Die E3 ist tot, lange lebe E3 2.0. Das Summer Game Fest ist nicht die schlechteste Alternative
Mit Ubisoft Forward und anderen in LA
Na gut. Jetzt, wo die E3 Geschichte ist, könnte man meinen, jeder kocht während der Sommerankündigungen sein eigenes Süppchen, aber so ganz stimmt es auch nicht. Ich war letztes Wochenende in Los Angeles, um zu schauen, wie die Spielindustrie mit der fehlenden Messehalle umgeht. Was ich vorfand, war ein gut gelauntes Sommercamp, in dem erstaunlich viele Publisher weiterhin zum gemeinsamen Spielen einluden, denn nachdem Geoff Keighley seinen Showcase am 7. Juni im YouTube-Theater präsentiert hatte, fing das Sommerfest eigentlich erst richtig an. Gäste konnten endlich eine Reihe der präsentierten Ankündigungen selbst spielen, Entwickler stellten erstes Gameplay vor und erzählten gerne und viel von ihren diesjährigen Titeln.
Ein Gefühl von Sommer
Hierbei standen die Play Days in Downtown im Vordergrund, bei der sich die unterschiedlichsten Unternehmen tummeln. Darunter Bandai Namco beispielsweise mit dem neuen Dragonball Budokai Tenkaichi, das ich bereits anspielen durfte. Gleich nebenan saß Level Infinite. Gegenüber dann die sogenannten "Campus Cabanas", offene Zelte, in denen Bokeh, Game Science, Niantic und Plaion ihre Titel ausstellen. Darunter Akimbot, ein sehr schöner Plattformer, der in seiner Tonalität an Ratchet and Clank erinnert. Devolver Digital verzichtete ganz auf ein Dach und präsentiert ihre Demos lieber auf einem Kunstrasen im Freien, dafür setzten sie auf Cosplayer von Hotline Miami und Anger Foot.
Generell war die Veranstaltung nicht unbedingt von Cosplay überfüllt, wenn auch hier und da ein paar Promos in Kostümen gedreht wurden. Zwischen Geoff Keighley und Shuhei Yoshida traf man schnell auf Entwickler, Streamer und diverse Persönlichkeiten wie zum Beispiel Jacki Jing aus der Netflix-Serie "The Circle". Hinter verschlossenen Türen fanden sich außerdem Netease, Nexon und Team Jade.
Vergleichbar mit der Indie Arena Booth der Gamescom hatte das Summer Game Fest auch einen Platz für Indie-Spiele. Nicht ganz so zahlreich, doch sehr bunt und gemütlich stellten hier Publisher wie Thunderful, Annapurna, SNK, Magic: The Gathering oder Day of the Devs ihre Spiele aus. Etwas versteckt, doch gleich nebenan, saßen SEGA und Atlus, deren Programm ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte. Über eine Stunde lang spielte ich das neue Metaphor ReFantazio und treffe zufällig auf den leitenden Entwickler Katsura Hashino. Natürlich wurden hier aber auch weitere Titel, wie SMTV:Vengeance, Sonic X Shadow Generations oder Super Monkey Ball Banana Rumble ausgestellt.
Ihre eigenen Zelte hatten PlayStation, Amazon Games, EA und Capcom. Und bei Letzterem habe ich mich lange verloren. Eine ganze Stunde klebten wir gespannt vor dem Bildschirm zu Monster Hunter Wilds, während ein Mitarbeiter von Capcom einen Level spielte. Das steigert die Vorfreude darauf, es auf der Gamescom selbst zu probieren. Danach ging es zu verschiedenen Anspielstationen: Ich habe mir angeschaut, wie sich M. Bison bei Street Fighter 6 schlägt (Warum hat er ein Pferd?) und sehr viel Zeit mit dem erstaunlich strategischen Kunitsu-Gami: Path of the Goddess verbracht, das sich schnell als ein Highlight entpuppte.
Das zerfaserte Summer Game Fest
Vom 8. bis 10. Juni fanden dann eine Menge anderer Präsentationen statt, die über LA verteilt waren. So beispielsweise der Xbox Showcase oder die Ubisoft Forward. Microsofts Präsentation fand in der Academy Museum of Motion Pictures statt, etwa 40 Minuten Fahrtweg von den Play Days entfernt. Über die vielen großen Ankündigungen waren wir vor Ort genauso überrascht und die Stimmung war entsprechend bestens. Zwischen Fans, Presse und Mitarbeitern fand ich mich oft jubelnd wieder. Bei Xbox stand natürlich Call of Duty Black Ops 6 im Vordergrund, was bereits am Eingang durch große und kleine Leinwände kenntlich gemacht wurde. Im Rahmen des Showcase durften wir zudem Matt Scronce, Associate Director bei Treyarch und Produktionsleiter Yale Miller zu Black Ops 6 interviewen.
Am Tag darauf ging es dann endlich zur Ubisoft Forward im Belasco Theater, etwa 15 Minuten zu Fuß - oder zwei Autominuten, die übliche LA-Bemessung - von den Play Days entfernt. Ich habe das Gezeigte hier live festgehalten. Das Augenmerk lag klar auf Assassin's Creed Shadows und Star Wars Outlaws, die nicht nur den Rahmen des Showcase bilden, sondern auch viel Sendezeit mit ausführlichen Szenen zum Gameplay einnehmen und mit orchestralen Klängen untermalt werden. Live vor Ort machte das ganz schön Eindruck.
Stormtrooper hießen uns willkommen, denn wir konnten Outlaws bereits rund eine Stunde lang in einem Raum anspielen, der Chalmuns Cantina nachempfunden wurde. Dort lagen Replica von Credits aus, für Assassin's Creed Shadows sogar einige echte Waffen, die im Spiel dann zu finden sind. Fürs neue Assassin's Creed bot Ubisoft auch mehr in dieser Richtung zum Gucken, denn selbst spielen durften wir hier noch nicht. In der Vorschau lest und seht ihr allerdings, warum wir trotzdem viel über das Gameplay mitnehmen konnten.
Keine ganz großen Überraschungen
Auf der Forward selbst spielten große Neuankündigungen nicht die erste Rolle, auch wenn Anno 117: Pax Romana zum ersten Mal enthüllt wurde und vorhat, der größte Rom-Simulator aller Zeiten zu werden. Ein DLC zu Prince of Persia: The Lost Crown soll das Spiel frisch halten und der DLC zu Avatar: Frontiers of Pandora erscheint bereits am 16. Juli. Für das Remake von Prince of Persia: Sands of Time müssen wir uns noch bis 2026 gedulden. Ja, da kamen ein paar Seufzer aus dem Publikum und mehr davon sind im Internet zu lesen, aber mehr Zeit bedeutet im Zweifel ein geschliffenes Resultat und weniger Druck für die Entwickler. Ich finde, es gibt gerade mehr als genug Spiele, mit denen man die Wartezeit überbrücken kann. Insgesamt tut Ubisoft sich und uns einen Gefallen damit, die Spiele (hoffentlich) in der Entwicklung vernünftig zu schleifen, auf dass sie uns dann schließlich umso mehr erfreuen.
Am Ende bleibt das Gefühl einer kleinen, feinen und leicht verstreuten Messe zurück vor sommerlicher Kulisse. Viele Spiele von unterschiedlichsten Publishern deuten auf ein gutes Jahr hin, das für jeden und jede etwas zu bieten haben wird. Einige richtig großen Blockbuster wie Monster Hunter Wilds, Doom: The Dark Ages oder GTA 6 werden wohl erst nächstes Jahr einschlagen, aber mit Star Wars: Outlaws, Assassin's Creed Shadows, Call of Duty Black Ops 6, Dragon Age Veilguard und vielen anderen Titeln ist dieses Jahr ohnehin mehr als genug los.
Was denkt ihr? Machen euch diese Titel bereits neugierig? Hättet ihr lieber die kompakte E3 zurück? Und wie viel mehr erwartet ihr von der diesjährigen Gamescom? Lasst es uns wissen!