Die 5 besten Resident Evil-Spiele
Die Gesichter der Angst - Update: Wo rangiert Resident Evil Village?
Update vom 23.10.2022: Der Resident-Evil-Remake-Zug donnert ungebremst weiter und fährt im März mit dem komplett neu gebauten Resident Evil 4 auf PCs und Konsolen ein. Das Resident Evil 3 Remake konnte zwar nicht ganz den Enthusiasmus entfachen, wie das des zweiten Teils, aber es hätte mich bei der Vorlage auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Dennoch ist seit Veröffentlichung dieses Spiels noch ein weiterer Serieneintrag der legendären Survival-Horror-Serie erschienen.
Ein paar gute Trailer, Charaktere, die zum Teil buchstäblich “larger than life” waren und eine fantastische Stimmung sorgten für einigen Hype für Resident Evil 8. Nicht zuletzt auch, weil der Titel mit seinem verfallenen europäischen Dorf samt Schloss kräftige Resi-4-Vibes versprühte. Wollen wir mal sehen, ob und wo sich Resident Evil Village in dieser Liste einreiht?
Platz 5: Resident Evil 8 Village – Trash-Vibes der guten Sorte
Es tut mir ein bisschen weh, Resident Evil: Code Veronica vom Platz des fünftbesten Resi zu schubsen, denn wie ich in der letzten Version dieses Best-of schon sagte, hänge ich persönlich an dem Dreamcast-Resident-Evil. Ganz egal, dass es eine schöne, evolutionäre Sackgasse dieser Serie war. Für mich war Code Veronica das echte Resident Evil 3. Trotzdem muss ich sagen, dass Teil acht, Resident Evil Village, seit seiner Veröffentlichung vor eineinhalb Jahren in dieser Liste an Claire Redfields zweitem Abenteuer vorbeigezogen ist. Resident Evil Village ist ein Spiel, das man erst auf dem hohen Schwierigkeitsgrad so richtig schätzen lernt. Auf dem normalen ist es mehr ein unterhaltsamer Spaziergang durch ein osteuropäisches Gruselkabinett, also: Zähne zusammenbeißen und gleich auf hart anfangen! Dann ist das hier eine der steilsten Prüfungen, die ihr in Sachen Survival-Horror so ablegen könnt.
Nach dem eher vertrauten Hillbilly-Horror des siebten Teils lehnt sich Resident Evil 8 wieder voll in den Pulp-Grusel, der dieser Serie seit Code Veronica und den hinteren Teilen von Resident Evil 4 innewohnt. Dazu gehören besonders räudige Werwölfe, ein Flugzeugmotor auf zwei Beinen und sprechende Bauchrednerpuppen genauso wie eine unerhört attraktive, aber sowohl in physischer als auch emotionaler Hinsicht unerreichbare Vampirfrau. Die gute Lady Dimitrescu ist schließlich drei Meter groß, und auch sonst eher auf die schlechte Art nur an eurem Körper interessiert. Eine Instant-Ikone, wie sie die Spielewelt seit Ewigkeiten nicht mehr sah.
Doch auch alle anderen Beteiligten knien sich herrlich in die Camp-Attitüde hinein und stellen euch mit einem Grinsen im Gesicht nach. Village nutzt die jovialen Antagonisten als geschickte Kontrastierung zur Resi-4-artigen Panik, die hier regelmäßig entsteht. Alles wirkt noch ein Stück weit wahnsinniger, wenn ein guter Teil der Feinde auch noch richtig Spaß an dem Prozedere hat, oder etwa nicht?
Eineinhalb wirkliche Schwachpunkte hat das Spiel dann aber doch. Zum einen ist das erste Kapitel besser als der Rest vom Spiel. Und zum anderen bleiben Ethan und seine Geschichte weitestgehend farblos. Zentrale Charaktermotivationen wirken seltsam – Chris hätte Ethan an diversen Punkten ins Vertrauen nehmen müssen –, Ethans Reaktionen auf diverse Enthüllungen kaum glaubhaft, vor allem, was den Inhalt spezieller “Einmachgläser” angeht und so berührt einen das dramatische Finale auf erzählerischer Ebene eher weniger. Deshalb rangiert Teil 8 für mich unterhalb des siebten Teils.
Trotzdem ein schönes Ende für den Nebenschauplatz, den die Winters-Storyline bildete, bevor wir uns hoffentlich in einem neunten Teil wieder den durch die Remakes verjüngten Hauptfiguren dieser Serie zuwenden. Noch dazu sehen die Schauplätze wahnsinnig gut aus und halten nichts von spielerischem Leerlauf. Das ist alles schon extrem tight designt. Aber alles in allem ist Resident Evil Village ein bärenstarkes Spiel, mit Feinden, an die man sich lange und gerne erinnert.
Platz 4: RE7 und das Pech, das Comeback nach Resident Evil 4 zu sein
Es ist nicht ganz fair, einer Legende wie Resident Evil 4 nachzufolgen, oder? Ich meine, wenn es darum geht, wo man als Reboot rangiert, kann es einen durchaus besser treffen, als mit Leon Kennedys Ausflug in die spanische Biowaffen-Pampa in den Ring zu steigen. Das Spiel ist bis heute der Inbegriff des perfekten Neustarts, eines mächtigen Befreiungsschlages, der sich auch nicht scheut, den einen oder anderen Fan direkt ins Gesicht zu treffen und der vielleicht auch deshalb so verwegen und aufregend wirkt. Wie gesagt: wenn man von dieser Leistung überstrahlt wird, ist es nicht einmal die eigene Schuld.
Für mich markiert Resident Evil 7 dabei fast noch einen wichtigeren Punkt in der Seriengeschichte. Denn wenn man ehrlich ist, führte auch der von Resident Evil 4 eingeschlagene Weg wieder in eine Sackgasse, die die Form des beinahe katastrophalen Teils sechs und des noch schlimmeren, weil belanglosen Revelations 2 annahm. Diesen Karren zog Resident Evil 7 mit links aus dem Dreck und wirkt dabei gleichzeitig auch bestens für die Zukunft gerüstet. Es wundert nicht weiter, dass Capcom offenbar trotz der Erfolge von Resident Evil 2 Remake und sicher auch der Neubearbeitung des dritten Teils an der First-Person-Sicht für Teil acht festhalten will.
Vor allem aber wirkte Resi 7 schon vor seinem Release unfassbar zeitgemäß und verspielt, weil Capcom so einigen extrem cleveren Schabernack mit der Demo trieb. In häufigen Updates trieb der Entwickler die Spekulierfreude der Fans mit verschrobenen mehrstufigen Rätseln und Hinweisen auf einen kollektiven Siedepunkt, der so nur Ende der 10er Jahre erreicht werden konnte. Man sah den Entwicklern fast in Echtzeit dabei zu, mit welcher Freude sie sich den Kopf darüber zerbrachen, das Spiel involvierter und verspielter zu designen. Und am Ende? Da kam ein passend dazu immens modern wirkender Schocker dabei heraus.
Der Perspektivwechsel wirkte Wunder, das Erlebnis neuer und unmittelbarer zu gestalten, ohne dass Befürchtungen sich bewahrheiteten, der Ablauf könnte auf diese Weise zu sehr in Richtung Action abdriften. Im Grunde rückte man nur die Kamera in den Kopf der Spielfigur hinein, damit der Horror dem Spieler nun noch direkter und näher ins Gesicht blicken konnte. In den engen Fluren und niedrigen Kellern des Baker-Anwesens erzeugte zudem das eingeschränkte Sichtfeld eine Klaustrophobie und ein Gefühl, von "was passiert gerade hinter mir", die einfach bestens zur Serie passten. Und dann hätten wir nicht mal darüber gesprochen, wie übelst gut das hier in VR wirkt (bitte auch am PC mit Touch Controllern umsetzen. So langsam wird es Zeit, Capcom!). Allein dieses Erlebnis war die Umstellung schon wert.
Gleichzeitig ließen weite Teile und diverse Schlüsselelemente des Spiels keinen Zweifel daran, um welche Serie es sich handelte. Die Art, wie die Feinde auf Beschuss reagieren, das Inventar, die Interaktionen mit der Umgebung, die seltsamen Rätsel und ... nun ja ... die exotische Schlüssel-Schloss-Logik sind allesamt eindeutig identifizierbare Merkmale Resident Evils. Und das Gefühl, sich aus einem abgeschlossenen Spukhaus herauszupuzzeln, kommt Serienveteranen nicht weniger wunderbar vertraut vor. Die Einbindung der Handlung in den Gesamtkontext, die vielen Anspielungen an die bisherigen Teile der Reihe ... Wenn man erst einmal über die neue Perspektive hinweg ist, unterscheidet Resident Evil 7 in erster Linie seine Tonalität, die deutlich finsterer, dreckiger und auch profaner angelegt ist, vom Rest der Serie.
Die Stars sind eindeutig das Haus und seine Bewohner. Damit sind natürlich nicht die Molded gemeint, die zu den langweiligeren Feinden der Resi-Geschichte gehören, sondern die Bakers, die "evil residents" dieses Hauses, wenn ihr so wollt. Jede einzelne Begegnung mit den wahnsinnigen Familienmitgliedern ist erinnerungswürdig. Selbst wenn sie mal nicht zugegen sind, spürt man ihre Präsenz und fürchtet den nächsten Überraschungsauftritt von Jack, Marguerite, Zoe oder Lucas. Sie sind nicht die kreativen, aber namenlosen und deshalb austauschbaren Monster, die man sonst von der Serie kannte, sondern Charaktere auf der anderen Seite der Geschichte. Ihr Geheimnis Raum für Raum zu entschlüsseln, erzeugte eine morbide Sogwirkung, die diese ungesunde Familieneinheit zu einem der interessantesten Resident-Evil-Antagonisten machte.
Resident Evil 7 und die Intensität, mit der man es erlebte, sind natürlich auch zum großen Teil ein Produkt der Umstände. Es ist ein allein schon in seiner Kompetenz überraschendes Spiel, weil die direkten Vorläufer genau die nicht an den Tag legten, zehrt gewaltig von einschlägigen Indie-Experimenten in Sachen Ego-Horror, die mehr oder weniger direkt vor ihm kamen. Und nicht zuletzt profitierte es auch von dem Wunsch vieler Horror-Freunde, dass aus P.T. irgendwann doch noch ein vollwertiges Spiel werden würde. Für mich war es das richtige Spiel im richtigen Moment - und überzeugt mich trotzdem auch drei Jahre später noch ganz für sich genommen als eines der packendsten und schockierendsten Spiele der Serienhistorie. Das signalisiert für mich ganz gut, dass Resident Evil 7 seinen Platz unter den fünf besten Resis verdient hat.
Platz 3: Resi 4 - oder: "Panik? Ja, danke!"
Auf meinem persönlichen Platz drei sitzt also "das andere Comeback" dieser Reihe, das erschien, nachdem viele den Survival-Horror-Begründer in einer beidseitigen Sackgasse wähnten: Auf der einen Seite rannte das das Franchise gegen die Wand der eigenen Gewohnheiten (von 1996 bis 2000 erschienen immerhin vier reguläre Serieneinträge mit gewissermaßen unverändertem Ablauf), auf der anderen wusste man offenbar nicht so recht, wie man von der alten Konsolengeneration zur neuen durchbrechen sollte. Keine beneidenswerte Situation, in der Capcom da steckte.
Der Ausweg lag in unermüdlicher Iteration, zunächst auf der PlayStation 2. Der erste Entwurf nahm 1999 seinen Anfang, wurde dann allerdings zu Devil May Cry umgemodelt, bevor die Entwicklung von RE4 auf dem GameCube 2001 neugestartet wurde. Diese Vision für die Zukunft der Reihe drehte sich um Leon S. Kennedy, der sich im europäischen Umbrella-Hauptquartier einen Virus eingefangen hatte und so nun nicht nur mit Zombies, sondern auch mit einem inneren Feind zu kämpfen hatte. Auch aus diesem Ansatz wurde nichts, denn später zeigte man eine andere, aber durchaus ähnliche Version des Spiels mit paranormalen Elementen und dem so genannten "Hook-Man"-Feind. Danach unternahm man sogar noch einen anderen Versuch, der aber nie der Öffentlichkeit gezeigt wurde - Mikami fand all diese Ansätze zu formulaisch und entschied, Resident Evil komplett neu zu denken.
Der Rest ist Geschichte. An den Augenblick, in dem man sich das erste Mal dem Scheiterhaufen in dem gottverlassenen spanischen Dorf nähert, erinnert sich jeder, der ihn damals erlebte. Schon mit dieser ersten prägenden Szene warf Teil vier all die so wertvolle Klaustrophobie der alten Teile aus dem Konzept, öffnete dem Spieler seine Arenen und gab ihm dennoch trotzig zu verstehen, dass er hier nirgends sicher sein würde. Über weite Teile von Resi 4 treten Paranoia und eine panikartige Rastlosigkeit an die Stelle der Platzangst von damals, die zwar hochkonzentriert daherkam, gegen die man sich im Laufe der letzten vier Titel aber eine gewisse Toleranz angeeignet hatte.
Leon ist mit seinem durchschlagkräftigen, aufrüstbaren Arsenal, brauchbaren Nahkampfwaffen und QTE-Kontern wehrhafter als es je ein Resident-Evil-Charakter vor ihm war. Und doch fühlt man sich machtloser und überrumpelter von gewaltigen Gruppen an Feinden, die sich auf die gute Art dumm verhielten und mit beharrlichem Einkreisen die Spannungsschraube unerträglich anzogen. So stellten sie des Spielers Nerven und seine Fähigkeiten zur Mengenkontrolle auf eine Weise auf die Probe, die man zuvor nie gespürt hatte. Dazu schockierend drastische Tode, bei denen die Kamera besonders nah heranfuhr, und die neue Perspektive. Die fühlte sich zugleich zeitgemäßer an und bewahrte sich trotzdem noch ein wenig von der Furcht davor, was just außerhalb und des Blickfelds so vor sich ging - oder besser auf Leon zu.
Wann immer man einen Fan bittet, seine Lieblingsmomente der Serienhistorie aufzuzählen, ist eine gute Handvoll von Highlights aus Resident Evil 4 dabei, so gut war das Spiel darin, seine durchaus lange Kampagne mit spielerisch intensiven und publikumswirksamen Höhepunkten zu durchsetzen. Die Zahl der Endgegner, die mir in meinem Leben dermaßen viel Respekt eingeflößt haben wie El Gigante bei seinem ersten Auftritt, kann ich an einer Hand abzählen. Bis heute erinnere ich mich an die Furcht davor, mich auf den See zu wagen, in dem der monströse Molch Del Lago wohnte oder an die Panik, die beim Knattern des Arbeitswerkzeugs des freundlichen Herrn vom Kettensägenservice verspürte. Die Liste lässt sich noch ein gutes Stück weiterschreiben, aber ihr wisst selbst am besten wovon ich rede.
Schattenseiten gibt es wenige. Eine davon wäre, dass Resident Evil 4 ein guter Kandidat für dieselbe Remake-Behandlung wäre, was Gerüchten zufolge auch direkt als nächstes passiert. Denn zeitlos ist es rein spielerisch gesehen nicht (auch wenn es sich besser gehalten hat, als so manches andere Spiel aus dieser Ära). Auch ist das Pacing nicht komplett optimal, weil viel von der hinteren Hälfte zu einer Eskortmission ausartet. Eine verhältnismäßig gute Eskortmission zwar, aber immer noch eine Eskortmission und der Spaß daran ist gewissermaßen irgendwo gedeckelt. Am Ende kann das die Freude an diesem immens wichtigen Spiel zwar nicht wirklich trüben - zu fordernd und pulstreibend gestalten Mikami und seine Leute durchweg die Feindbegegnungen, aber ich wollte es hier nicht unerwähnt lassen.
So oder so: Bis heute ist Resident Evil 4 eines der besten Spiele der Reihe und vermutlich der wichtigste Grund, warum wir uns auch 2020 noch angeregt über Capcoms Horrorserie unterhalten. Keinen Tag zu früh bekam man hier noch die Kurve und rettete die Marke vor der gepflegten, aber letztendlich ermüdenden Belanglosigkeit, die so oft aus steter Wiederholung geboren wird. Ein Spiel, gemacht dafür, in Lieblingslisten wie dieser hier weit oben zu rangieren.
Ihr wollt noch ein wenig mehr in Resident-Evil-Erinnerungen schwelgen? Dann führt euch doch unseren Artikel Resident Evil: Die besten Geheimnisse und Easter Eggs zu Gemüte.
Platz 2: Resi 1 und die Erfindung meiner Angst
Das hier musste eigentlich auf Platz eins landen, oder? Fand ich auch oder dachte es zumindest, als ich meine Notizen für diese Top 5 anlegte. Dieses Spiel hat mich und zahlreiche Freunde damals so wahnsinnig geprägt - ich habe kein Resident Evil jemals so geliebt und werde wohl nie eines jemals wieder so lieben wie dieses hier. Es ist so randvoll mit sagenhaften Momenten, hat die vermutlich schönste und erinnerungswürdigste Location der Serie und keinerlei szenariotechnische Hänger.
Abgesehen von einigen überflüssigen Wegen (danke, Inventar!) ist dieses Spiel, als Ort genommen, für mich der Inbegriff von "tight". Und selbst das Hin- und her war für mich als Weglaufer immer wieder aufs Neue spannend, weil ich förmlich spüren konnte, dass sich die Vermeidungsstrategie irgendwann rächen würde. RE1 ist die quintessenzielle Monsterhaus-Flucht mit Schockeffekten, an die ich mich ein Vierteljahrhundert später auch noch bestens erinnere (und an den arhythmischen Puls, den sie bei mir verursachten). Bis heute rennen Videospiele dem Ideal dieser prägenden Erschrecker oft erfolglos hinterher und mir fährt viel von der gekonnt aufgebauten Stimmung immer noch mit Leichtigkeit in Mark und Bein.
Und doch steht Resi 1 jetzt hier, auf Platz zwei. Der Grund ist, dass ich feststellen musste, dass meine Liebe dafür vornehmlich nostalgischer Natur ist. Spielerisch ist das hier selbst im 2015er Remaster, das ich eine Zeit lang genauso liebte und das ihr gerne auch anstelle des Originals hier hineinlesen könnt (obwohl mir dort die alten, schlimm doofen Dialoge abgehen), heute nur noch schwer verdaulich. Ich weiß noch, wie es geht, kenne die Tastenbelegung auswendig. Aber meine Finger wollen meinem Kopf nicht so recht Folge leisten. Sie haben die vergangenen Jahrzehnte Videospielevolution hindurch eine eigene Vorstellung davon entwickelt, wie man sich im dreidimensionalen Raum bewegt, wie man mit einer Pistole zielt, und so weiter. Fast immer, wenn ich RE1 mal wieder für einen Durchgang einlege, ist die erste Stunde, manchmal mehr, ein einziger Krampf - einer, den ich mir gerne wegmassiere, bis die Daumen wieder so wollen wie ich, aber doch ein Krampf.
Für mich ist Resident Evil 1 in jeder seiner Ausführungen daher mehr eine Zeitkapsel, als ein Spiel, das ich aus reinem Spaß einlege. Alle Jahre wieder drehe ich sie einmal auf, halte die Nase an die Öffnung und lasse mich vom Aroma von damals in eine einfachere und sicher auch verklärte Zeit zurückversetzen. Um das ganz klar zu sagen: Das soll nicht heißen, es hätte keine Qualitäten, die die Zeit überdauerten. Im Gegenteil: Wie einfach es Resident Evil oder auch seinem HD Remaster, immer wieder gelingt, mich zurückzutransportieren, das spricht nicht nur für meine Zuneigung zu diesen Teilen.
Es sagt auch viel über ihre universellen Stärken aus, denen die Zeit nichts anhaben kann - über ihr Verständnis vom Raum, in dem sie sich bewegen, die einzigartige Stimmung, die Eleganz, mit der der Bedrohungsgrad eskaliert und ihr pervers gutes Verständnis des Survival-Begriffs. Man hatte damals keine Ahnung, was einen hier erwarten würde. Das sagt einem jede einzelne neue Kameraeinstellung, indem sie den Blick nur auf das Nötigste richtet, manchmal nicht einmal das. So fordert sie den Spieler dazu auf, sich die Schrecken auszumalen, die sein Charakter gerade mitansehen muss. Und die Fantasie ist immer mächtiger als jeder Grafiker. Ich bin trotzdem ziemlich sicher, dass meine Zuneigung dafür und meine vollen Hosen davor, was wohl hinter der nächsten Ecke lauerte, nicht ohne Weiteres für jemanden nachfühlbar sind, der sich heute das erste Mal hieran macht.
Das ändert nichts daran, dass ich Resident Evil 1 immer noch bewundere und es eines der wichtigsten Spiele meiner Gamer-Sozialisation und der vieler anderer ist. Ich glaube nicht, dass jemals wieder ein Spiel dieser Reihe einen vergleichbaren geschichtlichen Stellenwert hatte - der vierte kam phasenweise vielleicht nah ran - und ich habe keine Ahnung, was ein kommendes Resident Evil schaffen müsste, damit 24 Jahre nach Release jemand einen vergleichbaren Liebesbrief daran adressiert. Cool auch, dass schon das erste Remaster zeigte, wie sehr Capcom seinen eigenen Kreationen noch nachhängt, nachdem sie längst erschienen sind. Die verdammten Crimson Head Zombies, Untote, die euch durch Türen in andere Räume folgen und die neue Synchronisation - ob man die alte nun lieber mochte oder nicht - zeichnen ein Bild eines Studios, das nicht allein daran interessiert ist, mit einer Neuauflage leichtes Geld zu verdienen. Es sagt mir, dass die Macher selbst niemals wirklich zufrieden mit ihrer Arbeit sind.
Im Fall von Teil eins hätten sie es ruhig sein können, denn das hier ist nicht weniger als lebendige, atmende Videospielgeschichte, auch wenn sie ein bisschen röchelt. Ich sage das nicht nur, damit ich auch in Zukunft möglichst einfach meinen Nostalgie-Kick bekomme, aber dieses Spiel hat es sich trotz aller handhabungstechnischer und dem Zeitgeist vergangener Tage geschuldeter Widrigkeiten verdient, dass man es auf jede neue Plattform umsetzt, die die Konsolenhersteller auf den Markt werfen. Was ja auch seit einer geraumen Weile passiert. Wie schön, dass dieses sich ach-so-ungelenk und von gestern steuernde Spiel es auf diesem Wege zu einer immerhin ideellen Zeitlosigkeit gebracht hat.
Platz 1: Resident Evil 2, sein Remake und der perfekte Spagat zwischen gestern und heute
Die Überschrift sagt eigentlich schon das Wichtigste: Es ist vor allem die seltsame Union, die Original und Remake miteinander eingehen, die Resident Evil 2 als Entität für mich zum besten Spiel der Serie machen. Tatsächlich bin ich nicht sicher, dass Teil zwei (oder auch die Neuauflage vom letzten Jahr) im Vakuum, also einzeln und für sich genommen, ganz an der Spitze gelandet wären. Aber sie komplementieren einander so irrsinnig gut und bedeuten einander dermaßen die Welt, dass jedes der Spiele durch die Existenz des anderen besser und wichtiger wird.
Das soll weder die Leistungen der Vorlage noch die des Remakes schmälern. Heute ist schwer zu beschreiben, in was für eine helle Aufregung der zweite Teil uns seinerzeit versetzte. Eben weil der exponentiell aufgeblasene Scope des Nachfolgers unsere 1998 noch sehr limitierte Vorstellungskraft, uns eine Fortsetzung zu Resident Evil herbei zu imaginieren, mit einer Gewalt sprengte, die wir bis dahin nie gespürt hatten. Die Gelegenheiten, zu denen man eine Aufregung wie die von damals im Anlauf auf Resident Evil 2 verspürt, kann man in einem Videospielerleben an zwei Händen abzählen. Geradezu unfassbar, dass das Spiel nicht enttäuschte.
Das Remake unterdessen hatte, wie schon ein paar andere Spiele in der Serienhistorie, die unmenschliche Aufgabe vor der Brust, die grundlegende Formel an aktuelle Spielgewohnheiten anzupassen und bewies dabei von allen Reboots und Remakes bisher das beste Händchen. Resident Evil 4 war die bestmögliche Momentaufnahme von 2004 und gilt nicht umsonst als Meilenstein, den ich weiter oben - so glaube ich - gebührend besungen habe. Aber es ist spürbar in der Zeit von damals verhaftet und wirkt schon seit Jahren wieder überholt. Resident Evil 2 von 2019 ist hingegen, da bin ich mir fast sicher, ein möglicherweise zeitloses Spiel geworden, das auch 2035 noch ohne Krämpfe in den Fingern spielbar sein wird - sofern wir dann Games noch mit den Händen spielen. (Erinnerung: Back-to-the-Future-2-Gif hier einfügen!)
Dass dies in einem Rahmen gelingen konnte, den die legendäre Vorlage eigentlich recht eng definiert hatte, ist gleich das nächste Wunder. So viel Ellbogenfreiheit man sich auch verschaffte - Perspektive, Puzzles und Details im Ablauf - und diese maximal effizient nutzte, um dem Spiel seinen eigenen Stempel aufzudrücken, so sehr ist das hier doch unverkennbar das gleiche Abenteuer. Respekt- und kraftvoller hat selten jemand einem alten Klassiker eine Räuberleiter in die Moderne hingehalten. Das Remake vereint das Beste von damals mit allen Annehmlichkeiten von heute, zapft Nostalgie und moderne Sensibilitäten gleichermaßen kompetent an. Auf diese Weise hält es ein Stück Videospielgeschichte am Leben, das andernfalls dazu verdammt wäre, in erster Linie in Let's plays auf Youtube konserviert zu bleiben - als bloßer Schatten dessen, wie es sich anfühlt, dieses Abenteuer am eigenen Leib zu erleben.
Damals wie heute ist zudem das Pacing absolut exzellent, das Design der Umgebungen interessant und ausgewogen und die Feinde angemessen bedrohlich. Und in beiden Inkarnationen ist es das Resident Evil, das bis heute die spannendste und beste Balance zwischen Krawall-Action und auf Überleben fokussierten Horror findet. Der schlimmste Vorwurf, den sich Resi 2 Remake gefallen lassen muss, ist der, dass es das etwas lahme Labor-Level aus der hinteren Hälfte genauso originalgetreu übernimmt wie den unfassbar guten Rest des Spiels. Aber hey, wir lieben unsere Favoriten auch mit ihren Unvollkommenheiten, oder etwa nicht? Für mich ist jedenfalls klar: Durch sein Remake wurde Resident Evil 2 gleich zwei Mal zum Klassiker. Das sollte eigentlich weder möglich, noch erlaubt sein und sagt im Grunde alles über dieses beste Resident Evil aller Zeiten.
Jetzt zu euch: Was sind eure liebsten Serienteile? Seid ihr unserer Meinung, weicht eure Auffassung der besten Spiele der Reihe von unserer ab und wo seht ihr das Remake des dritten Teils?