Die Gilde
Money for nothing
Zaster, Moneten, Penunzen. Kaum ein Objekt hat im deutschen Sprachraum eine solche Variation an verschiedenen Bezeichnungen. Einzig die menschlichen Geschlechtsteile können da noch mithalten – was einiges über die Stellung des Geldes in der heutigen kapitalistischen Gesellschaft sagt. Die Kohle ist ein Fetisch und vor allem eines: Eine Glaubensfrage. Denn nur wenn jeder glaubt, dass eine Ware einen bestimmten Wert hat, wird auch der entsprechende Haufen Scheine dafür hingeblättert.
Auf diesem Prinzip bauen Handelssimulationen auf. Was in Stadt A noch 8 Dukaten, Dollar oder was-auch-immer wert ist, kostet in Stadt B vielleicht 12 davon. Der clevere Handelsreisende macht seinen Schnitt, in dem er in Stadt A einkauft und in Stadt B die Produkte vertickt. Clevere Handelssimulationen wie die Anno-Reihe können solche simplen Zahlenspiele mit allerlei Faktoren anreichern, um dem Ganzen eine gewisse Spannungen zu verleihen und den Spieler bei der Stange zu halten. Simplere Varianten wie Die Gilde geben sich da weniger Mühe.
Der Titel des Games ist dabei Programm: Eine Kaufmannsgilde soll gegründet werden. Dazu braucht es jedoch einen gewissen Status unter den Kaufleuten und den bekommt man natürlich nur, wenn ein stattliches Vermögen im eigenen Bankkonto ruht. Primär wird der Reichtum über das Handeln mit Waren angehäuft. Stehen genügend monetäre Mittel zur Verfügung, sind Titel, Kontore für die Warenlagerung oder Produktionsstätten gegen Bares erhältlich. Wahlweise kann man auch seine Mitstreiter überfallen lassen, um an schnelles Geld zu kommen. Die Gilde hat sich als PC-Spiel einen Namen gemacht und will nun auf dem DS die Reputation ausbauen.
Das Szenario klingt also zunächst nach einer Vielzahl von taktischen Möglichkeiten, ist in Wirklichkeit jedoch nur Augenwischerei. Denn im Prinzip kann man alles einfach sein lassen und stur von einem Ort zum nächsten reisen, die Preise der lediglich fünf Warengruppen immer im Auge behalten und die richtige Ware im richtigen Ort kaufen. Gekauft wird billig, verkauft wird teuer. Zwar kann man feilschen, aber das Minispiel dazu ist anstrengend und am Ende kann man nur ein wenig Gewinn mehr einstreichen. Da ist es besser, die Karre mit einer äußerst günstigen Ware vollzupacken und in einem anderen Städtchen für das doppelte oder teilweise sogar dreifache wieder auf den Markt zu werfen.
Die Preisschwankungen lassen das Spiel zu einem schlechten Witz verkommen. Kauft man Brot ein, kann man sich sicher sein, für das eigentlich verderbliche Gut nach ein paar Tagen Reisen das Fünffache für seine Investition zu erhalten. Wo ist da die Herausforderung? Zumal es ohnehin nur ein kleine eingeschränkte Karte mit nicht einmal ein Duzend Stationen gibt. Auch die Einschränkung auf lediglich fünf Handelsgüter sorgt nicht für viel Abwechslung.
Die Minispiele bieten auch nicht die nötige Zerstreuung vom Handelseinerlei. Überfällt man einen anderen Händler, ist das eher mühsam und schnell besinnt man sich auf die friedliche Variante des Geldscheffelns. Genau wie beim Feilschen gilt: Warum sich die Mühe machen? Der Händler gibt mir meist mehr Bares für meine zu Dumping-Preisen eingekauften Artikel, als ein Überfall überhaupt einbringen würde. Die Gilde macht es dem Kaufmann in spe folglich zu leicht.
Wer die Herausforderung sucht, kann eines der Szenarios spielen, in denen man ein bestimmtes Ziel erfüllen muss. Das ist zwar schon etwas schwieriger, ändert allerdings nichts an der simplen Spielmechanik. Selbst der Gründungsklassiker des Genre, Die Fugger, hatte mehr zu bieten als Die Gilde DS.
Der Sprung vom PC auf den Handheld hat einfach zu lange gedauert, Die Gilde wirkt antiquiert und staubtrocken. So handelt man sich von Stadt zu Stadt auf einer extrem überschaubaren Karte, kauft ein paar Produktionsstätten, macht den großen Reibach und hat nicht im Ansatz das Gefühl, dass sich irgendetwas im Verlauf der Partie gegen einen stellt – das ist nicht sehr befriedigend. Ein Game braucht Reibungspunkte und Konflikte, sonst hat der Spieler schnell den Eindruck, die intellektuellen Fähigkeiten werden nicht für voll genommen. Genau das vermittelt allerdings Die Gilde und ist damit mehr ein beschaulicher Zeittotschläger denn ein wirkliches Spiel.
Die Gilde ist für den DS exklusiv im Handel erhältlich.