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Die größten Enttäuschungen dieser Generation - Frank

Exklusiv, unfertig oder mit Onlinezwang - hier klopfen finale Fantasien am Höllentor.

Die größten Enttäuschungen dieser Generation - Frank

Die Woche über habt ihr euch an den Schreckenslisten der Kollegen erfreut, die diese anlässlich der dräuenden Next Gen gesammelt haben. Da möchte ich natürlich auch meinen Teil beisteuern. Gar nicht so einfach, denn als passionierter PC-Schrauber und Maus-Schieber ist mir Generationendenken eigentlich fremd - nach der neuen Grafikkarte ist vor der neuen CPU. Doch auch auf den diversen Rechenknechten unterm Schreibtisch gab es in den vergangenen Jahren mehr als genug Enttäuschungen. Und ich rede jetzt nicht von diesen kruden U-Bahn-Schaffner-Traktor-LKW-Beifahrer-Simulationen oder irgendwelchem Shareware-Murks aus den tiefsten Höllenkreisen der Resterampe.

Da wurden eine ganze Palette vermeintlicher Dreifach-A-Titel auf den Markt geworfen, die bei mir noch heute Würgreize provozieren, wenn ich daran zurückdenke. Zahlreiche Entwicklungen und Gewohnheiten in der Branche bringen zuverlässig meine Galle zum Kochen. Nicht gut für Blutdruck, Speiseröhre und Nerven. Wenn also in der folgenden allgemeinen - und sehr persönlichen - Liste der eine oder andere Klopper fehlt, habe ich diesen wahrscheinlich erfolgreich durch Meditation und Katzenbilder-Konsum verdrängt. Bitte. Psst. Ich leide schon schlimm genug. Gönnt mir die Gnade des Vergessens und übt Nachsicht. Danke!

Vor den NGE in einer weit, weit entfernten Star Wars Galaxies

Ende 2005 kam es mir vor, als ob Hunderttausende Stimmen gleichzeitig aufschrien und dann plötzlich verstummten. Die "New Game Enhancements" zerrissen Star Wars Galaxies mit lautem Knall - relativ zeitgleich mit dem Start von Microsofts Xbox 360. Bei SOE hatten die Entwickler nach Blizzards Einmarsch mit World of Warcraft offenbar Panik gekriegt und modelten ohne Not das Kampf- und Klassensystem des Sternenkrieg-MMOs um. Aus über 30 Berufen wurden neun, die Gefechte verkamen zum hirnfreien "Pew-Pew" und der Jedi wurde zur Starterklasse befördert. Ganz toll.

Schlimm genug, dass ich optimistischer Vollhorst mir damals die Erweiterung "Trials of Obi-Wan" zugelegt hatte, nach dem Motto: "Alles ist besser als Episode Drei", ich war zunächst auch richtig gespannt auf die Neuerungen und frohen Mutes. Ob es wohl endlich Schmuggler-Missionen geben würde? Tja. Die NGE brachen dem Spiel das Genick. Schon die Lichtschwert-Inflation nach Enthüllung des Weges zum Jedi hätte mich argwöhnisch machen sollen.

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Trotzdem blieb weiter ein paar Wochen bei der Stange. Und plötzlich erkannte ich mein Lieblings-MMO nicht wieder. Die mit Herzblut entworfenen Spielerstädte fielen Wüsten und Dschungeln zum Opfer, mein internationaler Twi'Lek-Clan zerbröselte binnen kurzer Zeit und schließlich cancelte ich mein Abo. SOE versuchte mit folgenden Patches, ein wenig zurückzurudern, doch die Veteranen waren verprellt. Im Dezember 2011 verschied das lange dahinsiechende MMO im Beisein seines geistigen Nachfolgers Star Wars: The Old Republic, der damals gerade das Licht der Welt erblickt hatte. Dessen Geschichte will ich hier nicht weiter breittreten. Sonst reg ich mich wieder auf.

Hellgate: London hat das Flagschiff versenkt

Das Egoshooter-Hack-and-Slay-Desaster der Flagship Studios markiert eine meiner Jugendsünden im Gamingbereich

Das Egoshooter-Hack-and-Slay-Desaster der Flagship Studios markiert eine meiner Jugendsünden im Gamingbereich. Damals arbeitete ich noch nicht in der Branche und war erfüllt von Enthusiasmus und leicht von Trailern zu becircen. Die Diablo-Urväter eröffnen ihr eigenes Studio und entwickeln ein neues Spiel? Das MUSS einfach ein Knaller werden. Wurde es auch. Leider versenkte die Explosion Flagship gleich mit Mann und Maus. Hatte ich nach der Beta ein leises Ziehen in der Magengegend? Ja. Hab ich drauf gehört? Nein. Und so nahm das Elend seinen Lauf: Ich habe damals nicht nur die Collector's Edition, sondern gleich einen Lifetime-Premium-Account für teures Geld gekauft. Puh. Jetzt ist es raus.

Hellgate Trailermatierial - Das Szenario war super, der Rest ging baden

Ein Erklärungsversuch meinerseits: Das Szenario fand und finde ich spitze (London, High-Tech, Dämonen, schwarzer Humor) und ich glaubte den Machern, die das Spielgefühl der Diablo-Reihe und den altbekannten Beute-Sog in einen nagelneuen Ego-Third-Person-Hybridshooter überführen wollten. Was draus wurde, verrät die Wikipedia. Fakt ist: das Studio ging höllisch baden, die Lizenz kassierte HanbitSoft in Korea und ich hab bei der Wiederkehr des Titels als Free-to-play zwar kurz reingeschaut, bin aber zu gebrannt, als dass ich noch einmal ans Höllentor klopfen würde.

Kleine Genugtuung: Hellgate-Entwickler und Diablo-Urgestein Max Schaefer entschuldigte sich persönlich bei mir, als ich ihm am Rande eines Events zu Torchlight II die Geschichte erzählte. "Wenn ich könnte, würde ich euch Unterstützern von damals all meine zukünftigen Spiele umsonst schicken", so Schaefer. Später bekam ich ein Bier spendiert. Meine Lektion habe ich trotzdem gelernt: Lifetime-Accounts verführen mich nicht mehr.

Wo sind all die fertigen Spiele abgeblieben?

Diese unselige Angewohnheit der Branche schwappte auch auf die aktuelle Konsolengeneration über.

Der Trend ist so alt wie Festplatten, CD-Laufwerke und Internet: Ein Entwicklerstudio kommt in Zeitdruck, der Publisher will den Release nicht verschieben, das Spiel wird unfertig auf den Markt geworfen - kann man ja hinterher einen Patch nachreichen. Diese unselige Angewohnheit der Branche schwappte auch auf die aktuelle Konsolengeneration über, kaum dass diese mit Festplatten und Internetverbindung ausgeliefert wurde. Da können wir Spielejournalisten noch so zetern und die Betaphasen noch so lange dauern - der Day-One-Patch ist mittlerweile Usus. Jüngstes Beispiel: Battlefield 4.

Nicht ohne meinen Day-One-Patch: Battlefield 4

Ein Titel, dem die Patcheritis spektakulär zum Verhängnis wurde, war 2006 Gothic 3. Das Rollenspiel kam pünktlich auf den Markt, doch war derart Bug- und Crashverseucht, dass diverse Patches nötig wurden. Produzent Mike Hoge redete bei den Kollegen der Gamestar Tacheles: "Dass Gothic 3 beim Release unfertig war, ist scheiße. Dass sich die Leute darüber aufregen, ist berechtigt."

Zu allem Überfluss trennten sich 2007 Entwickler Piranha Byte und Publisher JoWooD. Einzig den Fans und den inoffiziellen Community-Patches ist es zu verdanken, dass Gothic 3 mittlerweile so ausschaut, wie es bei Release eigentlich hätte sein sollen. Ein warnendes Beispiel, aus dem die Branche leider viel zu selten ihre Lehren zieht.

Final Fantasy XIV - der erste Versuch

Oh, wie sie drückt, die Last der großen Marke. Square Enix bekam weder die PS3-Version ihres MMOs noch das Interface und Gameplay auf dem PC gebacken - und selbst der gute Wille der Fangemeinde wich bald der blanken Enttäuschung. Der Titel vereinte Hardwarehunger und Bug-Seuche unter dem Dach seiner populären Lizenz, wie kaum ein anderes Triple-A-MMO. Um das Ruder herumzureißen, verzichteten die Macher ein ganzes Jahr auf die Abogebühren. Producer Hiromichi Tanaka nahm seinen Hut. Firmenboss Yoichi Wada gestand öffentlich ein, dass Final Fantasy XIV der Marke geschadet habe.

Auferstanden aus Ruinen - Final Fantasy XIV: A Realm Reborn - Gameplay-Trailer

Inzwischen hat die Geschichte aber ein Happy-End spendiert bekommen. Mit 'A Realm Reborn' hat Square Enix endlich jenes MMO auf den Markt gebracht, das Fans und Kritiker von vornherein erwartet hatten. Die positiven Wertungen sprechen für sich. Natürlich hat aber auch die Konkurrenz nicht geschlafen und Final Fantasy 14 muss sich den Kuchen mit vielen, nicht minder ansehnlichen, Titeln teilen. So bleibt nur eine Ahnung davon, was aus dem MMO hätte werden können, wenn es schon beim ersten Versuch geklappt hätte.

Die digitale(n) Rechte in den Magen und linke Server aufs Auge

DRM-Software: Den Publishern gehen bisweilen echt die Gäule durch.

Es ist nachzuvollziehen, dass Publisher und Entwickler ihr geistiges Eigentum schützen wollen. Ich bin auch gern bereit, mich den diversen Maßnahmen zu unterwerfen, mit denen sie das zu erreichen versuchen. Brav hab ich in grauer Vorzeit noch Original-Handbücher nach Wort 162 auf Seite 53 durchgeblättert oder irgendwelche Pappscheiben gedreht. Hat mich nie gestört. Heutzutage bestehen viele Titel jedoch auf DRM-Software, Online-Authentifizierung und Serverzwang. Was sich manche Studios in den letzten Jahren da für Eier ins eigene Nest gelegt haben, spottet jeder Beschreibung. Den Publishern gehen bisweilen echt die Gäule durch.

Bekam eins auf die Mütze fürs DRM - Spore-Trailer zur E3 2008

Beispiel Spore. Was haben wir Spielejournalisten und die Community damals über die DRM-Software 'SecuROM' und die limitierte Anzahl an Installationen geschimpft! Dass diese Einschränkungen nicht auf der Packung standen, brachte EA seinerzeit eine Klage ein. Die illegale Verbreitung des Titels konnte das DRM hingegen kaum verhindern.

Electronic Arts und Ubisoft setzen mittlerweile auf eigene Plattformen, um der Raubkopien Herr zu werden - Valve hat es mit Steam vorgemacht. Auch Always-On-DRM, also eine konstant erforderliche Onlineverbindung, ist beliebt - bei den Publishern, nicht bei den Spielern. Blöd nur, wenn die Server da nicht mithalten. Blizzard bekam wegen des Onlinezwangs in Diablo 3 und des mittlerweile berühmten 'Error 37' einige Prügel von der Community. Zu Recht.

Nicht weniger peinlich war für EA und Maxis das Desaster um SimCity. Schon lustig - dabei hätten sie nach Spore ahnen müssen, dass die Community beim Reizthema DRM keinen Spaß versteht. Der Titel hätte übrigens auch sonst einen prominenten Platz in meiner Enttäuschungsliste verdient - würde aber an dieser Stelle ausufern. Ich empfehle die Lektüre meines Testberichts von damals oder der diversen anderen Artikel. Fakt ist: die Verantwortlichen sollten sich die Negativbeispiele zu Herzen nehmen und in Zukunft besser planen.

Noch ein Kandidat für die DRM-Mätzchen-Liste: SimCity

Zudem gibt es durchaus kreative Lösungen, um seine digitalen Rechte zu verteidigen: 'Game Dev Tycoon' bestraft Raubkopierer, indem es die virtuellen Spieleschmieden wegen "Piraterie" über kurz oder lang bankrottgehen lässt. Bei Serious Sam 3: BFE metzelt ein unsichtbarer Feind die Spieler der geklauten Fassung nieder.

Ätschi-Bätsch! Exklusiv für Konsole!

Ich verstehe ja, dass einige Projekte ohne die Plattformbetreiber nicht hätten finanziert werden können. Trotzdem schau ich als PC-Spieler neidisch auf Exklusivtitel wie Journey, The Last of Us, Heavy Rain oder Beyond: Two Souls, die neuen Halo-Teile oder Bayonetta 2. Gerne würde ich mal am Rechner in den Boliden aus Gran Turismo oder Forza herumkurven, mit Mario und Link legal am PC ein paar Feierabende verbraten und Gears oder God of War am Schreibtisch zocken. Hey, man darf ja wohl noch ein bisschen träumen, oder?

Kommt jetzt GTA 5 für PC oder nicht, Rockstar? Und Red Dead Redemption?