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Die 10 besten Horror-Spiele - Die Kunst des großen Unbehagens

Das gute Gefühl einer dicken Schicht Gänsehaut ruft man selten zuverlässiger ab als mit diesen Spielen.

Urplötzlich ins Sichtfeld der Kamera springen und "BUH"-rufen - das kann jeder. Ein paar, die das konnten (oder es dachten) und trotzdem miserable Beispiele für Horror-Games sind, haben wir an anderer Stelle zusammengetragen (klickt hier für die 10 schlechtesten Horror-Spiele aller Zeiten). Wie man es richtig macht, Schmerzgrenzen auslostet und ganz nah an sie herantritt - oder sie pointiert überschreitet -, um den Spieler jeden weiteren Schritt fürchten zu lassen, das demonstrieren die folgenden 10 Schocker.

Guter Horror kennt den direkten Weg zum Herzkasper und weiß, dass der oft über Stimmung aufbauende Umwege führt. Er weiß, dass die Androhung von Gewalt schlimmer ist, als literweise Gore, wann und in welcher Funktion Gore trotzdem unerlässlich ist und wann man ein Monster zeigen oder lieber damit hinterm Berg halten sollte. Ton, Themen, Timing - die drei "T", die alles - vor allem aber Horror - besser machen, wenn die Verantwortlichen sie respektieren.

Seid ihr dabei? Dann kommt mit durch unsere Top 10 der Horrorspiele!

Beachtet dabei, dass hier vor allem Spiele aufgelistet werden, die nach heutigem Maßstab noch zu gruseln in der Lage sind. Das bedeutet nicht, dass keine Klassiker dabei wären, aber der Einschlag ist klar ein moderner. Gleichermaßen haben wir uns bei langlebigen Horror-Reihen auf einen Teil beschränkt. Lasst uns also ruhig darüber diskutieren, welches Resident Evil in diese Liste gehört. Aber nicht verbittert zanken.


Inhalt

Die 10 besten Horror-Spiele, Platz 10 - 4 (diese Seite)

Die 10 besten Horror-Spiele, Platz 3 bis 1


10. Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth

Entwickler: Headfirst Productions
Zuerst veröffentlicht: 2005
Erschienen auf: Xbox, PC

Beileibe kein perfektes Spiel, aber vielleicht der bis heute beste Lovecraft-Titel. Vor allem in der vorderen Hälfte ist Dark Corners of the Earth ein ganz besonderes Erlebnis. Basierend auf den Werken von H.P. Lovecraft übernehmt ihr die Rolle von Jack Walters, der nach einem Aufenthalt in der Psychatrie als Privatdetektiv arbeitet und im Örtchen Innsmouth gegen einen seltsamen Kult kämpft.

Interessant ist, dass sich der Gameplay-Fokus im Verlauf des Spiels mehrmals ändert. Mal untersucht ihr Teile einer kleinen Stadt, mal müsst euch unbemerkt an Feinden vorbeischleichen, mal flieht ihr, hinter euch alle Türen verrammelnd, mal kämpft ihr mit wenig Munition gegen groteske Kreaturen. Dabei ist immer mit dem Verlust eures Verstandes zu rechnen. Seht ihr zu viele schreckliche Dinge mit an, machen euch Halluzinationen oder seltsame Geräusche zu schaffen. Manchmal verändert sich auch die Sensitivität eurer Steuerung, was besonders in Kämpfen für zusätzlichen Stress sorgt.

Call of Cthulhu versucht wirklich alles in seiner Macht Stehende, euch ins Schwitzen zu bringen und raubt euch nebenher noch den Verstand. Da der Titel euch komplett in seine verdrehte Welt ziehen will, gibt es keinerlei HUD-Informationen auf dem Bildschirm. Ihr wisst also nie, wie viele Treffer Jack noch aushalten kann oder wann genau eure Munition zu Ende geht.

Achtet auf die Munition. Das Spiel hilft euch dabei nämlich nicht.

Auf Knopfdruck könnt ihr diese zwischen den Kämpfen zwar zählen, doch während einer Auseinandersetzung müsst ihr selbst rechnen. Falls ihr euch verzählt und die Pistole nur noch ein leises Klicken von sich gibt, lassen die Hilfeschreie nicht lange auf sich warten. Großartig sind aber vor allem die ruhigen Momente, während ihr euch durch das fischige Innsmouth schnüffelt. Das Spiel baut dabei eine dermaßen dichte Atmosphäre auf, dass ich mich ewig nicht in die Kanalisation traute, vor der Tagebucheinträge und andere Informationen mich wortreich und ominös warnten. Wahnsinnig gut geschrieben.

Dieses Jahr erscheint mit The Sinking City endlich mal ein Titel, der an die tollen Ansätze dieses unterschätzten Kleinods anknüpfen könnte.


9. Alien Isolation

Entwickler: Creative Assembly
Zuerst veröffentlicht: 2014
Erschienen auf: PC, PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360

Alien Isolation hat haargenau ein Problem: Es ist ein gutes Drittel zu lang und nimmt im hinteren Teil einige Wendungen, von denen ich wünschte ... nun ja. Sagen wir, ich war mit dem Spiel lange fertig, bevor es mit mir fertig war. Das ändert nichts daran, dass es für mich trotzdem einer der bemerkenswertesten Horror-Titel dieser Generation ist.

Sieht aus wie im Film oder? Zumindest, wenn man am PC spielt. Auf Konsole sieht das Spiel leider deutlich ruppiger aus.

Das liegt in erster Linie daran, dass der Kraftaufwand beachtlich gewesen sein muss, das kreative Erbe des zweiten Alien-Films abzuschütteln. Bis dahin durften dank James Camerons Nachfolger Alien-Spiele offenbar ausschließlich als Shooter gedacht werden. Creative Assembly orientierte pfiff drauf und orientierte sich derart nah am Monsterfilm-Vibe des ersten Teils, dass man es in einem Projekt dieser Größenordnung nur beklatschen konnte. Dieses Spiel war ein Wagnis.

Ein Wagnis, das aufging. Der zentrale Mechanismus eines Adventures auf einer offenen Raumstation, bei dem man jederzeit befürchten musste, von einer unbesiegbaren Killermaschine gekrallt zu werden, war unfassbar effektiv. Der erhoffte kommerzielle Erfolg blieb dem Spiel zwar versagt - und man darf ruhig die These aufstellen, ob Creative Assembly mit seinem unnachgiebig nach euch jagendem Alien einen so guten Job gemacht hat, dass viele Leute sich vor Angst schon vorauseilend vor dem Titel wegduckten.

Dieses Spiel begreift, dass es oft genügt, euch nur anzudeuten, was euch erwartet.

Auf jeden Fall ist Alien Isolation bis heute verdient ein Kult-Titel mit makellos-originalgetreuer Art Direction und vielen fabelhaften Momenten. Im Grunde hat sich das Alien hiermit als Shooter-Gegner erledigt. Alien Isolation flößte wieder den Respekt vor dem Xenomorph ein, den wir ihm zollen sollten.

Interesse an mehr Artikeln zum Spiel? Dann nichts wie ab zur Alien Isolation Infoseite.


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Die besten? Sicher. Aber was heißt hier SCHLECHTE Mario-Spiele??: Die fünf besten und schlechtesten (!) Super Mario-Spiele


8. Inside

Entwickler: Playdead
Zuerst veröffentlicht: 2016
Erschienen auf: PS4, Xbox One, PC, iOS

Der Grusel von Inside ist sehr viel subtilerer Natur als bei vielen anderen Spielen in diesem Artikel - bis er das plötzlich nicht mehr ist. Was als Flucht eines unschuldigen Jungen durch eine einem mysteriösen Verfall ausgelieferte Welt beginnt, nimmt mit jedem Meter verstörendere Züge an, bis man einfach nur noch rauswill, aus diesem Spiel gewordenen Verfolgungswahn.

Intelligenter, erst leiser, dann immer verstörenderer Grusel, der Stoff zum Nachdenken gibt.

Dass Inside es überhaupt gelingt, den Spieler in eine Angststimmung zu versetzen, obwohl es in 2D stattfindet und man in einiger Distanz zum eigentlichen Geschehen vor der Mattscheibe sitzt, liegt an der Art und Weise, wie diese Welt und die Ereignisse, die ihr erlebt, inszeniert sind. Es fühlt sich an, als hätten David Cronenberg und George Orwell an einem besonders pessimistischen Abend ein furchteinflößendes Brainstorming betrieben, dass dann die besten Animatoren Pixars der Vision getreu ins Leben riefen.

Für ein 2D-Spiel ungewöhnlich: Es gibt Stellen, an denen man sich kaum weitertraut.

Dominiert über weite Strecken des Spiels ein wachsendes Unbehagen, rollt im letzten Akt eine unförmige Erkenntnis, die zu erfassen zunächst unmöglich erscheint, über den Spieler hinweg. Das ist meisterhafter, unterschwelliger Schrecken, der die Generationen schadlos überdauern wird.

Interesse an mehr Artikeln zum Spiel? Dann nichts wie ab zur Inside Infoseite.


7. Until Dawn

Entwickler: Supermassive Games
Zuerst veröffentlicht: 2015
Erschienen auf: PS4

Until Dawn destilliert perfekt, warum klassische Slasher-Filme so beliebt sind: Eine Horde junger Menschen verschiedener Archetypen, ein einsames, von der Außenwelt abgeschlossenes Anwesen und eine mordlüsterne Kreatur, die sich einen nach dem anderen holt. Dazu eine Prise "whodunnit" und das lockende Mysterium, weshalb das alles wohl passiert, und das Grundgerüst steht.

Neben Ramie 'Freddie Mercury' Malek macht auch Peter Stormare mit. Das bedeutet, es muss gut sein.

Und obwohl das genauso gut das Schnittmuster für einen Film sein könnte, profitiert Until Dawn vor allem davon, dass es ein Videospiel ist. Weil ihr nämlich verschiedene Charaktere steuert, liegt es ein Stück weit in eurer Hand, wer überlebt und wer stirbt. Wer den Mumm hat, zu seinen Entscheidungen zu stehen, so verheerend sie auch gewesen sein mögen, erlebt hier eine schockierend gute und einnehmende Horror-Szene nach der anderen.

Stellt euch vor: Ihr könntet der Trottel sein, der vor dem Killer die Treppe rauf flüchtet, anstatt aus dem Haus zu rennen und beeinflusst so bis zum Ende die Handlung. Extrem cool und hier auch in der Durchführung sehr überzeugend.

Ein Slasher zum Mitmachen - wenn ihr versagt, müssen es andere ausbaden. Der Stresslevel wird so durchgehend hochgehalten.

Dass sogar die Handlung und einige Charakterschicksale im Rahmen dessen, was diesem Genre möglich ist, mehr als brauchbar geschrieben sind, ist nur die Kirsche auf dieser blutigen Torte. Until Dawn ist ein Musterbeispiel dafür, wie man sich bei einem anderen Medium bedient, ohne das aufzugeben, was die eigene Form ausmacht. Ich hoffe, Supermassive Games überdenkt seine Entscheidung noch einmal und schenkt uns vielleicht doch irgendwann einen Nachfolger.

Interesse an mehr Artikeln zum Spiel? Dann nichts wie ab zur Until Dawn Infoseite.


6. Eternal Darkness

Entwickler: Silicon Knights
Zuerst veröffentlicht: 2002
Erschienen auf: GameCube

In Horrorspielen dürft ihr eurer eigenen Wahrnehmung nicht zu sehr trauen. Das gilt besonders für Eternal Darkness, das euch gerne mal komplett hereinlegt. Während des Spielens verliert eure Figur bei jedem Blickkontakt zu einem Feind langsam ihren Verstand, was verschiedene Auswirkungen haben kann.

Im Kampf könnt ihr einzelne Körperzonen anvisieren.

Manchmal betretet ihr einen Raum und lauft an der Decke oder überall liegt wertvolle Munition verteilt. Ein weiters Mal verliert ihr plötzlich beim Laufen eure Gliedmaßen oder ihr explodiert. Ganz fies wird es, wenn eine Warnmeldung angezeigt wird, die über den Verlust eures Speicherstands berichtet. Natürlich passieren diese Dinge nicht wirklich, doch im ersten Moment erzeugen sie kurzes Staunen oder sogar Schrecken.

Ein Buch und zwölf Charaktere, die es verbindet.

Aber auch die restliche Zeit lässt euch der Titel kaum zu Atem kommen. Um den Mord eures Großvaters aufzudecken, untersucht ihr dessen Anwesen und findet kurze Zeit später das Tome of Eternal Darkness, wodurch ihr in verschiedene Zeitperioden springt und insgesamt zwölf Charaktere spielt, die alle in Verbindung mit dem Buch stehen. Im Verlauf der Handlung findet ihr vereinzelte Runen, mit denen ihr eigene Zaubersprüche erstellen könnt. Diese benötigt ihr auch, um gegen die Monsterhorden kämpfen zu können.


5. Amnesia: The Dark Descent

Entwickler: Frictional Games
Zuerst veröffentlicht: 2010
Erschienen auf: PC, PS4

Amnesia: The Dark Descent dürfte das einflussreichste Horror-Spiel der Neuzeit sein. Als es 2010 das erste Mal erschien, war das Genre mehr oder weniger am Ende, weil die großen Hersteller ihre Entwicklungs-Budgets lieber auf massentauglichere, leichter verdaulichere Koste verlagerten. Frictional bewies mit seinem First-Person-Grusler aber, wie viel Kraft noch in dem Genre steckt, wenn man sich nur traut, dem Spieler richtig Angst einzujagen.

Nope, nope und noch mehr nope!

Eure Verwundbarkeit ist Amnesias größte Stärke. Während ihr die Umgebung untersucht und vereinzelte Rätsel löst, greifen euch grausige Kreaturen an, vor denen ihr nur fliehen und euch verstecken könnt. Angriffsversuche sind zwecklos. Nie könnt ihr euch wirklich sicher fühlen. An jeder Ecke steigt ein beklemmendes Gefühl in euch auf und ihr zweifelt an euren Sinnen.

Macht euch darauf gefasst, den Titel beim ersten Mal nach zwanzig Minuten wieder auszumachen, weil ihr den Terror nicht länger ertragen könnt. Ihr schwört euch, nie wieder in die verfluchten Korridore zu treten, nur um einen Tag später wieder zu Tode erschreckt zu werden.

Gut, ich wollte sowieso nie wieder schlafen.

2016 erschien endlich eine PlayStation-4-Version, da war Horror als Genre zwar schon längst "gerettet", trotzdem schön, dass auch Konsolenspieler Zugriff auf diesen Ausnahmetitel haben. Und noch schöner, dass er auch andere Studios zu mutigen Horrorexperimenten inspirierte: Etwa das alles andere als perfekte, aber durchweg faszinierende Alien: Isolation oder das immens effektive Outlast.


4. Project Zero 2: Crimson Butterfly

Entwickler: Tecmo
Zuerst veröffentlicht: 2003
Erschienen auf: PS2, Wii

Viele Horror-Spiele geben euch zur Verteidigung meist verschiedene Waffen, mit denen ihr die Monster beseitigen könnt. Project Zero gibt euch eine Kamera. Nur damit lassen sich die lästigen Geister beseitigen, die im zweiten Teil gleich ein ganzes Dorf eingenommen haben, in dem ihr eure Zwillingsschwester sucht.

Warum sind Zwillinge eigentlich immer so gruselig?

Aber es kommt noch besser. Denn die Kamera entfaltet nur ihr gesamtes Potenzial, wenn ihr so nah wie möglich an die Gespenster herantretet und sie im Moment ihres Angriffes fotografiert.

Da es sich hier ausschließlich um Geister handelt, tauchen sie überall in den alten Häusern auf und wechseln gerne ihre Positionen. Ihr müsst also jederzeit damit rechnen, dass ein Geist plötzlich hinter euch auftaucht, was schnell zu Paranoia führt.

Eignet sich super für eine Grußkarte.

Gerne bildet ihr euch Bewegungen im Raum oder Geräusche ein. Vor allem, wenn ihr für längere Zeit keinen Geist gesehen habt, werdet ihr umso nervöser, sodass ihr bei einem erneuten Treffen vor Schreck an die Decke springt. Das komplette Design orientiert sich stark an japanischen Horror-Filmen und passt perfekt zum restlichen Aufbau des Spiels.


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