizenzen aufgewertet werden darf. Immerhin ist eine gute Idee, die Erfolge On- und Offline miteinander zu verknüpfen.
Schon für den Release ist übrigens ein kostenloser Download zu einem neuen Spielmodus angekündigt, in dem Ihr Eure hart erarbeitete Kohle nutzt, um als Don strategische Gefechte zu kontrollieren. Sieg und Niederlage sollen dabei über Profit oder Verluste bestimmen. Vielleicht ein Schlag in die richtige Kerbe, der sich jedoch erst noch beweisen muss.
Letztendlich kann Der Pate II jedoch auf keinem Gebiet wirklich Macht demonstrieren. Atmosphäre, Storytelling, Fahrvergnügen und Spielwelt sind alles Aspekte, in denen ein Grand Theft Auto oft gleich um mehrere Längen intensiver, packender, spaßiger und vielseitiger ist. Und mit einem solchen muss sich EAs neues Werk trotz Don-Ansicht weiterhin messen, schließlich ist der Kern des Spiels immer noch der mächtigen Konkurrenz nachempfunden. Dabei sind die individuellen Ansätze vom taktischen Planungselement und den spezialisierten Teamkameraden durchweg positiv zu bewerten. Nur wurde hier lediglich am vorhandenen Potential gekratzt, statt diese Besonderheiten komplex und abwechslungsreich ins Spielgeschehen einzubinden.
Die Corleones müssen sich folglich mit einer eher mäßigen Wertung zufrieden geben. Absolute Pate-Fans und solche, die die Zeit zum kommenden Mafia II unbedingt überbrücken müssen, könnten vielleicht noch eine Spur mehr Spaß damit haben. Alles in allem macht Euch EA mit Der Pate II aber kein Angebot, das Ihr nicht auch ablehnen könntet.
Ab dem 10.04. könnt Ihr für eine kleine Summe Zaster Partner der Corleones werden