Der POGA Lux Gaming-Koffer im Test: Wenn eine PS5 eine Reise tut
Der POGA Lux Gaming-Koffer hält eure PS5 überall direkt einsatzbereit. Aber für wen ist dieses Luxus-Accessoire wirklich geeignet?
Es gibt Produkte, bei denen man als normaler Mensch sehr intensiv nach dem "Use Case" fragen muss, also nach dem Fall, in dem man sie wirklich braucht. Da wären in der etwas unerreichbareren Kategorie die Learjets. Die Vorstellung, ein solches Flugzeug zu besitzen, mag dem einen oder anderen reizvoll erscheinen. Aber ohne den Job, das Bankkonto (alternativ die eigene Bank) oder einen passenden Lifestyle hätte man schnell einen rostenden Haufen Schrott in einer tropfenden Halle, weil man sich eine gute bei den laufenden Kosten dieses Monsters eh nicht leisten kann. Nun, um etwaige Reisen etwas angenehmer zu gestalten, gibt eine gewisse Bandbreite zwischen Lear-Jet und dem billigsten Ryan-Air-Sitz direkt am Klo. Zum Beispiel den POGA-Koffer für die PS5, der mit etwa 850 Euro zu Buche schlägt. Natürlich wird er getrennt von der PS5 verkauft, ihr müsst schon gucken, wo ihr die Konsole herbekommt. Jedenfalls nicht bei POGA, die eine PS5 zwar auch im Shop anbieten, aber wo sie wie in praktisch jedem anderen Shop auch auf "ausverkauft steht.
So oder so, der POGA Lux hilft euch nicht in einem normalen Flugzeug, da diese bei ihren normalen Sitzen mit einer 220-Volt-Wechselstrom-Steckdose aufwarten und was wir hier betreiben wollen, das gibt sich nicht mit einem USB-Anschluss zufrieden. Das wäre nämlich eine ausgewachsene PS5 und ein dazu passender 24-Zoll Gaming-Monitor. Dieses Duo, plus nötiger Anschlüsse und zwei Controller findet ihr sicher verstaut und gepolstert in einem mehr oder weniger handlichen Koffer. Dieser hat die Größe, von der ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass sie prädestiniert ist für Diskussionen mit dem Bodenpersonal, ob man ihn an Bord eines Flugzeuges mitnehmen darf. Oder ob er doch den geübten Würfen der Gepäck-Experten auf dem Rollfeld überlassen werden muss - 58 cm x 39 cm x 18 cm. Technisch gesehen wahrscheinlich exakt die Maße für ersteres, aber so hart an der Grenze, dass man fast automatisch als asozialer Barbar gebrandmarkt ist, der dafür sorgt, dass nicht mal ein kleiner Rucksack oben im Gepäckfach noch ein Plätzchen findet. Außerdem müsst ihr geschickt die 10 Kilo Gewicht kaschieren, indem ihr dank überlegener Körperkraft so tut, als wäre er leichter als eine Handtasche.
Dafür macht die Verarbeitung einen fantastischen Eindruck. Meine Unterwäsche wäre auf Reisen stolz, in so einem Panzerkasten mitreisen zu dürfen, aber da hat sie Pech gehabt. Alles hat hier im POGA seinen exakten Platz, der mit massivem Schaumstoff ausgepolstert wurde. Der Eindruck ist, dass man sich keine Sorgen um die PS5 machen muss, selbst wenn der POGA ganz oben vom Stapel des Gepäcks auf der anderen Seite runterfällt und anschließend 200 Meter über das Rollfeld von dem Gepäckschlepper hinterhergezogen wird. Kratzer, sicher. Dagegen ist auch das massive Aluminium nicht gefeit. Eine Beule hier und da vielleicht auch. Aber das Innenleben sollte nach wie vor mit zwei Handgriffen spielbereit sein.
Das ist auch wirklich so. Ihr habt hinten am Koffer außen den Stromanschluss, den ich persönlich für die einzige Achillesferse dieser Konstruktion halte. Wenn der Koffer zuvor strömenden Regen ausgesetzt war, dann könnte dies mal eben Terminal C mit einem Kurzschluss lahmlegen, alles nur, weil ihr die sechs Stunden Verspätung mit ein wenig FIFA auflockern wolltet. Dass dieser Anschluss nicht hinter einer Klappe liegt oder wenigstens eine Art von Verschluss hat, erstaunt mich ein wenig. Aber sollte kein Wasser im Spiel sein und ihr findet eine passende Steckdose, dann legt ihr den Koffer mit seinen 10 Kilo unbequem auf eurem Schoss ab, klappt den Deckel hoch und schon geht es los. Sofern nicht ein essenzielles Update nötig ist, was ihr dann über eine wackelige offene WLAN-Verbindung zu ziehen versucht. Aber dafür kann der POGA nichts.
Was dann folgt - wobei ich dringend einen festen Platz zur Ablage empfehle, das Ding ist auf dem Schoß nicht länger als zehn Minuten erträglich - ist feinste PS5-Action. Der AOC - 24G2U/BK Bildschirm aus der G2-Serie ist hochwertig genug, auch wenn das 1080p-IPS-Panel am Ende eher wegen seines geringen Gewichts, Preises und integrierten Lautsprecher verbaut wurde, als wirklich wegen seiner PS5-Geeignetheit. Diese braucht nämlich seltener die 144Hz und viel häufiger HDR, was der AOC nicht bietet. Aber gut, unterwegs ist nicht zu Hause, Abstriche sind zu machen. Dafür ist er halbwegs leuchtkräftig und wenn ihn nicht gerade direktes Sonnenlicht trifft, dann ist das ein absolut adäquates Display.
Die PS5 sitzt, wie zuvor erwähnt, sicher in ihrer Schaumstoffschale, hat zu allen Seiten ein paar Zentimeter Platz, um sie nicht einen grausigen Tod durch Lüftungsprobleme erleiden zu lassen und muss nicht herausgenommen werden, um zu spielen. Hinten im Koffer sind die Kabel für Strom und HDMI fest integriert und haben nur wenige Zentimeter Spiel. Vorn gibt es einen sehr praktischen USB-Hub, der mit einem Kabel vorn an der PS5 verbunden wird und euch damit zwei reguläre USB-Ports und zwei USB-C-Ports anbietet. Das ist alles wirklich hervorragend verarbeitet und machte einen sehr durchdachten Eindruck, so wie auch die beiden sicher gepolsterten Aussparungen für DualSense-Controller. Und was soll ich sagen, es funktioniert alles wie gedacht, tadellos und wunderbar. Keinerlei Beschwerden, was das angeht.
Die Frage führt halt nur zum Sinn und Zweck des Ganzen zurück. Hier ein paar Fälle, in denen ich mir vorstellen kann, dass der POGA Koffer schnell zum unersetzlichen Begleiter wird. Fall 1: Ihr seid erfolgreicher und junger Fußballspieler oder Sohn eines Scheichs oder wer auch immer Zugang zu einem Lear-Jet mit der passenden Steckdose hat und trotz dieses Lebenswandels Lust auf PS5 hat. Fall 2: Ihr habt Kinder und wollt am Urlaubsort auch mal für zwei Stunden was machen und relativ sicher sein, dass die Kids in der Zeit nicht das ganze, sondern nur 20 Prozent des Hotelzimmers demolieren. Kauft dann aber einen der guten Steckdosen-Wandler, denn PS5 plus Monitor ziehen unter Last doch ein wenig mehr Strom als eine Switch und schon die brachte ein am Flughafen gekauftes Modell auf bedenkliche Temperaturen.
Ansonsten ist der POGA-Koffer ein toll gemachtes Spielzeug ohne echten Einsatzzweck. Sofern ihr nicht ganz sicher seid, dass das Teil in eurer persönlichen, von mir nicht erdachten Lebenslage einen Sinn hat - und ich denke so viele werden das nicht sein -, dann ist der Koffer schlicht zu unhandlich. So toll alles verbaut wurde, ich bin normalerweise bei Reisen über jeden Koffer, den ich nicht mitschleppe, froh. Ich käme privat nie auf die Idee noch einen weiteren herumzuwuchten, nur um vielleicht irgendwo PS5 zu spielen statt eine Switch oder einen Laptop hervorzuholen. Das dürfte den meisten so gehen, die ihr Gepäck selbst tragen müssen. Der POGA ist auch zu groß, um ihn normal an Orten zu nutzen, wo man ihn brauchen könnte. Flugzeug? Die erste Klasse hat, glaube ich, Steckdosen. Manchmal. Eisenbahn? Ja, wenn ihr den ganzen Tisch als euer Eigentum für die nächsten fünf Stunden deklariert. Selbst in der ersten Klasse gibt es nicht genug Platz, um den POGA vor sich aufzubauen. Sicher, in Bahnhöhen oder Flughäfen lässt sich das machen. Aber das sind eben auch die letzten Orte, an denen ich mehr Gepäck als nötig bewegen möchte.
Sorry, POGA. Ihr habt einen coolen, gut verarbeiteten Koffer gebaut, für den ich einfach keinen Einsatzzweck finde. Aber wenn man weiß, dass der POGA in das eigene Leben passt und man 870 Euro extra übrig hat - die PS5 ist in diesem Preis nicht enthalten, nur der Koffer, Monitor und ein wenig Zubehör dafür -, dann bekommt ihr ein hochwertiges Produkt.
Das Testmuster war der POGA Lux für die PS5. Es gibt noch einen POGA Pro für Xbox Series S, Xbox One X und PS4 für 650 Euro. Der POGA Arc schließlich ist die Sparversion mit einem 19"-Monitor, in den zwar alle Konsolen sicher reinpassen, diese aber nicht direkt nutzbar verkabelt sind. Das ist also wirklich die Version, über die man nachdenken kann, wenn man was mitnehmen möchte, um die Kinder im Urlaub zu bespaßen. Kostet 450 Euro, die Konsole kommt heil an und man ist nicht vom TV vor Ort abhängig.