Die Capcom-Frühjahrskollektion: Street Fighter V, Dragon's Dogma PC, Resident Evil und Mega Man
Einmal Japan für alle bitte.
Jahresanfangszeit ist tote Spielezeit, denn alle haben ihr Pulver vor Weihnachten verschossen? Nicht mit Capcom. Hier scheint sich jemand alles für genau diese Zeit aufgehoben zu haben. In den nächsten Wochen kommt etwas für wirklich fast jeden und auch wenn das meiste auf die eine oder andere Weise recht bekannt ist: Es sind ein paar echte Highlights dabei. Angefangen natürlich mit der großen Nummer V.
Street Fighter V
Erscheint am 16.2.2016 für PS4, PC
Street Fighter V. Einfach nur V. Für immer. Oder zumindest, bis VI kommt. Aber das kann dauern. Capcom machte sehr deutlich, dass es diesmal kein Turbo, Ultra, Championship oder Alpha geben wird. Stattdessen kommen neue Figuren, Hintergründe und andere Dinge als DLCs, die ihr über eine In-Game-Währung, die ihr auch mit Echtgeld kaufen könnt, hinterher…
Hallo, ist hier noch jemand…? Echo…
Das klingt erst mal ziemlich grausig, einen halben Schritt von dem entfernt, was auch immer Soul Calibur: Lost Swords war. Wenn man aber nach dem initialen Schock weiter zuhört, beginnt es, interessant zu werden. Ihr bekommt erst einmal ein komplettes Street Fighter mit mindestens 16 Kämpfern und allem, was dazugehört. Der Umfang entspricht allem, was die Serie sonst so über die Jahre bei einem neuen Titel bot, vielleicht sogar etwas mehr. In jedem Kampf, egal ob online oder offline, Vs. oder Story, bekommt ihr Punkte. Für diese schaltet ihr aktuell neue Kostüme und solchen Krams frei, später dann neue Kämpfer und was noch alles nachgereicht wird. Große Gameplay-Verfeinerungen kommen als Update, damit das Spiel bei allen generell auf dem gleichen Stand ist. Spielt ihr gegen jemanden, der schon eine Figur freigespielt - oder freigekauft - hat, die ihr noch nicht habt, taucht sie in eurem Spiel für diese Runde auf. Ihr könnt also schon gegen neue Figuren online spielen, selbst wenn ihr sie noch nicht nutzen könnt. Wie lange es dauert, bis ihr neue Dinge freischaltet? Das ist die entscheidende Frage. Die Aussage geht in die Richtung von „die Fans und vor allem die Pros spielen so viel, die haben ganz schnell genug Punkte zusammen.“ Das mag sein, beantwortet aber nicht, wie lange ich dafür prügeln muss, jemand, der sich heutzutage höchstens noch als leichter Enthusiast bezeichnen würde.
Abwarten also, aber das gesamte Konzept klingt erst mal solide. Solider, als über den Zeitraum von sechs Jahren viermal das Spiel zu kaufen, um auf dem Stand zu bleiben - siehe Street Fighter IV, und da gab es sogar noch DLC-Sachen obendrauf. Wie das Spiel wird? Ausgehend von ein paar nicht so langen Anspielrunden hat es sich entwickelt, wie ein Fighter das eben tut: vor allem im Detail. Die Grafik ist natürlich ein ordentliches Update und all die kleinen und großen neuen Details und Animationen in wie immer felsenfesten 60 Frames zu sehen, ist ein Traum. Wenn man denn den Stil mag, den auch schon Teil 4 hatte. Was ich tue. Aber eben nicht jeder. Für jeden Kämpfer, ob neu oder alt, gibt es neue und angepasste Moves. Vor allem, wenn man gerade wieder aus einer Runde Street Fighter II HD kam, muss man aufpassen. Lieber noch mal III Third Strike spielen. Daher kennt man wenigstens auch den EX-Balken, der hier für die Critical Arts, sprich Super-Moves, zuständig ist. Die Neuerung ist das V-Balken-System. Ihr habt V-Skill, V-Reversals und am spannendsten: V-Trigger. Die Skills sind eine kleine Sonderattacke oder Kontervariante eigens für jede Figur, die dabei hilft, den V-Balken schneller zu füllen. Ihr braucht ihn für die Reversals, besondere Konter oder eben die Trigger. Diese sind eine Art temporäre Spezialfertigkeit und ganz eigen für jede Figur. Chun-Li landet noch mehr Treffer in der gleichen Zeit, Feuerbälle fliegen heißer, der sonst lahme Bison kann ein paar schnelle Teleports hinlegen, um seine starken Angriffe ins Ziel zu bringen. Die Mechanik scheint gut balanciert insoweit, als dass sie nicht gesamt wird, sondern jede zweite Runde einmal zum Tragen kommt. Wie sich das bei den Pros auswirkt, werden die Turniere und Millionen von Online-Runden zeigen.
Ich bin enthusiastisch, was die Nummer V angeht. Es spielt sich fantastisch, sieht gut aus, modelt ein paar alte Ideen geschickt um und bringt ein paar gute neue mit ein. Über das Freischalten würde ich mir erst mal keine Sorgen machen. Der Umfang ist auch so groß genug. Und selbst wenn ich immer wieder ein paar Euro für neue Figuren ausgebe, klingt es doch erst mal sinnvoller, als alle paar Jahre eine neue Disc kaufen zu müssen, nur um sich auf dem aktuellen Stand online mal für ein paar Runden vermöbeln zu lassen. Eigentlich brauche ich dafür nicht mal neue Fighter, das kriege ich auch mit Ken, Zangief und Guile ganz gut hin. (Martin Woger)
Dragon's Dogma: Dark Arisen (PC)
Erscheint am 15.1.2016 für PC (auch erhältlich für PS3, Xbox 360)
Das wurde ja mal Zeit. Ich erinnere mich noch gut an ein mittelschwer inquisitives Gespräch mit einem Capcom-Mitarbeiter vor gut zweieinhalb Jahren. Dragon's Dogma war an dem Tag eigentlich nicht Thema, und doch fragte ich ihm Löcher in den Bauch, wie die Chancen für eine PC-Version von Capcoms verquerem Action-Rollenspiel standen. Verraten hat er natürlich nichts, aber er machte nicht den Anschein, dass alle Hoffnung vergeben wäre. Und jetzt ist es hier. Ganz bald. Eines der komisch-coolsten Open-World-Spiele der letzten Generation. In einer Version, wie man sie am liebsten von Anfang an gehabt hätte, denn die wackelige Bildrate und die plötzlich ins Bild ploppenden Gegner, die waren nicht gerade das Höchste der Gefühle, auch wenn die Beleuchtung einiges wieder rausriss.
Trotzdem war es schon damals eines der mysteriöseren Spiele dieses Einschlags, irgendwo zwischen Monster Hunter und Dark Souls. Mit tollem Kampfsystem und Magieeinsatz, der sich tatsächlich mächtig anfühlte - den zwanzig Meter hohen Zaubertornado muss man gesehen haben -, war es eine Freude, Gransys und das in der Erweiterung Dark Arisen angeschlossene Finstergram zu erkunden. Und Zyklopen, Greifen und Chimären für den tödlichen Stoß den struppigen Pelz hinaufzuklettern. Jetzt muss nur noch die Umsetzung gut gelingen. Zum Glück finden wir das nächste Woche schon heraus. Am 15. Januar ist Stichtag (Alexander Bohn-Elias).
Resident Evil: Zero HD Remaster
Erscheint am 19.1.2016 für PC, PS4, Xbox One
Das Schöne an Resident Evil Zero seinerzeit war das kurz zuvor erschienene Remake des ersten Teils. Capcom hatte alle technischen und spielerischen Grundlagen in Stellung gebracht und konnte mit Zero seinen vorläufigen Abschied von der klassischen Beschaffenheit feiern. Danach war es nicht mehr so wie vorher. Wer weder Gamecube noch Wii besaß und trotzdem wissen möchte, wie die Geschehnisse um Raccoon City ursprünglich ins Rollen kamen, kann ab dem 19. Januar Resident Evil: Zero Remaster nachholen.
Auch wenn es die Magie des umwerfenden Ur-Remakes nicht zur Gänze einfangen konnte, möchte ich jeden mit klassischer Verbundenheit zum Probieren ermuntern. Und sei es nur, weil man hier zwei Protagonisten statt einem spielt: Rebecca Chambers und Billy Coen. Leider versprüht er charakterlich ziemliche Faulheit, was selbst im erzählschwachen Resi-Kosmos etwas heißen will. Denkt euch nun die übliche Rätselpalette von Kistenschieben und Co., nur abgestimmt auf zwei Figuren mit jederzeit möglichem Wechsel.
Zero war auch der erste Teil, in dem man Items beliebig ablegen konnte. So mancher beklagte zu viel Hin und Her, wollte man den einen mit Kartensymbol markierten Gegenstand wiederholen. Aber Wichtiges feuert man eben nicht leichtfertig irgendwo hin. Ansonsten ist das sehr altmodische Kost mit einem stark beginnenden Kapitel im Zug bis ins Umbrella-Gebäude danach. Letzteres gefällt sich ein bisschen zu sehr als Herrenhaus 2.0 mit mindestens ebenso viel Backtracking.
Erwartet kein alles umwälzendes Erlebnis. Aber ich wage in Zeiten von Resi 6 und Revelations 2 letztes Jahr die Prognose, die meisten werden es als heimelig schätzen, statt als Abklatsch des ewig Gestrigen zu verdammen.
Technisch solltet ihr keine Wunder erwarten. Das HD bedeutet ein wenig Politur und das optionale Widescreen ist ein Trick, bei dem der Screen herangezoomt ist und ein wenig mit der Bewegung der Figur mitscrollt. Es ist ein guter Trick, unterstützt er doch die klaustrophobische Atmosphäre, die ein gutes Resi haben sollte. Optional ist auch die alte Panzersteuerung, bei der ihr nur laufen oder schießen könnt, nie beides. Wer also möchte, hat ein leicht poliertes, unverändertes Original in 4:3 vor sich. Wer es minimal moderner möchte, muss nur ins Optionsmenü. Genau wie Fan-Service dieser Art sein sollte. (Sebastian Thor)
Mega Man Legacy Collection 3DS
Erscheint am 23.2.2016 für 3DS (erhältlich für PS4, Xbox One, PC)
Für andere Systeme schon seit einem Weilchen erhältlich, kommen die sechs Klassiker der 8-Bit-Ära nun auf den 3DS. Auch hier habt ihr die Challenge-Modi für noch mehr Mega Man, die Galerie mit alten Artworks und anderen Retro-Goodies und eine kleine Soundtrack-Compilation für diesen gewissen Retro-Boost morgens auf dem Weg zur Arbeit. Exklusiv für den 3DS sind nur ein paar virtuelle Sticker und zwei 3DS-Themes. Trotzdem, sechsmal Mega Man und damit 8-Bit-Frust der feinsten Art für 15 Euro? Fairer Deal. (Martin Woger)