Die besten Spiele für Oculus Rift
Zehn Titel, die man sich zulegen sollte, wenn man den Schritt in die Virtuelle Realität wagt.
Vor einer Weile stellten wir ja bereits die unserer Meinung nach besten Spiele für die HTC Vive vor. Nachdem wir uns letzte Woche mit der Hardware der Konkurrenz von Oculus (hier geht's zum Test) befassten, sind nun deren Spiele dran.
Zwei Dinge fallen direkt auf, wenn man sich so durch den Katalog des VR-Wegweisers spielt: Erstens ist der Facebook-Konzern mit vielen schon sehr ausgereiften und guten Spielen bei der Hand. Und zweitens, dass Leute, die sich von VR erhoffen, traditionelle Spiele mit neuen Augen zu sehen, mit der Oculus bestens bedient sind. Es wundert nicht und es spricht für das Gerät, dass es sich bei einigen unserer Favoriten hier um alte Bekannte handelt, die wir bereits auf der flachen Mattscheibe liebten. Wirklich überrascht haben uns aber die hochwertigen Neuproduktionen, mit denen wir in der Form nicht gerechnet hatten.
Blaze Rush
Micro Machines trifft auf Rock & Roll Racing. Ein Rennspiel um Rundkurse aus erhöhter Perspektive statt aus Motorhauben- oder Cockpitsicht. Es ist, als steuere man Spielzeugautos unter Benutzung eines zu Chaos und Spektakel führenden Physikmodells über die Piste. Aber nicht nur die, auch schwere Kettenfahrzeuge und leichte Hovercrafts bieten ihrerseits Vorzüge.
So lassen sie sich etwa schwieriger unter Ausnutzung von Boost-Rammmanövern oder Maschinengewehrsalven von der Strecke befördern oder sind eben schneller, dafür aber leichter ans hintere Ende des stets eng zusammenhängenden Fahrerfelds zu bugsieren. Der Quasi-Spielzeugkisteneffekt ist grandios, das echte stereoskopische 3D spielt der Griffigkeit des Erlebnisses in die Karten und gerade im Online-Multiplayer hat man hiermit eine Menge Spaß, der an DIE GUTE ALTE ZEIT ™ erinnert.
Edge of Nowhere
Insomniacs erstes VR-Spiel ist eines von der Sorte "Machbarkeitsnachweis klassischer Action-Adventures in VR" und als solches genau zugeschnitten auf die Talente des Rift: Sitz-Gameplay mit traditionellem Controller in der Hand.
Tatsächlich geht das Konzept auf (ein vollumfänglicher Test folgt): Man fühlt sich, als würde man zusammen mit dem Hauptcharakter die arktische Spielumgebung erkunden, als sei man mit ihm dort. Der Rest ist großformative, gutaussehende und toll inszenierte Erkundungs-Action mit Platformer-Elementen und starkem Horroreinschlag. Der Gimmickfaktor ist niedrig, das Gameplay ehrlich und hochsolide, die Bildsprache mächtig.
Edge of Nowhere spielt zudem gekonnt mit eurer Wahrnehmung, wenn es die Hauptfigur - und euch - Dinge sehen lässt, die eigentlich gar nicht da sind. Wer bis jetzt immer daran gezweifelt hat, ein Uncharted oder Tomb Raider in VR zu erleben, wird hier eines Besseren belehrt.
Elite: Dangerous
Elite: Dangerous war Gegenstand vieler Spekulationen in der VR-Welt. Welches Headset ist besser geeignet? Ist es auf dem Vive pixeliger, die Schrift schwieriger zu lesen?
Tatsächlich sieht es auf dem Rift spürbar feiner aus, dafür ist das Sichtfeld etwas eingeschränkter. Hüben wie drüben ist Elite: Dangerous aber ein Titel, den man nie wieder anders erleben will, wenn man ihn einmal in Virtual Reality sah. Das Gefühl der Weite und der Unendlichkeit, des Einmal-Kapitän-Seins und des Erkundens fremder Welten - das bekommt man so nirgends sonst.
Und deshalb gehört Elite: Dangerous sowohl in diesen als auch den entsprechenden Artikel für die HTC Vive.
Dirt Rally
Noch so ein Spiel, das man schwerlich wieder auf dem Monitor spielen will, nachdem man es mit Oculus Rift auf der Nase probierte.
Allein der andere Darstellungsmodus sorgt hier schon dafür, dass man dieses eigentlich so kompromisslos schwere Spiel plötzlich als vollkommen machbar erlebt: Geschwindigkeit und Abstände sind in Stereo-3D eben leichter abzupassen und wer beim Lenken um die Kurve schauen will, tut das ganz wie im eigenen Auto.
Vor Oculus dümpelte ich in Dirt auf Platz fünf oder sechs herum, jetzt spiele ich um die vorderen drei Positionen mit. Einziger Nachteil: Nach jedem einzelnen Rennen ist man schweißgebadet, so hochkonzentriert ist man hier unterwegs!
Airmech Command
Als knackiger und gut steuerbarer Arcade-Shooter mit Tower-Defense-Elementen vereint Airmech Command Action und Taktik ausgezeichnet.
Auf Knopfdruck wechselt ihr zwischen Jet- und Mech-Form. Als Riesenroboter macht ihr auf eure Basis einprasselnde Bodeneinheiten klein - per Laser oder Energieschwert/-schild-Kombo -, während ihr als Jagdflieger Lufteinheiten abschießt und eigene Panzer und Flakgeschütze auf strategisch sinnvolle Punkte hievt. Die Draufsicht per Rift bringt Übersicht sowie den vielbeschworenen Sandkasteneffekt, der für fast kindliche Ausgelassenheit beim Daddeln sorgt.
Kein Spiel, das eure Sicht auf die Gameslandschaft verändern wird, einfach ein wundervoll zu Ende gedachtes und perfekt umgesetztes Konzept, das sich zu meiner Überraschung als perfektes Zwischendurcherlebnis mit erstaunlich hoher Halbwertszeit herausstellte.
The Climb
Was Crytek hier auf die Beine gestellt hat, ist zunächst nicht gerade intuitiv. Die Hände nicht, wie es bei Vive gang und gäbe ist, in Echtzeit durch entsprechende Gesten zu steuern, sondern per Blickrichtung zu platzieren, und mit dem linken (linke Hand) beziehungsweise rechten (rechte Hand) Trigger zupacken zu lassen, daran muss sich erst gewöhnen.
Ist man aber erst mal drin, schätzt man ziemlich genau ab, welchen Griff man erreichen kann und welchen nicht, weiß Signale wie durchgestreckte Finger und Stöhnen der Spielfigur richtig zu interpretieren. Irgendwann fliegt man förmlich den Berg hinauf, sammelt Multiplikatoren und wagt lebensmüde Sprünge in Richtung einer aussichtsreichen Abkürzung.
Blaueren Himmel und farbenfrohere Landschaften sah man zuletzt in den großen Arcade-Spielen SEGAs und genau an die fühlt man sich hier auch von der spielerischen Seite her erinnert. Wenn später im Jahr Oculus' Touch-Controller erscheinen, wird auch The Climb um eine Option hierfür ergänzt.
Bis dahin gefällt mir aber auch so schon ausgezeichnet, was Crytek sich hier hat einfallen lassen. Ausführlichere Gedanken zu The Climb lest ihr in unserem Test .
Pinball FX 2 VR
Mit Simulationen real existierenden Kneipensports oder artverwandten Geldschluckern ist das immer so eine Sache. Der eine oder andere wird sich, wie damals bei Pool Nation VR (Test), vielleicht denken, dass man genauso gut einen lokalen Laden aufsuchen könnte, in dem Billard oder eben Flipper gespielt wird.
Was bei Billard noch zieht, wird bei bei Pinball aber mittlerweile ziemlich schwierig. Ich wüsste in meiner Gegend keinen brauchbaren Anlaufplatz. Und dann sind da noch die fantasievollen und gut gemachten Eigenkreationen der Entwickler von Pinball FX 2 VR, die es in der Realität gar nicht erst gibt. Zugegeben: Die Auswahl ist mit drei Tischen noch ziemlich mager, vor allem, wenn man schon Geld in DLC-Tische der konventionellen Versionen steckte. Aber: Die Illusion, vor einem echten Flipperautomaten zu stehen, ist schon allerhand.
Im Gegensatz zum Spiel am konventionellen Monitor gewinnt die Simulation in VR durch die Möglichkeit, so nah an den Tisch heranzugehen, wie man eben möchte, einiges an Authentizität. Vollkommen intuitiv und stufenlos. Wieder so ein Beispiel, wie bekannte Spielprinzipien von der neuen Technologie profitieren können.
Euro Truck Simulator 2
Auf eine magische Weise gewöhnlich, dieses Spiel. Für viele eine Meditation über Kapitalismus, moderne Infrastruktur und das Herz der Straße, für andere der sinnloseste Zeitverbrenner aller Zeiten.
Ich würde schreiben "dazwischen gibt's wenig", aber das stimmt eben nicht, weil das grundlegende Simulationsgerüst durchaus ordentlich funktioniert. Per Steam-Startparameter "-oculus" spielt man dieses Kuriosum nun auch per Rift und freut sich dann darüber, wie viel tiefer man in der Gunther-Gabriel-Fantasie versinkt.
Keep talking and nobody explodes
Hiervon gibt es mittlerweile eine 2D-Version, dennoch begann "Keep talking..." aber sein Leben natürlich als Oculus-Titel. Und es ist nicht schwer zu sehen, warum: Der Bildschirm ist schließlich nur für den Entschärfer der Bombe gedacht, während der oder die Spieler mit der rettenden Anleitung in der Spielfiktion nur über Funk oder Telefon Hilfestellungen geben.
Dementsprechend fühlt man sich als der Mann oder die Frau mit der Zange am roten Draht deutlich stärker in Gefahr - und alleingelassener -, als wenn man den Mitspieler neben sich im selben Raum wähnt. So kommt dieses unglaublich witzige und spannende asymmetrische Koop-Spiel einfach am besten zur Geltung. "Keep talking..." ist die prototypische Spielidee, die ohne VR-Brille vielleicht niemandem gekommen wäre.
Chronos
Die vermutlich funkelndste Perle im Katalog von Oculus: Gunfire Games' zwischen den Dimensionen hüpfende Hochzeit von Zelda und Dark Souls überrascht mit unzähligen guten Szenenbildern, schönen Perspektivspielen und Maßstabtricksereien und schafft es dabei, unheimlich befremdlich und mysteriös zu wirken.
Ein Held, der mit jedem Tod ein Jahr altert, ein Kampfsystem, das Wumms und Timing schätzt, und schön in sich verschachtelte Areale sind ein Fest für Action-Adventure- und Rollenspieler, die auf komplexe Charakterentwicklung verzichten können. Hübsch und immer ein bisschen andersweltlich ist es auch.
Obwohl die eigentliche Spielmechanik problemlos auch auf einem konventionellen Monitor verlustfrei funktionieren würde, ist es doch gerade die neue Darstellungsform, die einen noch tiefer ins Geschehen eintauchen, die Kulisse noch gewaltiger empfinden lässt. Pflichtprogramm für Rift-Besitzer.
Neugierig? Mehr darüber lest ihr im Chronos-Test.