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Die besten Spiele und Apps für Oculus Touch

Alte Bekannte, neue Höhen und bahnbrechendes Exklusives.

VR als Bewegung arbeitet weiter daran, in den Massenmarkt vorzudringen. Gut so, wusste man doch von Anfang an, dass es der hohe Preispunkt zum Einstieg gewissermaßen unmöglich machen würde, nicht nur in aller Munde, sondern auch in jedermanns Spielzimmer zu sein. Der andere Flaschenhals war natürlich, dass VR den Leuten so lange als Gimmick erscheint, bis sie es erst einmal aufhatten. Und Neulingen an der Front Oculus, Vive und PSVR zugänglich zu machen, das scheint aktuell nicht genug zu passieren. Die Anbieter dieser Geräte haben einen langen Kampf vor sich und am Ende dürfte nicht die bessere Technik entscheiden, sondern der längere Atem.

Oculus hat abzüglich Palmer Luckeys politischer Entgleisungen viel Ausdauer bewiesen und zuletzt mit den Touch-Controllern erst im Dezember einen gewissermaßen perfekten VR-Controller vorgelegt. Jetzt ist es an den Apps und Spielen, Interessierte und auch Zweifler heranzuwinken, um zu zeigen, was alles möglich ist. Hier ist unsere Auswahl an Spielen und Apps für Oculus Touch, die uns davon überzeugen, dass VR über kurz oder lang eine bleibende, wenn auch eher ergänzende Rolle spielen wird. Außen vorgelassen haben wir mal die unzähligen "Schießbuden"-Spiele, vor denen man sich aktuell kaum retten kann. Liebe Entwickler: VR kann mehr. Das hier zum Beispiel...

I Expect You To Die
Entwickler: Schell Games / Preis: 24,99

Ihr seid ein Geheimagent vor Swinging-Sixties-Kulisse und müsst zahlreiche tödliche Situationen meistern. In einem Auto aus einem fliegenden Flugzeug entkommen zum Beispiel oder einen fatalen Virusangriff auf die Bevölkerung stoppen. Mit viel Kreativität und Witz löst ihr hier nach und nach gewissermaßen Rätselräume oder lasst in ihnen euer Leben. Hebel umlegen, Gegenmittel kombinieren, Gegenstände benutzen... im Grunde nichts weltbewegend Neues. Aber in VR und mit perfekt umgesetzten Händen ist man immer wieder ein bisschen peinlich berührt, wenn man sich dabei ertappt, wie tief man gerade in quatschige Zappeleien abgerutscht ist.

Man macht vor allem auch viele Dinge, die man nicht müsste. Etwa wenn man sich als Fensterputzer verkleidetet vor einer Infiltration genüsslich Zeit nimmt, mit dem Schwamm in der Hand in seiner Rolle aufzugehen, bevor man die Scheibe endlich einschlägt. Die Lacher, als mitten in der Operation eine Überwachungskamera nach dem Rechten sieht und ich trotz zerdepperter Scheibe pantomimisch den Schwamm kreisen lasse - und das auch noch funktioniert -, hatte sich das Spiel ehrlich verdient.

The Climb
Entwickler: Crytek / Preis: 49,99

Ich mochte The Climb (Test) schon mit dem klassischen Controller. Nun, mit Touch-Unterstützung und zwei neuen Bergen hatte es mich direkt wieder am Kragen und ließ eine ganze Weile nicht los. Sich auch in der Realität nach Griffen und Kanten zu strecken, das übt eine ganz besondere Anziehungskraft aus, auch wenn ich zugeben muss, dass ich hier zu Beginn mal wieder ein wenig mit Motion-Sickness bekam. Ich stellte mich schnell darauf ein und konnte dann problemlos spielen, aber allein durch Bewegung meiner Hände meinen kompletten Blickwinkel an der Felswand entlangzuziehen, das ist im ersten Moment etwas seltsam.

Spielerisch könnte ich stellenweise ausflippen, wie gut es sich anfühlt, wenn man in The Climb erst einmal in einen gewissen Flow kommt. Wenn die Hände über blanken Stein fliegen und man mit jedem Meter auch für gewaltige Sprünge (indem man sich mit Wucht am Stein hinaufzieht) genug Selbstbewusstsein sammelt, meißelt einem das regelmäßig ein Grinsen ins Gesicht.

Medium
Entwickler: Oculus / Preis: 29,99

Eines von zwei Kreativtools, die bei Oculus in Eigenregie entstanden. In Medium manipuliert ihr in Echtzeit und wirklichem 3D mit beiden Händen gleichzeitig Werkstoffe wie zum Beispiel Ton. Ihr modelliert, formt, gestaltet und skaliert. Aus einem Dinosaurier im Spielzeugformat wird so in Windeseile ein Modell in Lebensgröße. Wenn man sich hier noch einen 3D-Drucker hinzudenkt, tun sich neue Welten auf. Das mag zwar Zukunftsmusik sein, scheint nach faszinierenden Stunden in diesem virtuellen Bildhauer-Atelier aber in nicht mehr allzu weiter Ferne. Medium ist einsteigerfreundlich, weil intuitiv, fesselnd, weil die Fantasie anregend. Das hier ist die Sorte Projekt, die sich all die Produzenten liebloser VR-Schießbuden mal anschauen - und dann vor Scham im Boden versinken - sollten.

Quill
Entwickler: Oculus / Preis: 29,99

Quill ist Kreativtool Nummer zwei im Touch-Portfolio. Im Grunde ist es Oculus' Version des exzellenten Tiltbrush für die Vive. Hier sagen bewegte Bilder mehr als tausend Worte, weshalb ihr euch vertrauensvoll den Clip unten mal anschauen solltet. Quills gewaltiges Potenzial als 3D-Malprogramm liegt wie schon bei Medium in der Skalierbarkeit seiner Werke. Oculus weiß besser als jeder andere, dass gerade das Spiel mit den Maßstäben eine große Stärke von VR ist.

Haltet eure Hosen fest: So habt ihr ein 'Bild' noch nie erlebt.Auf YouTube ansehen

Stellt euch ein Gemälde von einer rauen See vor, auf dem ein Fischerboot mit den Naturgewalten ringt. Bei genauerer Betrachtung ragen die Möwen leicht aus dem Gemälde hervor. Man macht einen verdutzten Schritt zurück und bemerkt: Der Künstler hat gleich die ganze Galerie drumherum gemalt, mit vielen, vielen weiteren Bildern in derselben Qualität. Und wer noch weiter rauszoomt, kann das Gebäude sogar aus Vogelperspektive von außen betrachten. Diese Sorte Kunst wird immer daran kranken, dass sie nur virtuell existiert. Schon klar. Aber das macht sie nicht weniger beeindruckend und faszinierend. Unbedingt ausprobieren. Derartige Momente machen nur noch mehr klar, dass diese Technik so schnell nicht wieder verschwinden wird, selbst wenn die aktuellen Verkäufe nicht auch nur ansatzweise den Massenmarkt erreichen.

RecRoom
Entwickler: Against Gravity / Preis: 49,99

RecRoom kennt man bereits von der Vive, aber das macht dieses lustige Sozialexperiment nicht schlechter. Trefft euch mit anderen Spielern in einem Freizeitzentrum, quatscht miteinander, spielt Völkerball, Montagsmaler oder Paintball. Interaktionen mit anderen Spielern fühlten sich nie so natürlich an. Man winkt sich zu, klatscht ab, macht Fistbumps mit Wildfremden und freut sich, wenn einem ein Typ, der etwas am Rand stehend im Gespräch vertieft war, den weggekullerten Basketball zuspielt, damit man weiter Körbe werfen kann. Auch das kann VR: euch glauben machen, ihr wäret tatsächlich in Gesellschaft anderer. Schön!

Sportsbar VR
Entwickler: Perilous Orbit / Preis: 19,99

Womit wir direkt beim nächsten Titel wären. Der ist genau genommen ebenfalls ein alter bekannter, hieß einstmals noch Pool Nation VR (Test) und war mir seinerzeit auf Vive eine Goldplakette wert. Weil aber mit Airhockey, diversen Dart-Varianten und sogar Schach und Dame mittlerweile auch andere Sachen in dieser VR-Kneipe gespielt werden können, entschied man sich, auf einen inklusiveren Namen umzusatteln.

Spielerisch am meisten beeindruckt natürlich immer noch die wohl beste jemals erschaffene Billard-Simulation, die auch mit Oculus-Touch perfekt funktioniert. Aber das Gefühl, tatsächlich mit einem eigentlich weit entfernten Freund im selben Raum zu stehen, toppt einfach alles.

Superhot VR
Entwickler: SUPERHOT Team / Preis: 24,99

Das beste Spiel in VR. Punkt. Was an diesem Titel genau so irrsinnig faszinierend und einnehmend ist, das entnehmt ihr am besten unserem kurz vor Weihnachten vergoldeten Superhot-VR-Test. An dieser Stelle belasse ich es bei einer Erinnerung: Viele Spiele verkauften sich einem bisher als die Fantasie, wie Neo durch die Matrix zu turnen. Hier turnt ihr selbst wie Neo durch die Matrix, hubert in einem Zug zwei Gegnern gleichzeitig mit einer Axt den Kopf von den Schultern, legt euch dabei fast aufs Maul und feuert mit der anderen Hand im Fallen noch den Kopfschuss ab, der den Level beendet.

Auch hier streut man in jedem Level fast beiläufig eigenes "Flair" ein, will Moves cool aussehen lassen und wird fast wahnsinnig vor Freude, wie gut das alles funktioniert.

The Unspoken
Entwickler: Insomniac Games / Preis: 29,99

The Unspoken krankt daran, auf einer Plattform mit niedriger Verbreitung im Vergleich zu traditionellen Konsolen oder konventionell be-monitorten PCs ein reiner Mehrspielertitel zu sein. Immerhin lag er jedem Touch kostenlos bei und so finden sich immer noch Gegenspieler für Insomniacs interessantes Zauberer-Highlander. Und ich hoffe, das bleibt noch eine ganze Weile so, denn die Systeme von The Unspoken lösen endlich viele von den Versprechen ein, die bewegungsgesteuerte Spiele über die Wii-Jahre machten. Mit ausufernden Handbewegungen mächtige Zauber zu beschwören und sie seinem Feind entgegenzuschleudern oder seine Angriffe durch magische Schutzwälle und dergleichen zu kontern, zieht tief in das Geschehen hinein.

Der Hintergrund eines geheimen übernatürlichen Konflikts, während die Menschheit ihrem normalen, modernen Leben nachgeht, ist durchaus spannend, auch wenn er gleichzeitig ein wenig brachliegendes Potenzial offenbart. Gerne hätte ich in diesem Szenario eine Einzelspielerkampagne gesehen. Mechanisch ein tolles Spiel. Ausprobieren kostet in diesem Fall buchstäblich nichts, sofern man Touch schon besitzt.

VR Sports Challenge
Entwickler: Sanzaru Games / Preis: 29,99

Basketball, Eishockey und Football - drei Sportarten, deren Partien VR Sports Challenge als Highlight-Zusammenschnitt inszeniert, in dem ihr in jeder Aktion die Hauptrolle spielt. Sich selbst in VR den Ball zuzupassen und dann den Dreier zu versenken, nachdem man den Gegner aussteigen ließ, ist schon ein netter Moment. Aber nach 14 Jahren Basketball-Vereinserfahrung meinen ersten Dunk zu versenken, dafür bin ich - 1,75m - VR Sports Challenge ewig dankbar.

Ab und an fühlt sich das Geschehen etwas zu geskriptet und vielleicht auch ein wenig platt an, das ändert aber nichts daran, dass man sich auch hier wunderbar in die einzelnen Disziplinen hineinsteigern kann. Erinnert an Wii Sports, hauptsächlich im Guten, auch wenn es sich hierbei leider nicht um ein Gemeinschaftserlebnis handelt. So oder so: Wie viele der besten VR-Spiele ist auch VR Sports Challenge eines von der leise verblüffenden Sorte, die einem regelmäßig dieses leise "Ha! Cool!" entlockt, nach dem man kurz verstohlen unter der Brille hervorlunzt, ob einen gerade jemand dabei beobachtet, wie man sich zum Affen macht.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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