Test: Destiny 2 "Die Hexenkönigin" beweist, dass noch viel Licht in Bungies Shooter steckt
"Die Hexenkönigin" ist für Melanie die beste Erweiterung seit langem. Wieso sich der Einstieg jetzt wirklich lohnt, erklärt sie im Test.
Seit einigen Tagen wütet Savathun in Destiny 2. Die Königin der Lügen hat sich mit ihrer Thronwelt und einer ganz besonderen Armee auf dem Mars niedergelassen. Welche Neuerungen "Die Hexenkönigin" bringt und wie ich die Erweiterung bisher erlebt habe, erfahrt ihr in diesem Artikel.
- "Die Hexenkönigin" hat auf dem Papier viel zu bieten
- Bereits in der ersten Minute positiv überrascht
- Wie immer hat das Design-Team einen grandiosen Job gemacht
- Eine Kampagne, wie sie Hüter selten erlebt haben
- Irgendwas stimmt mit dieser Glefe nicht
- Savathun ist das beste, was Destiny 2 passieren konnte
- Destiny 2 "Die Hexenkönigin" - Fazit zum Test
"Die Hexenkönigin" hat auf dem Papier viel zu bieten
Am 22. Februar 2022 erschient das DLC "Die Hexenkönigin" in Destiny 2. Ein Datum, dass ich nicht nur wegen der hübschen Zahlenfolge im Kalender markiert hatte. Doch hatte ich noch keine Ahnung, wie sehr mich das neue Abenteuer aus den Socken hauen würde. Zuerst aber einmal eine kurze Zusammenfassung der neuen Features und Inhalte im neuen DLC:
- Savathuns Thronwelt: Ein neuer Zielort, den ihr auf der nun etwas aufgeräumteren Karte findet
- Die Strahlende Brut: Savathuns neue Soldaten des Lichts, die von Geistern unterstützt werden
- Waffencrafting: Eine Möglichkeit, bestimmte Waffen personalisiert herzustellen
- Die Glefe: Eine neue Waffe, die Nah- und Fernkampf kombiniert
- Urquell: Neue 6-Spieler-Aktivität
- Der Schwur des Schülers: Neuer Raid, der in einer versunkenen Pyramide in den Sümpfen von Savathuns Thronwelt stattfindet
- Leere 3.0: Neue Leere-Fähigkeiten
- Saison der Auferstandenen: Aktivität, Saison Artefakt, exotische Quest
Bereits in der ersten Minute positiv überrascht
Dass wir diesen Tag noch erleben. Bungie holt aus Destiny 2 mit der Erweiterung "Die Hexenkönigin" noch mal alles raus. Besonders in der Kampagne fällt für mich auf, wie sehr sich der Entwickler bemüht hat, ein neues Erlebnis zu schaffen und die altbekannte Missionsstruktur aufzubrechen. Ja, es gibt diesmal deutlich mehr zu entdecken als zwei Stunden, in denen ihr plump Gegner töten, Signale zu untersuchen und hier und dort mit den NPC zu sprechen müsst.
Nach einem erfrischend schnellen Einstieg in die PC-Version am Release-Abend erwartet uns direkt die erste Neuerung. Wollen wir das klassische Destiny-Erlebnis oder möchten wir die Kampagne auf der neuen Schwierigkeitsstufe "legendär" spielen? Das hat es zuvor noch nie in Destiny gegeben. Der schwerere Modus ist schon ein harter Knochen. Die Feinde sind stärker, haben deutlich mehr Lebensenergie, es gibt keine Mini-Karte und ihr müsst mit euren Toden haushalten. Im Gegenzug erhaltet ihr bessere Belohnungen - gerne auch mal etwas Exotisches.
Damit wir vor der Kampagne nicht erst einmal aufleveln müssen, setzt Bungie alle Hüter auf die Stufe 1.350. Das ist auch bitter nötig, denn die Feinde sind geradezu Anfang spürbar knackiger, als es noch vor dem Release der Fall war. Doch schon während der Kampagne sammeln wir schnell Gegenstände zusammen, mit denen wir locker auf 1.500 kommen.
Wie immer hat das Design-Team einen grandiosen Job gemacht
Puh, soviel Neues und noch nicht einmal mit der Kampagne angefangen. Na dann mal los! Wir landen auf dem Mars und müssen uns von dort aus in Savathuns Thronwelt vorkämpfen. Das Reich der Hexenkönigin ist unglaublich abwechslungsreich. Von matschigen Sümpfen bis hin zu königlichen Gärten, in denen die Büsche mit höchster Präzision getrimmt wurden, gibt es viele verschiedene Gebiete. Besonders das Innere der Thronwelt hat mich fasziniert, da mir der Kontrast zwischen roten organischen Strukturen und rippenähnlichen Steingewölben das Gefühl gegeben hat in Savathuns Körper zu stecken.
Ein hübscher Kniff, wenn man bedenkt, dass wir in Savathuns Reich eindringen und auch private Ereignisse ihrer Vergangenheit erfahren. Um Savathuns Täuschungsversuche zu visualisieren, treten in ihrer Thronwelt hin und wieder Anomalien auf, die den Bildschirm unscharf werden lassen. Für die Atmosphäre super, für das Auge manchmal ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Eine Kampagne, wie sie Hüter selten erlebt haben
Die Story selbst führt uns in vergangene Ereignisse ein - super, für neue Hüter, die mit Oryx und Xivu Arath nicht viel anzufangen wissen - und an der Nase herum. So kann Savathun aus noch unerklärlichen Gründen die Macht der Hüter für sich nutzen, offenbart im Laufe der Geschichte jedoch auch ein paar Schwachstellen. Verläuft für die Lügenkönigin alles nach Plan oder verbrennt sich die Motte ihre Flügel am Licht? In etwa drei bis zehn Stunden, abhängig vom Schwierigkeitsgrad, finden wir es heraus. Damit ist die Kampagne schon mal länger als die meisten anderen. Viel wichtiger ist jedoch, dass sie deutlich abwechslungsreicher ist. Und dass ich das Wort "abwechslungsreich" im Zusammenhang mit Destiny 2 verwenden kann, sagt schon viel aus.
Jede Mission bietet ein eigenes Erlebnis und motivierende Belohnungen. Bis auf einen etwas längeren Laufweg, den wir mehrfach ablaufen müssen, gibt es keine Wiederholungen in den Aufgaben. Verschiedene Mechaniken zum Töten von Gegnern, Geheimwege in der Thronwelt, die wie in der letzten Season durch das Aktivieren von düsteren Sphären aufgedeckt werden, kleine Sprungpassagen, Wegfindung in der Dunkelheit, explodierende Motten, Rätsel und, und, und. Zwischen den kampflastigen Aufgaben müsst ihr auf den Mars oder den Turm, um dort das weitere Vorgehen mit euren Vorgesetzten abzuklären und Hinweise zu untersuchen.
Wir haben es im Endeffekt viel mehr mit mehreren in sich abgeschlossenen kleinen Dungeons zu tun, als mit der klassischen Kampagne, wie wir sie aus Beyond Light, Shadowkeep und Co. kennen. Auch die neuen Gegner bringen mehr Würze ins Spiel, da wir es mit weit mehr als nur einer x-beliebigen neuen Alienrasse zu tun haben. Die strahlende Brut nutzt Lichtkräfte und kann somit Super-Fähigkeiten einsetzen, die sehr ähnlich zu denen der Hüter sind. Sie halten euch also quasi den Spiegel vor - eine Metapher, die auch mit der Story zu tun hat, aber ich will nicht zu viel verraten.
Da Bungie in seinem Trailer bereits gespoilert hat, war es keine große Überraschung mehr, dass die strahlende Brut Geister für sich nutzt, die nach einem Kampf umgehend zerstört werden müssen - anderenfalls belebt dieser den Feind wieder. Eine coole Idee, die einen deutlich krasseren Wow-Effekt erzielt hätte, wenn man das Geheimnis selbst hätte lüften dürfen. Die Hektik zum grünen knochigen Geist zu sprinten und ihn in der Hand zu zerquetschen, ist dennoch recht spaßig.
Irgendwas stimmt mit dieser Glefe nicht
Wenn wir uns von dem gewaltigen und detailreichen Design der Thronwelt sowie der fesselnden Story und herausfordernden Gegnern erholt haben, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um ein paar Worte über die Glefe zu verlieren. Der Ansatz einer Waffe, die Nah- und Fernkampf vereint ist ziemlich cool, die Umsetzung fühlt sich im ersten Moment etwas ungewohnt an. Das Zielen und Schießen fühlt sich fremd an, vielleicht wegen des seltsamen Fadenkreuzes, vielleicht weil kein Zielen möglich ist und somit auch das Treffen sich bewegender Gegner schwerer. Immerhin drückt die Waffe guten Schaden und gibt euch ein Schild. Obwohl sie wirklich vielseitig ist, nutze ich sie aber (noch) nicht wirklich gerne.
Mit dem Waffencrafting kann die erste Glefe bereits früh an einem extravaganten Steintisch zusammengebaut werden. Das System ist klar verständlich, wir wählen die Waffe, unsere Wunsch-Perks, drücken auf den Herstellungsknopf und haben eine neue Waffe nach unseren Vorstellungen im Inventar - vorausgesetzt da ist Platz. Apropos: Der Postmaster hat leider keine neuen Slots bekommen, auch wenn ich mir das sehr gewünscht hätte.
Oh, und neue Leere-Aspekte und -Fragmente gibt es auch noch. Diese neuen Fähigkeiten sind teilweise ziemlich cool. Ich habe mich ein wenig in einen Nahkampfangriff verguckt, bei der ein Leere-Ball den Gegner verfolgt und somit auf Distanz nutzbar ist. Auch passive Lebensregeneration nach dem Töten von Gegnern durch einen Melee-Angriff klingt für mich ganz nützlich, wenn man sich schnell mitten im Gefecht und von der Schar umzingelt wiederfindet.
Savathun ist das beste, was Destiny 2 passieren konnte
Ist die Story durch, gehts an die neue 6-Spieler-Aktivität "Urquell", die das genaue Gegenteil zur Kampagne darstellt. Sie ist kurz, knackig, lässt und wenig denken und viel ballern. Sehr angenehm, wenn man bedenkt, dass wir hier noch etliche Male durchrennen müssen. Eines der neuen Events, die ich in Savathuns Thronwelt bisher gespielt habe, hat mich sehr an Overwatch erinnert. Hier beschützt ihr ein fahrendes Objekt, bis es am Ziel angekommen ist und könnt euch sogar darauf stellen und ein paar Schar-Gegner im Drive-by mitnehmen.
Wenn im Raid ebenso viele frische Gedanken und abwechslungsreiche Passagen stecken wie in der Kampagne, dann haben wir mit "Die Hexenkönigin" wirklich die beste Erweiterung in Destiny 2 seit ... immer? Zumindest bietet sie sowohl für Neulinge als auch Veteranen einen tollen Ein- oder Wiedereinstieg und lässt den hübschen Shooter nicht nur äußerlich glänzen. Hier und da gibt es kleine Lags im Inventar und auch die nervigen Tipps verschwinden erst, wenn ihr euch durch das halbe Menü geklickt habt, aber abgesehen davon gibt es kaum etwas zu beanstanden.
Destiny 2 "Die Hexenkönigin" - Fazit zum Test
Bungie gelingt mit "Die Hexenkönigin", was sich viele Hüter lange gewünscht haben. Eine anspruchsvolle, abwechslungsreiche und motivierende Kampagne, durchdachte neue Features und einen unproblematischen Einstieg am ersten Release-Abend. Vor allem hat man endlich das Gefühl, eine angemessene Leistung für sein Geld zu erhalten. Ich für meinen Teil bin sehr gespannt darauf, wie die Geschichte um Licht und Dunkelheit weitergeht und habe nach der langen Durststrecke und der mauen letzten Story-Mission, die der Erweiterung vorangegangen ist, nicht mit so einer tollen Umsetzung der Kampagne gerechnet. Aber lieber positiv überrascht als total gehyped und am Ende enttäuscht, oder?
Auch wenn die Glefe etwas gewöhnungsbedürftig ist, bin ich doch mit den neuen Features, die zeitgleich mit dem DLC eingeführt wurden sehr zufrieden. Die strahlende Brut bringt neue Mechaniken ins Spiel und das Waffencrafting lässt uns unser Inventar etwas mehr individualisieren. Aber auch alte Elemente, wie die verborgenen Wege, wurden sehr passend recycelt. Und obwohl Bungie schon immer ein Händchen für Art-Design hatte, fällt Savathuns Thronwelt durch ihre Vielfalt an Schauplätzen und gut durchdachten Details besonders positiv auf. Die Mühe, die hinter der großen Inszenierung der mächtigen Hexenkönigin steckt, ist definitiv bemerkbar, wenn nicht sogar bemerkenswert. Sieht nach einem guten Jahr für Destiny 2 aus!