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Die fantastischen Abenteuer von Captain Spirit ist ein schöner, emotionaler Vorgeschmack auf Life is Strange 2

Macht neugierig und wirft Fragen auf.

Bis Life is Strange 2 im September mit seiner ersten Episode an den Start geht, braucht ihr noch ein wenig Geduld. Bei der Überbrückung der Wartezeit hilft eine eigenständige Episode. Auf der E3 angekündigt und in dieser Woche veröffentlicht, schafften es "Die fantastischen Abenteuer von Captain Spirit" in rund zwei Stunden, mich mehr zu packen und mitfühlen zu lassen als Life is Strange: Before the Storm in seiner Gesamtheit.

Square Enix und Entwickler Dontnod bezeichnen es als eine "in sich geschlossene Geschichte im Universum von Life is Strange", an deren Ende ihr jedoch mit einem "Fortsetzung folgt" vorliebnehmen müsst. Ebenso ist es ein "erster Schritt in die Welt von Life is Strange 2" mit Verbindungen zu Story und Charakteren aus dem neuen Spiel. Wie diese im Detail aussehen, ist die große Frage. Bislang ist zu Life is Strange 2 abseits des Veröffentlichungstermins nichts bekannt.

Die Abenteuer des Jungen Chris laden daher zum Spekulieren ein. Chris wäre gerne ein Superheld und hat eine gute Vorstellungskraft. Mit ihm erlebt ihr an einem Samstagnachmittag in und um die Hütte, in der er mit seinem Vater wohnt, verschiedene Abenteuer. Diese Ablenkung hat Chris bitter nötig, denn seine Mutter starb bei einem Unfall und sein Vater hat das noch nicht verkraftet.

Das macht sich dahingehend bemerkbar, dass er gerne einen trinkt. Und das nicht wenig. Bier und Whisky helfen ihm dabei, seine Sorgen zu ertränken. Denkt er zumindest. In manchen Momenten zeigt sich Charles als fürsorglicher Vater, wie ihr ihn euch zu seinen besten Zeiten in einer glücklichen Familie vorstellt. In anderen Situationen möchtet ihr am liebsten mit eurer Hand virtuell in den Fernseher packen, um ihm eine zu verpassen.

Ihr durchlebt mit Chris einen Samstagnachmittag.Auf YouTube ansehen

Habt ihr Life is Strange gespielt, ist der Spielablauf vertraut. Ihr erkundet mit Chris die Umgebung, untersucht zahlreiche im Haus und draußen verteilte Gegenstände, löst kleinere Rätsel. Ihr habt Einblick in eine Aufgabenliste, doch das Erreichen dieser Ziele ist nicht nötig, um das Ende dieser Episode zu sehen. Sie dient aber als nützliche Erinnerung daran, dass ihr unter Umständen noch nicht alles gesehen habt, was dieses Abenteuer zu bieten hat.

Durch diverse Aktivitäten - ihr lasst Chris zum Beispiel mit Spielzeug spielen -, das Beobachten der Umgebung und die Interaktion mit anderen Charakteren lernt ihr ihn in der kurzen Spielzeit gut kennen. Dontnod gelingt es auf überzeugende Art und Weise, schnell eine Bindung zwischen Chris und euch aufzubauen. Vielleicht kommt dabei der Beschützerinstinkt zum Tragen, da Chris noch ein Kind ist - ähnlich wie bei Clementine in The Walking Dead.

Während Chris Ablenkung und Freude darin findet, sich in die Welt von Captain Spirit zu flüchten - ein Superheld, der er gerne wäre -, zeigt sich auf der anderen Seite die Trostlosigkeit durch den Verlust der Mutter und wie Charles damit umgeht. Es kommt dabei zu einigen wenigen fantasievollen Momenten (einen davon seht ihr im zweiten Video), in denen Dontnod seine Vorstellung bildlich veranschaulicht. Das verschafft euch einen Eindruck davon, womit sich Chris auseinandersetzt und wie er sich die Superhelden-Welt ausmalt.

Erkundet das Haus und den Außenbereich, es gibt einiges zu entdecken.

Achtung: Spoiler zum Ende!

Ihr wurdet gewarnt!

Das ist aber nicht der tatsächliche Twist dieser Episode. Die entscheidende Szene gibt es zum Schluss der fantastischen Abenteuer von Captain Spirit. Nachdem Charles Chris an den Kopf wirft, dass seine Mutter nur wegen ihm unterwegs war und an diesem Tag starb, ihm somit die Schuld daran gibt, entschuldigt er sich zwar sofort dafür, doch Chris rennt nach draußen. Mit Tränen in den Augen eilt er durch den Schnee zu seinem Baumhaus.

Auf dem Weg nach oben passiert es und die Leiter zu seinem Versteck bricht auseinander. Teile fliegen durch die Luft und Chris stürzt Richtung Boden. Bevor er hart aufschlägt, schweben er und zahlreiche Holzsplitter schwerelos in der Luft und er hat die Möglichkeit, gefahrlos auf den Boden zu kommen. Als er in Sicherheit ist und auf den Beinen steht, blickt er sich um und sieht einen Nachbarsjungen, der ihn anlächelt.

Die menschliche Vorstellungskraft kennt selten Grenzen.Auf YouTube ansehen

Hat der Junge telekinetische Fähigkeiten? Oder entwickelt Chris eigene Kräfte in einer Extremsituation, wie es bei Max im ersten Life is Strange der Fall war? Das sind Fragen, die offen bleiben, denn unmittelbar danach endet diese Episode. Wenn der Nachbarsjunge über diese besondere Fähigkeit verfügt, ist er dann der Hauptcharakter in Life is Strange 2? Oder interpretieren die Spieler viel mehr dort hinein, als Dontnod es beabsichtigt hat? Fragen über Fragen. Das Ziel der Entwickler war, dass die Leute spekulieren. Und das tun sie.

Wie diese Episode mit der Geschichte von Life is Strange 2 verbunden ist, bleibt abzuwarten. Da Square Enix und Dontnod sich trotz der Veröffentlichung von Episode 1 im September mit Informationen zurückhalten, lässt sich dazu kaum mehr sagen. Es gibt aber wohl einen Grund dafür, denn bis dahin sind es nur noch drei Monate. Vielleicht möchten beide Unternehmen den Spielern zuerst noch mehr Zeit geben, Captain Spirits Abenteuer zu erleben?

Es ist ein kurzes, feines Abenteuer, das sich lohnt. Habe ich erwähnt, dass es kostenlos ist? Worauf wartet ihr dann noch? Stimmt euch auf Life is Strange 2 ein.


Entwickler/Publisher: Dontnod/Square Enix - Erscheint für:PC, PS4, Xbox One - Preis: kostenlos - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Xbox One - Sprache: englische Sprachausgabe, deutsche Texte - Mikrotransaktionen: nein


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