Deus Ex: Human Revolution
Wir sind, was wir sind. Aber müssen wir es bleiben?
Der Schwung der ethischen Fragen, wenn um die Veränderung der genetischen Struktur der Menschheit oder eine Anpassung der Psyche und Natur des Menschen geht, ist endlos und die Diskussionsrichtungen vielfältig. Beliebt ist das Gott-Argument, dass es unmoralisch sei, in den natürlichen Lebensprozess einzugreifen.
Weniger gläubige Menschen lässt das verständlicherweise kalt, aber der Gedanke "Designerbabys" zu schaffen, die dann später vielleicht nicht mit den Wünschen ihrer Eltern so glücklich sind, findet eher Zugang. Überzeugte Transhumanisten reagieren allerdings sowieso eher ungehalten auf das Wörtchen "natürlich", was sie für einen schwammigen Überbegriff der Unwissenden halten, die Veränderungen fürchten und die Anpassung an das Neue nicht verstehen können.
Auch ist die Diskussion über ewige Jugend und sogar Unsterblichkeit, eingefroren im Wunschalter und Look, in einer Gesellschaft, die fixiert auf äußere Merkmale und Jugend scheint, ist keineswegs zu weit draußen. Die Antwort eines Transhumanisten darauf ist klar, die eines "natürlich" denken Ethikers auch. Wie wird unsere Gesellschaft, die sich im Großen und Ganzen selbst als eine humanistische begreift, in solchen Fragen reagieren, wenn die Technik, die alles umbrechen kann, greifbar wird? Entstehen aus philosophischen Diskussionen plötzlich reale Kriege? Werden wir alle glücklich oder stellt die Verbesserung des Menschen durch sich selbst doch als eine der vielen Büchsen Pandoras heraus?
In genau diesem Spannungsfeld soll sich Deus Ex: Human Revolution bewegen. Es dreht sich um den Konflikt, der scheinbar automatisch entsteht, wenn revolutionäre Technologien die Welt umbrechen. Die biomechanischen Anpassungen, von Chips im Kopf hin zu Gliedmaßen, sind schon weit verbreitet, meist gut sichtbar und selten komplett akzeptiert. Das muss auch der Held der Geschichte von Deus Ex 3, Adam Jensen, im Jahr 2025 lernen, als er nach einem Unfall nur dank solcher Cyberware überleben kann. Künstliche Arme waren nicht unbedingt das, was er haben wollte, aber der Spieler wird es auf dem Weg durch das Abenteuer sicher zu schätzen wissen. Nur wie viel er vom Menschen Jensen am Ende noch übrig lässt und ob dieser eigentlich noch dann ein Mensch ist, gehört zu den Fragen des Spiels.
Der Teaser-Trailer gibt schon einen schönen Einblick darauf, wie vielschichtig hier Zukunft, Vergangenheit und Legenden verwoben werden könnten. Das Bild der Anatomie des Dr. Tulp von Rembrandt - technisch gesehen Barock und nicht die hier eigentlich laut Entwickler gemeinte Renaissance - wird plötzlich lebendig, wenn der Körper als der Jensens erkennbar wird und Ikarus gleich mit anoperierten Schwingen der Sonne entgegenstrebt. Wo natürlich die Flügel verbrennen und der lange Fall zurück in den Untergang beginnt. Offensichtlich war er, stellvertretend für die gesamte Spezies, noch nicht bereit für diesen Sprung in die tiefe See der Evolution.
Dieser Traum kann wohl sehr einfach als Allegorie für die Fortführung der Welt von Deus Ex betrachtet werden, wissen wir doch zu welchen Konsequenzen die Implementierung der Nanotechnologien zur Verbesserung der Menschheit in Deus Ex 1 und 2 führt. Es wirft aber auch die Frage auf, was der Charakter Jensen in Human Revolution am Ende erreichen kann, um das Ende des Traumes doch noch abzuwenden. Ist die Zukunft nicht definiert? Kann die Geschichte von Deus Ex umgeschrieben werden und wenn ja, wie drastisch? Das wird natürlich zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nicht verraten, es soll aber eine spannende Story werden, in denen die Entscheidungen des Spielers, wie auch in den Vorgängern, viel Einfluss haben werden.