Der Steam-Award für innovatives Gameplay geht an ... Starfield?!
Wir müssen reden.
Bei der Steam-Community weiß ich nie, ob sie nun trollen oder es völlig ernst meinen. So oder so, Starfield hat den Award für das innovativste Gameplay 2023 gewonnen und ich schlage mir gerade die Hände über dem Kopf zusammen. Selbst wenn man sich hier einen Spaß erlaubt hätte, wieso sollte man Starfield für etwas belohnen, das es nicht liefert, und schlimmer noch - anderen Spielen die Möglichkeit auf den Award nur für einen Witz verwehren?
Wenn das ein Witz sein soll, dann ist es kein guter
Viele Spieler angezogen hat der Titel von Bethesda sicherlich, doch begeistert waren diese nicht im Übermaß. Auf Steam selbst erhielt das, vor dem Release so gehypte, Spiel nur 64 Prozent positive Wertungen. In den letzten 30 Tagen sogar nur 28 Prozent. Auf X freut sich der Entwickler über den Award, erhält aber hauptsächlich negative Kommentare. Wenn es ein Witz der Community gewesen sein sollte, hat Bethesda ihn nicht als solchen verstanden. Wieso sollten sie?
Ganz freudig schreibt auch Steam in der Award-Vergabe: "Die experimentierfreudigen Designer dieses Spiels zählen zur kreativen Avantgarde. Sie zeigen neue Perspektiven und Gehirn-verknotende Überraschungen. Dieses Spiel begeistert, inspiriert und erstaunt mit einem unvergleichlichen Spielerlebnis."
Auch auf Reddit fragen sich die Spieler, wo denn die Liste all dieser Innovationen sei, die Starfield als würdigen Gewinner des Awards hervorheben. "Ich habe Starfield geliebt, habe es Hunderte von Stunden gespielt, werde es weiter spielen, aber verdammt, eine Sache, die ich nicht wirklich sagen kann, ist, dass es innovativ ist", schreibt ein Reddit-Nutzer im Thread.
Starfield ist nett, aber 2023 kein Award-Gewinner
Und ja, Starfield darf euch selbstverständlich gefallen. Doch selbst der größte Fan muss doch zugeben, dass der Titel nicht unbedingt unser Verständnis von dem neu definiert, was ein modernes Videospiel ausmacht. Viele Spieler behaupten sogar das Gegenteil. Viele Elemente seien nur aus alten Fallout-Titeln herausgekramt und als fade Weltraummahlzeit aufgewärmt.
Die NPCs wirken leblos und reagieren kaum auf mich als Spieler, grafisch setzt Starfield keine neuen Standards. Die Anzahl der Ladebildschirme ist mittelalterlich, ebenso wie die Gepäckgrenze eures Inventars. Oft müsst ihr stumpf durch die Gegend laufen, während euch ein The Witcher 3 Pferde und Destiny 2 kleine Hover-Fahrzeuge zur Seite stellen. Und auch viel ältere Games haben verstanden, dass Laufen ein Spiel auch einfach unnötig in die Länge ziehen kann.
Schaut man sich ein Borderlands an oder das ebenfalls nominierte Remnant 2 fällt gleich auf, dass es auch nicht das Gunplay oder die spannenden Waffenkonzepte sein können, die Starfield den Award einbringen. Und neben Baldur's Gate 3 und so vielen anderen Titeln sieht die lineare Story von Starfield mit seinen limitierten Optionen und festen moralischen Werten doch eher schwach aus. Keine Innovation zu finden, auf keinem der tausend zufällig generierten und doch immer gleichen Planeten.
Man könnte vielleicht noch für den Raumschiffbau argumentieren. Dieser bietet tatsächlich Dimensionen in der Anpassbarkeit, die es zuvor selten gab. Doch für das innovativste Spiel des Jahres sind viele andere Elemente von Starfield einfach auf einem zu alten Stand stecken geblieben oder wirken recht vertraut. Es fühlt sich für mich in seiner Gesamtheit weder modern noch innovativ an, um irgendeinen Award zu gewinnen. Außer natürlich den Eurogamer.de-Award für den "kürzesten Bremsweg von Super-Hype zu normalem Videospiel".
Die Konkurrenz für den Innovations-Award ist eher unbekannt, was Starfield sicher zugutekam - oder habt ihr Your Only Move is Hustle, Contraband Police oder Shadows of Doubt auf dem Schirm gehabt? Etwas höhere Wellen hat nur Remnant 2 geschlagen, kommt aber in Sachen Bekanntheit nicht annähernd an Starfield heran. Schade, ich hätte es Gunfire Games gegönnt wenigstens diesen Award zu erhalten, nachdem es schon nicht mit dem Action-Award auf den Game Awards geklappt hat.
Aber hey, dafür hat Read Dead Redemption 2 den Award für das "Werk der Liebe" erhalten, das angeblich wie ein Baby gehegt und gepflegt wurde. Wie das ohne Erweiterungen, dafür aber mit dem Aus von Red Dead Online geht, ist mir ebenfalls ein Rätsel. Schade, dass man den Steam-Awards nur wenig Aussagekraft beimessen kann.