Der Super Mario Film wartet mit massig Easter Eggs auf - etwas mehr Substanz hätte es aber sein dürfen
Dafür war's herrlich bescheuert.
Der neue Super Mario Bros. Film ist endlich da: Bereits im Vorfeld wurde er mit großen Akteuren, wie Chris Pratt, Seth Rogen oder Jack Black und einer Menge kultiger Trailer beworben. Mit einer Nachricht kann ich euch schon jetzt erfreuen: Es warten viele Szenen und passend zu Ostern eine Menge Easter Eggs auf euch, die bisher noch nicht gezeigt wurden. Es war meine große, zum Glück unberechtigte, Sorge, dass bereits zu viel vom Film vorweggenommen wurde. Zum Glück bleiben genug Witze, Szenen und Anspielungen auf Nintendo übrig, die ihr vermutlich noch nicht erahnen könnt.
Es geht mal wieder um die zwei Klempner aus Brooklyn. Mario und Luigi versuchen den amerikanischen Traum zu leben und sich mit der Reparatur von Toiletten selbstständig zu machen, was bereits zu ein paar absurden und komischen Situationen führt. Als italienische Arbeiter haben sie es in New York nicht leicht, denn nicht nur ihr ehemaliger Chef Spike, sondern auch die eigene Familie macht sich über das Vorhaben lustig. Als die Brüder ihr Glück in einer Abwasseranlage versuchen, landen sie in einer grünen Röhre, werden in eine parallele Spielwelt gesogen und voneinander getrennt. Hier fängt das Abenteuer, in denen die Charaktere aus der wirklichen Welt in eine Fantasiewelt transportiert werden, an.
Da ich den Film in der Pressevorstellung nur auf Deutsch gesehen habe und in Deutschland nur wenige Vorführungen in Originalsprache stattfinden, kann ich natürlich nur die Leistung der deutschen Sprecher beurteilen. Ich werde mir aber schon zeitnah die englische Fassung ansehen und ergänze meine Erfahrungen entsprechend.
Ich möchte euch, bevor ihr ins Kino geht, dazu ermutigen euren Kopf auszuschalten und möglichst alle eure Spaßbremsen zu lösen. Trinkt ein paar aufmunternde Getränke, albert mit Freunden herum oder macht, was immer nötig ist, um jede kritische Zelle im Kopf abzustellen, denn sonst wird das eigentlich spaßige Filmerlebnis schnell zum Horrortrip des Jahres. Das liegt daran, dass der Film kaum Substanz hat und mehr als genug Logiklücken aufweist. Sei es in der Motivation der Charaktere, der Ausarbeitung der Welt oder einfach im Ablauf der Geschichte. Aber nicht alles ist furchtbar schlecht:
Der Super Mario Film glänzt vor allem in seiner Bildgewalt, den Actionszenen und dem Humor. Manchmal schleichen sich gute, neu arrangierte Musikmotive aus der Videospielreihe in eine Szene und bereichern die Schauplätze oder unterstreichen den Witz. Hier und da kommt es sogar zu einer Szene mit dichter Atmosphäre oder düsteren Emotionen. Auffällig ist, dass diese alle bei Luigi landen, der sogar einen Hauch von Charaktertiefe und -entwicklung zeigt. Das ist mehr als überraschend, denn beim Rest der Figuren fehlt davon jede Spur. Die restlichen Figuren wirken, wie in vorgefertigte Schablonen gepresste, bekannte Gesichter.
Ach und ihr seid bei Filmen einen zusammenhängenden Handlungsablauf gewohnt? Vergesst das hier ganz schnell. Super Mario Bros. ist primär eine Aneinanderreihung von Easter Eggs, Klischees und Memes, die durch einen dünnen Faden zusammengehalten werden. Den Film tragen in Wirklichkeit die seit 35 Jahren prominenten Figuren. "Warum sollte irgendwer den Platz einer Peach, eines Donkey Kongs oder eines Marios im Handlungsverlauf weiter erläutern?", dachten sich wohl die Macher. Würde man die Figuren und ihre Positionen in den Spielen nicht kennen, ergäben einige Schritte in der Geschichte schlicht und einfach keinen Sinn.
Also, Kopf aus und lieber viel gelacht. Der Humor ist gut, viele Interaktionen absurd und Situationskomik gibt es satt. Nie habe ich mich für den Film fremdgeschämt, sondern die Lacher haben wirklich gegriffen. Viele Witze funktionieren durch die Mimik, die Illuminous mit "Ich – Einfach unverbesserlich" oder "Pets" schon perfektioniert haben. Ebenso lustig sind surreale Szenen, die entstehen, wenn man die zwei Klempner aus Brooklyn in einem Pilzkönigreich aussetzt und sie innerhalb von wenigen Minuten verstehen müssen, wie eine fremde Spielwelt funktioniert. Dabei müsste Mario das doch bei dem vielen Kid Icarus, was er fleißig auf seinem NES zockt, sofort einordnen können. Auch Running Gags, wie die Abneigung von Mario gegenüber Pilzen haben dank der eher kurzen Laufzeit von rund 90 Minuten funktioniert.
Wo hingegen bei mir der Funke einfach nicht rüberspringen wollte, war Bowsers Identitätswechsel zu Jack Black. Bowser, der ja durchaus in den Videospielen einen Charakter entwickelt, hat viel zu viel von Jack abbekommen. Sei es in der Bewegung, in dem Gesicht oder nicht zuletzt im Gesang — trotz deutscher Vertonung. Manchmal funktionierten die kleinen Sketche, wie beispielsweise die Szenen am Klavier, aber der Preis dafür ist mir zu hoch. Hier geht Bowser selbst verloren und das, obwohl der Spagat zwischen Celebrity-Persönlichkeit und Figur bei Mario, Toad und Luigi sehr gut gelungen ist.
Ähnlich ging es mir bei der Charakterisierung von Donkey Kong und Peach. Beide Figuren wurden meines Erachtens nicht gut gezeichnet. Oft wurden sie für die Handlung zu stark verbogen, dass sie sich nicht authentisch angefühlt haben. Es hat zudem nicht geholfen, dass beide Gesichter oftmals so entgleist sind, dass man die Figuren nur mit viel Fantasie wiedererkannt hat.
Was neben den Witzen durch den Film hindurch funktioniert hat, ist die Action. Egal, ob Kämpfe, Jump'n'Run oder Mario-Kart-Rennstrecken, sie alle haben mich gefesselt, weil hier nicht nur Animationen hervorragend zum Vorschein kamen, sondern die Anspielungen auf die Spiele genau richtig gestreut wurden. Sei es im perfekten Speedrun von Peach durch ein Super Mario Level, der Kampf gegen Donkey Kong, in dem Mario lernen muss, mit unterschiedlichsten Power Ups umzugehen, ein System, mit denen die Toads sich durch ihre Röhren fortbewegen oder wenn Brooklyn ganz nebenbei zu einem Plattformer umfunktioniert wird, den Mario und Luigi meistern, ohne ihn zu bemerken.
Musik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Alte Hits, wie "Take On Me" von A-ha oder "Thunderstuck" von AC/DC bringen Flair in viele Szenen. Auch hier wäre weniger mehr gewesen, gerade, weil Bowser mit eigenen Gesangseinlagen zusätzlich in die gleiche Kerbe schlägt. Zu selten werden diese Witze mit dem Super Mario Motiv verknüpft, was deshalb besonders ernüchternd ist, weil diese Stellen ein richtiges Highlight darstellen. Vielleicht wollte man die Musik so flüssig einbinden, wie bei Baby Driver von Edgar Wright, aber das gibt die Nutzung der veralteten Hits in Verbindung mit genau einer Emotion (Humor) nicht her.
Der Super Mario Bros. Film – Fazit
Insgesamt habe ich viel und herzlich gelacht und das nicht, weil ich mich über den Film lustig machen wollte, sondern weil der Humor mich oft genug gut abgeholt hat. Die Actionszenen und der passende überarbeitete Super-Mario-Soundtrack, waren meine größten Highlights aus dem Kino. Es gab aber auch zwei bis drei Szenen, die mich unerwartet beeindruckt haben. Alle davon waren Luigis. Länger als 90 Minuten hätte mich dieses Memefest aber nicht unterhalten können. Dafür fehlt dem Film die nötige Tiefe, ausgereifte Figuren oder zumindest ein roter Faden, der etwas dicker gestrickt sein sollte.
Immer wieder habe ich mich dabei erwischt, wie ich mich dazu zwingen musste, aktiv meinen Kopf abzuschalten, um nicht zu lange über Logikfehler oder bestimmte Charakterdarstellungen nachzudenken. Zum Abschalten oder Spaß haben mit Freunden taugt der Super Mario Bros. Film durchaus und bietet genug nette Easter Eggs, über die man sich nach dem Kino schön unterhalten kann. Ihr solltet wissen, mit welcher Erwartung ihr da hineingehen wollt, dann sind 90 Minuten Spaß haben kein Problem.
Super Mario Bros. Film im Test – Wertung: 7/10
Pro und Contra
- Pros:
- Die Animationen von Illuminous sind Zucker für die Augen
- Eine Menge lustiger Szenen mit gut gestreuten Witzen
- Super Mario Motive werden gut eingebunden
- Die Action-Szenen machen besonders Spaß
- Viele Easter Eggs, über die man sich auch nach dem Kino unterhalten kann
- Gute deutsche Vertonung, ohne große Patzer
- Contras:
- Keine Tiefe in der Geschichte und in den Figuren
- Viele Handlungslücken und keine logischen Überleitungen zwischen den einzelnen Handlungsschritten
- Emotionen bestehen hauptsächlich aus Humor und... nein, nur Humor
- Die Gesichter von Donkey Kong und Peach entgleisen manchmal, sodass man die Charaktere nicht wiedererkennt
- Bowsers Darstellung ist nicht authentisch