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Die besten Apps für HTC Vive

Wenn virtuelle Realität nicht nur für Spiele gut ist.

Wie wir bei unserem Test des HTC Vive bereits feststellten, kommen viele Erlebnisse, die aktuell für die Virtual-Reality-Brille zur Verfügung stehen, noch nicht über Konzeptstudien oder Demos hinaus. Und doch wird man das Gefühl nicht los, dass sich hier einem eine ganz neue Bandbreite an Möglichkeiten auftut. Es ist zweifellos ein spannendes, neues Darstellungsmedium, das einem mit der Zeit - und noch etwas Reife - neue Welten eröffnen wird.

Das liegt vor allem an der großen Bandbreite der Möglichkeiten, die sich schon jetzt stichhaltig andeutet - wenn man einmal schaut, was abseits von Spielen durch Geräte wie das Vive möglich wird. Daher hier unser Überblick über einige der spannendsten Nichtspiele, die man aktuell für HTC Vive bekommen kann.

Virtual Desktop

Wo willst du heute arbeiten?

Virtual Desktop ist ein tolle Demonstration dessen, was möglich ist, wenn man einen theoretisch unbegrenzt großen Bildschirm nutzen kann. Hoch über einer Wiese schwebend, in Rick and Mortys Garage oder in einem Kinosaal sitzend, habt ihr alle Funktionen eures Rechners im Griff. Aktuell krankt das natürlich noch etwas an der niedrigen Auflösung, die vor allem Schriftelemente nicht so gut lesbar macht (mit größerem "Monitor" relativiert sich das ein wenig) und auf virtuellen Leinwänden dargestellte Spiele synchronisieren aktuell nicht gut auf die 90 FPS des Vive, was in unruhigem, wackligem Bild resultiert. Aber man bekommt das Gefühl, dass hier noch einiges möglich ist. Filme auf einer gewaltigen Leinwand zu schauen, das hat trotz des Auflösungsdefizits schon jetzt durchaus seinen Reiz. Gefällt aktuell besser als die Steam-VR-Standardsicht eures Desktop - gute Arbeit!

Realities

Realities interpretiert das Versprechen von Virtual Reality, den User in Sekundenbruchteilen an einen anderen Ort zu transportieren, ganz nah am Wortlaut. Schon der Start des kleinen und kostenlosen Programms verschlägt einem ein bisschen die Sprache. Da steht man nun, vor sich ein Erdball, den man stufenlos dreht und skaliert, geht ganz nah mit dem Gesicht an die Atmosphäre und freut sich über die Details. Die Lichter der Großstädte, die anspringen, wenn die Nachtgrenze sich über sie hinwegschält. Die Wolkenschicht, die sich unabhängig von den Landmassen unter ihr bewegt. Und dann fallen einem zahlreiche kleine Lichtsäulen auf, die über Mitteleuropa in den Himmel steigen.

Mit einem Klick findet man sich auf einmal auf einer mittelalterlichen Burg wieder, die man frei begehen darf, in den Heilstätten Beelitz, einer Tropfsteinhöhle oder einer alten Kathedrale - allesamt in großem Detail (wenngleich bisweilen noch nicht in bester Auflösung) per Fotogrammetrie eingefangen. Das ist die Technik, der schon The Vanishing of Ethan Carter oder Star Wars: Battlefront ihren beinahe fotorealistischen Look zu verdanken haben. An entscheidenden Stellen in diesen virtuellen Abbildern realer historischer Orte liegen Flugblätter, die man aufheben kann und dann von einem Erzähler geschichtliche und archäologische Details über sein Reiseziel erfährt. Dank des fantastischen Gefühls für Präsenz fühlt man sich wirklich dort, man lernt etwas dabei und erhält Eindrücke von Plätzen, die man andernfalls vielleicht nie zu Gesicht bekommen hätte.

Da sein oder nicht da sein? Das ist hier die Frage.

Schon jetzt freue ich mich auf jede neue Lichtsäule, die in den kommenden Monaten und Jahren dazukommen wird, um den Globus von Realities mit neuen Reisezielen zu füllen. Eine App mit Signalwirkung für Tourismus und Forschung. So eine einfache Idee, durch diese Technik aber mit maximaler Wirkung inszeniert.

Universe Sandbox 2

Viel gottspieliger geht es eigentlich nicht. Wer will schon Menschlein rumkommandieren, wenn er die Bahnen ganzer Himmelskörper manipulieren kann, wie er will. Probiert aus, was passiert, wenn ihr den Orbit einzelner Himmelskörper zueinander verändert, ergötzt euch an dem imposanten Spiel der Maßstäbe oder inszeniert unter akkuraten physikalischen Gesetzmäßigkeiten das friedvolle Sterben zweiter im letzten Tanz miteinander befindlicher Galaxien. Gerade die Bedienung mit den Touch-Controllern und das freie Umherstaksen im Raum erweisen sich hier mal wieder als echte Gewinner der virtuellen Realität.

Ich will nicht sagen, dass e simmer darauf hinausläuft, aber...

Ich bin kein Astrophysiker und kann kaum beurteilen, wie gut sich Universe Sandbox in dieser Version als Werkzeug für die Forschung eignet. Aber anhand des Gebotenen ist es problemlos denkbar, dass es, wenn es nicht schon jetzt wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, mit einer kommenden Version problemlos möglich ist. Zudem macht es einfach ungemein Spaß, den Halley'schen Kometen ein wenig zu nah an die Erde heranzurücken, sich zurückzulehnen und in Zeitlupe das Feuerwerk zu bestaunen.

Google Tiltbrush

Ein 3D-Malprogramm mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Verschiedene Materialien, Pinsel und Effekte - alles mit einer durchaus ausgefeilten Bedienung. Es gibt Leute, die haben mehr Geduld und Talent für so etwas als ich, aber jetzt in einige der Demo-Gemälde buchstäblich hineinzuspazieren und dabei zuzuschauen, wie sie entstanden, ist eine neue Art, mit Kunst zu interagieren, die man mal erlebt haben solle. Wenn jetzt noch die Möglichkeit hinzukommt, verschiedene Werkstoffe zu Skulpturen zu verarbeiten, haben wir hier möglicherweise ein veritables neues Werkzeug für Designer und Künstler. Wer sich sein HTC Vive im Rahmen einer aktuell noch laufenden Aktion sicherte, bekommt Tiltbrush im Bundle mit dem Gerät.

TheBlu

Vielleicht die visuell beeindruckendste Demonstration der Möglichkeiten von Virtual Reality. Viel macht man auch hier im Grunde nicht, außer die drei Demos - zwei längere und eine nur etwa zwei Minuten lange - auf sich wirken zu lassen und den einen oder anderen Fisch anzutatschen. In drei unterschiedlichen Tiefen erlebt ihr verschiedene Ausschnitte der Unterwasserwelt: Zunächst ein lichtdurchflutetes Korallenriff voller Anemonen und farbenfroher Fische. Eine große Meeresschildkröte dreht ihre Bahnen, Rochen patrouillieren die Wasser, die euch umgeben, bevor schließlich ein schier endloser Schwarm fluoreszierender Quallen die See in ein lachsrotes Licht taucht. Zehn Minuten - gefühlt aber deutlich länger - Meditation am Meeresgrund, die man nicht vergisst. Die kurze Begegnung mit einem Blauwal ist ebenso respektgebietend wie berührend und der Abstecher in die pechschwarze und von Krill gefüllte Tiefsee ist sogar verdammt unheimlich.

Beim ersten Aufsetzen furchteinflößend, dann durch und durch erbaulich.

Nach und nach schaltet man Fotowerkzeug und Zeitlupenfunktion frei. Insgesamt durchaus kurz, aber wirklich immer wieder schön. Das Erlebnis nutzt sich irgendwie nicht ab und hallt emotional lange nach. Auch als tolles, aufwühlendes Showcase für Leute, die man mit der neuen Technik beeindrucken will, würde ich TheBlu nicht mehr missen wollen. Was für ein virtueller Ausflug.

The Rose and I

Was die Iron-Giant-Hommage "Lost" für Oculus Rift machte, gelingt The Rose and I für HTC Vive. Eine rührende Animation ohne Worte, inspiriert von Saint-Exupérys kleinem Prinzen. Kaum drei Minuten lang steigt man hier in einen Film ein, bewegt sich um die niedliche Szene herum und entscheidet als "fliegende Kamera" selbst, aus welcher Richtung und in welcher Nähe man auf das Geschehen blickt. Schon ganz für sich ein nettes Erlebnis kleiner, großer Gesten, aber übergreifend für darstellende Medien ein Wegweiser, wie es weitergehen könnte, wenn man VR mit offenen Armen empfängt. Kaum auszudenken, was passieren würde, wenn Pixar sich dieser Technik mit großem Budget annähme. Wird vermutlich nicht passieren, denn es wird wohl kaum so viele VR-Headsets geben wie Kinositze in den Filmschauhäusern dieser Welt. Aber zumindest der Beweis, dass auch nicht-interaktive Medien von VR profitieren, wäre hiermit erbracht.

Apollo 11 VR

Das ist vielleicht der größte Knaller unter all den Nichtspielen im aktuellen VR-Aufgebot. Apollo 11 VR vereint Geschichtsstunde, virtuellen Tourismus und sogar teilweise Interaktivität zu einem ebenso beeindruckenden wie lehrreichen Erlebnis. Ihr auf dem Mond? Hiernach möchte man fast Stein und Bein darauf schwören, man wäre 1969 dabei gewesen. Formvollendet kommt sie hier zusammen, die Magie eines guten Virtual-Reality-Erlebnisses.

Und wenn man schon jetzt, in diesen frühen VR-Tagen, schon so gut nachfühlen kann, wie es Armstrong, Aldrin und Collins erging, dann sieht die Zukunft für VR wahrhaft rosig aus.

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