Die Amazon Game Studios verbrennen rund 500 Millionen Dollar im Jahr - der Durchbruch bleibt aus
Schuster bleib bei deinen Leisten?
- Laut eines Bloomberg-Berichts steckt Amazon jährlich 500 Millionen Dollar in die Spieleentwicklung
- Ein Hit blieb bisher aber gänzlich aus
- Gründe könnten mangelnde Erfahrung und Kritikfähigkeit des Chefs darstellen
Die Amazon Game Studios geben Berichten zufolge ganze 500 Millionen Dollar im Jahr aus, ein großer Erfolg bliebt bisher allerdings trotzdem aus.
Diese Menge an Geld investiert Amazon offenbar einem Bloomberg-Bericht zufolge jährlich nur in seinen Gaming-Bereich und in der Summe sind Plattformen wie Twitch und Amazon Luna nicht einmal inbegriffen. Die 500 Millionen fließen also offenbar fast ausschließlich in die Spieleentwicklung, also in die Amazon Game Studios.
Falls ihr euch jetzt (wie ich) fragt, welche Spiele das Studio bisher noch einmal produziert hat: Die sind leider durch die Bank weg in der Versenkung verschwunden. Im vergangenen Jahr brachte Amazon zum Beispiel den comicartigen Online-Shooter Crucible auf den Markt, der stark an Spiele wie Overwatch erinnert. Leider hatte er aber nicht denselben Erfolg, denn das Spiel erschien im Mai 2020 und kehrte schon im Sommer nach einem schwachen Start wieder in die Closed-Beta zurück - im Oktober wurde des dann komplett eingestellt.
Auch das Projekt davor, das Multiplayer-Kampfspiel Breakaway, wurde 2018 wieder gestrichen und erblickte gar nicht erst das Licht der Welt, doch Amazon hat noch immer laufende Projekte. Im Augenblick ist ein Herr-der-Ringe-MMO in Arbeit und auch das Multiplayer-Game New World mit typischem Fantasy-Ansatz soll dieses Jahr erscheinen. Trailer und Eindrücke aus dem MMO liefern bisher aber noch keine allzu innovativen, herausstechenden Eindrücke, das kann allerdings täuschen.
Neben finanziellen Investitionen holte sich Amazon auch einiges an Expertise von externen Gaming-Veteranen ins Team, so zum Beispiel Portal-Entwicklerin Kim Swift und Clint Hocking von verschiedenen namhaften Firmen wie Ubisoft, Valve und LucasArts. Doch auch diese beiden Gaming-Profis behielt das Unternehmen nicht lang: Sie arbeiten schon nicht mehr für Amazon.
Auch der deutsche Spielemanager Christoph Hartmann sollte als Vize-Präsident bei Amazon ab 2018 einiges besser machen, doch all das nutzte offenbar nichts. Woran liegt es? Dem Bloomberg-Bericht zufolge sei Mike Frazzini, Chef von Amazon Gaming, sowohl wenig erfahren in Spiele-Angelegenheiten als auch recht unbelehrbar - eine schwierige Kombination. Angeblich höre er zum Teil einfach nicht auf die Expertise der Spieleveteranen in seinem Team.
So reagierte man beispielsweise zuerst nicht auf berechtigte Rassismus-Kritik am Konzept von New World, das einen à la "White Savior" und Kolonisierungskitsch in ein von Ureinwohnern bewohntes Land schicken sollte, die wie die Ureinwohner Amerikas aussehen, um diese zu töten und das Gebiet zu besiedeln. Kaum zu glauben, dass man an so einem unangemessenen Szenario nichts Negatives auszusetzen hatte und es ernsthaft für eine gute Idee hielt. Erst ein externer Stammesberater brachte sie darauf. Das ist ein Beispiel für die dezente Kritik-Resistenz, die offenbar im Amazon-Gaming-Führungsteam vorherrscht.
Allgemein haben sich Geld und ein neuer Expertenstab für Amazon also bisher noch nicht ausgezahlt. Vielleicht hätte das Unternehmen etwas mehr einen eigenen, einzigartigen Ansatz gebraucht, anstatt wie bei Crucible einfach beliebte Formate quasi zu kopieren, und definitiv etwas mehr Sensibilität und Kritikfähigkeit. Ein großes finanzielles Polster macht Spielerfahrung und Leidenschaft eben nicht unbedingt wett.
Vielleicht setzt Amazon als Online-Versandhändler mit Spielen, Filmen, Serien und und und auch einfach auf etwas viele Pferde auf einmal. Möglich. Jedenfalls waren die Amazon Game Studios bisher nur ein großer Kamin, in dem man tonnenweise Geld und Arbeitszeit verbrennt - und das relativ erfolglos.