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Der Patrizier IV

Handel für Nerds und Noobs

Der Schlüssel zum Start und auch für den Rest des Spiels ist es, gute Handelsrouten zu finden. Die Planung läuft einfach. Auf der großen Karte klickt ihr eine beliebige Zahl und Reihenfolge von Städten an. Diese Route wird der Kapitän stur abfahren. Jetzt könnt ihr die etwa 25 oder 30 Handelsgüter komplett auf Automatik setzen und hoffen, dass Käpt'n schon weiß, was er kaufen und verkaufen soll – könnt ihr, zumindest in dieser Version, knicken, geht nicht gut – oder ihr legt für jede Stadt einzeln fest, was zu laufen hat. Die Maximal- und Minimalpreise für An- und Verkauf können einzeln definiert werden, was sich gerade bei kritischen Gütern auszahlt, die nicht immer gefragt sind. Eine beliebige Mischung von manueller Auswahl und Automatiken ist auch möglich.

Habt ihr die Route und den Handelsauftrag festgezurrt, lässt sich dieser speichern und später sehr bequem anderen Schiffen zuweisen. So baut ihr euch sehr komfortabel einen Bestand aus Routen wie „Winter – Rostock – Lübeck – Malmö" oder „Sommer – Aalborg – Bremen" zusammen, die sich bei Bedarf leicht auswählen lassen. Das Finden der guten Routen hat natürlich viel mit der Beobachtung der Städte zu tun und um das sinnvoll zu tun, muss ein Kontor vor Ort her. Die sind erst mal recht teuer, was es zum Start ein wenig kritisch werden lässt, nicht auf den ersten Fahrten das Vermögen zu verjubeln. Genau Auskünfte über die fernen Städte gibt es nämlich sonst nur, sobald euer Pott vor Anker liegt.

Was ich von den Beratern halten soll, die eigentlich über Ereignisse im Kontor wachen sollen, weiß ich noch nicht. Sie erzählen mir zwar vollkommen zurecht, dass nicht alles gut läuft und ich Verluste mache, aber ich fand keine Hinweise, was genau im Argen liegt und vor allem, wie ich vielleicht etwas dagegen tun kann. Sollte das noch kommen, dann wäre das gerade für Anfänger oder Wochenendhändler eine unendlich wertvolle Hilfe. Aber auch so ist mit ein wenig Übung möglich, recht schnell einen Überblick über die Lage zu bekommen. Ein paar gute Shortcuts zu den wichtigsten Menüs wie Handel oder die Ergebnisse von Routen, Flottenverwaltung und einigem mehr sind mit einem oder zwei Klicks zu erreichen und so macht Interface einen durchdachten und geschliffenen Eindruck.

Und dann waren da ja noch die Land- und Seegefechte. Ich muss zugeben, dass ich in meiner kurzen Vorschau-Karriere nur als Opfer endete und gar nicht erst zu Landgefechten kam. Der kurze Eindruck der Seekriege ist erst einmal gut und hübsch, bequem steuerbar und dass eines der Hauptmankos, die endlosen Verfolgungsjagden, ausgemerzt wurde, kam auch schon zur Sprache. Trotzdem schien das hier auch noch work in progress zu sein, daher dazu erst mehr Details, sobald eine „fertigere" Version vorliegt und ich auch ein paar nennenswerte Gefechte mit dafür geeigneten Schiffen überstand. Daher nur unter Vorbehalt: Der erste, gelungene Eindruck der Gefechte passt gut zum restlichen Spiel.

Mein erster Ausflug endete in der Pleite. Mein Zweiter schien nach ein paar Stunden einen anständigen Start für eine Händlerlaufbahn zu legen und als Nicht-Patrizier-2-Spieler – oder zumindest nicht in dem Maße, dass ich mich Fan nennen dürfte – kann ich ehrlich und aufrichtig sagen, dass Der Patrizier IV auch für Einsteiger in das Genre und Gelegenheitshändler einiges bereithält, ohne zu verschrecken.

Die ohne Zweifel fantastische und für einige sicher auch ein wenig unheimliche Komplexität des Modells hinter der schicken Optik wird durch das schnell handhabbare Interface beherrschbar. Wer sich von ein paar kleinen Rückschlägen am Start nicht abschrecken lässt, findet in das Spiel und freundet sich nach und nach mit immer mehr und mehr der Details und Feinheiten an, die so wichtig für den harten Kern der Patrizier-Fans sind. Man hat als Einsteiger mit diesem Spiel keine schlechten Aussichten, selber einer davon zu werden. Ich denke, dass Der Patrizier IV vieles richtig macht, um sowohl die Profis zu überzeugen als auch Handels-Noobs wie mich selbst für lange, lange Zeit in die Hanse zu locken. Kalypso tat gut daran, dem Ex-Ascaron-Team um Daniel Dumont diese Chance zu geben. Sie scheinen sie zu nutzen.

Bereits am 2. September 2010 soll es auf Handelsfahrt gehen.

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