Diablo 3 – Das Mehrspieler Rundum-Sorglos-Paket (ganz ohne PvP) - Artikel
Darf ich jetzt anderen Spielern eins auf den Helm semmeln oder nicht? Und was hat es mit Global Play auf sich?
Es gibt vermutlich einige Fans, die mehr Gift und Galle als jeder Hexendoktor gespuckt haben, kaum dass Game Director Jay Wilson von Blizzard mit der Meldung herausrückte, Diablo 3 werde am 15. Mai ohne PvP-Modus erscheinen (http://eu.battle.net/d3/de/blog/3828550). Viele Veteranen hingegen, mich eingeschlossen, lies die Info arktisch kalt.
Diablo 2 und Player-versus-Player war für mich nie eine Liebesheirat. Auf LAN-Parties oder unter Freunden waren Duelle noch spaßig und spannend. Man klaute einander nach dem Exitus nicht das Gold oder ließ den Verlierer eines Duells unbehelligt zu seinem Leichnam und seiner Ausrüstung zurückkehren. Alles fair, alles kein Problem. Im geschlossenen Battle.net, auf fremden Terrain, sah das freilich anders aus. Wenn mir hier ein bis an die Zähne bewaffneter PvP-Barbar die Feindschaft erklärte und ich das Totenkopf-Icon auf dem Schirm sah, loggte ich mich grundsätzlich aus. Auf Scherereien mit Playerkillern hatte ich schlicht keine Lust.
Darum weine ich dem alten PvP-System bei Diablo 3 keine Träne nach. Duell-Modus oder gar Open-World-PvP? Bloß nicht. Seitens Blizzard sieht man die Angelegenheit ähnlich. Jay Wilson hat erst kürzlich nochmals klargestellt, dass es keine Möglichkeit geben wird, Spieler im PvE-Modus anzugreifen. Als im Forum die Frage aufkam, ob nicht wenigstens ein Duell-Modus geplant sei, äußerten die Entwickler ebenfalls Bedenken. So könnten die zu erwartenden Änderungs- und Balancing-Wünsche der PvP-Fans beispielsweise zulasten des PvE-Skillsystems gehen. Aber müssten die Entwickler nicht nur ordentlich in die Hände spucken, um beides gleichzeitig zu schultern? Ging doch früher auch irgendwie, oder nicht? Dem erteilte Community Manager Bashiok eine Absage. Wie er in einem Forenbeitrag erläuterte, würde es neben diverser Probleme auch erhebliche Mehrarbeit für die Entwickler bedeuten, zwei separate Spiele zu designen, auszubalancieren und am Laufen zu halten.
Blizzards Konzept mit den vom Hauptspiel abgekoppelten 3vs3-Arenen finde ich großartig. Basierend auf den bisherigen Eindrücken von der BlizzCon und den Aussagen von Jay Wilson und Bashiok soll der Arena-PvP-Modus vor allem ein reines Spaßfeature und kein Wettkampf im Sinne des klassischen eSports werden. Gespielt wird nur um die Ehre und Erfolge. Ein Ladder-Modus ist für Diablo 3 ebensowenig geplant wie anderweitige Rankingsysteme oder Ligen. Ein Matchmaking-System soll euch mit ebenbürtigen Gegnern in eine Arena lotsen. Während der Gefechte dürft ihr weder Ausrüstung noch Fertigkeiten verändern. Wie Bashiok an anderer Stelle verriet, werde das System wahrscheinlich nur in einem privaten Fortschritts-Fenster festhalten, wie viele Kämpfe ihr gewonnen oder verloren habt. Als Belohnung könnte es dann ein paar zusätzliche Optionen für euer Aussehen geben.
Diablo 3 ist und bleibt somit erst einmal ausschließlich auf Einzel- und Koop-Gameplay ausgelegt. Allen Kritikern zum Trotz, die den obligatorischen Battle.net-Account und eine bestehende Internetverbindung für Einzelspieler geißeln: Der Onlinezwang hat auch seine Vorteile. Mit einem einfachen Klick verwandle ich ein Singleplayer-Abenteuer in eine offene Partie und habe im Nu ein paar menschliche Kampfgefährten an meiner Seite. Anders herum kann ich mich über das Hauptmenü auch unkompliziert und vollautomatisch einem offenen Spiel zuweisen lassen. Ich muss nur die gewünschte Mission auswählen, ab der ich starten will. Sekunden später weht mein Banner neben dem zentralen Weg-Punkt in der Stadt. Ein Klick auf die Fahne meines Kollegen und ich werde zu ihm teleportiert. Niemand muss Angst haben, beutetechnisch zu kurz zu kommen. Loot lassen die Monster für jeden Helden individuell fallen. Betritt ein neuer Recke die Welt, werden die Monster stärker. Vor einem Bosskampf werdet ihr zum Ort des Geschehens transportiert. So schlicht und schön muss Koop funktionieren.
Abwechselnd mit Freunden in Europa und Übersee spielen zu können war bei Blizzard-Titeln bislang keine Selbstverständlichkeit. Sogar internationale eSport-Kracher wie StarCraft 2 musste man bisher doppelt kaufen, um in verschiedenen Regionen anzutreten. Das ändert sich mit dem kürzlich vorgestellten Global-Play-Feature.
In Diablo 3 dürft ihr jetzt mit eurem Account nach Belieben alle drei Regionen (Amerika, Europa, Asien) besuchen. Dabei werden aber die Charaktere, Items und Freundeslisten nicht übertragen und müssen neu für den jeweiligen Server angelegt werden. Der Zugang zum goldbasierten Auktionshaus wird auf die jeweilige Region begrenzt. Beim Echtgeld-Auktionshaus ist die Regelung noch einen Zacken schärfer. Hier könnt ihr nur in eurer Heimatregion Gegenstände kaufen und verkaufen.
Die Zeiten, in denen ich mich größtenteils allein in Sanctuario herumtrieb, sind mit Diablo 3 endgültig vorbei. Es gibt für mich nichts, das gegen regelmäßige Koop-Abenteuer spricht, zumal ich sowieso online im Battle.net angemeldet sein muss und keine Playerkiller zu fürchten habe. Die PvP-Arenen zum Release wären sicher unterhaltsam gewesen, aber da Blizzard damit sowieso keine eSport- oder Wettbewerbs-Ambitionen verfolgt, sollten sich auch Hardcore-PvP-Freaks nicht wegen des fehlenden Features die Haare raufen.