Die härtesten Dark-Souls-Bosse: Immer, wenn es richtig wehtat
Die Top 10 der schwersten Bosse in der Dark-Souls-Reihe verrät, wo es am stärksten und am längsten gekracht hat.
Zehn Jahre. Damit sind kleine Dark-Souls-Skateboards physisch älter als ich geistig. Und weil sich das nicht ändern lässt, hat es zum Jubiläum nur für eine plumpe Liste der größten Arschlochbosse gereicht - so, wie ich sie in Erinnerung habe. Gleichzeitig ist sie eine ultimative, rüttelfeste, in vielen Buchhalterfamilien angesehene Liste. Wenn eure Liste anders aussieht, ist sie falsch. Wenn euer schlimmster Boss hier nicht auftaucht, liegt es daran, dass er auf Platz 11 gelandet ist.
Es wird zugegebenermaßen etwas DLC-lastig, weil DLC-Bosse nun mal die besten sind, das stand letztens in der Zeitung. Für Ornstein und Smough, denen Souls einen Großteil seines Rufes verdankt, ein "schweres Spiel für Masochisten" zu sein, war kein Platz mehr. Verglichen mit vielem, was nach ihm kam, hat Dark Souls 1 keine so schwierigen Bosse. Und sorry, falls jemand Ludwig, Isshin oder den flutschigen Fischknaben aus dem Mutterleib vermisst: kein Bloodborne, kein Sekiro.
Seit der Vanguard in grauer Vorzeit durch das erste Nebeltor schnaubte, sind Souls-Bosse so etwas wie beharrliches Abfragen des Erlernten mit nach Bedarf einsetzbaren Hacks. Sie treten mit einer Härte auf, ohne die es nach drei, fünf, zwölf Runden kein triumphales Glücksgefühl geben könnte. Ein beim ersten Versuch am Stück verlaufendes Trauerspiel, gefolgt von einem Lernprozess.
Ich verbinde schöne Momente mit dieser Überforderung, weil sie uns Erreichtes wertschätzen und Methoden hinterfragen lässt. Wenig anderes kribbelt so schön in der Brust wie die Vorbereitung auf einen harten Boss, das Durchdringen der Möglichkeiten. Das Aktiv- und Kreativwerden, was uns wenige Spiele derart abverlangen.
Mentales Händereiben bei jeder neuen Idee, wie sich der Kampfablauf ein Fünkchen optimieren ließe, auch wenn es am Ende vielleicht trotzdem nicht reicht. Mit einem Plan zu scheitern und Neues zu probieren, das ist immer noch besser, als nie einen zu brauchen.
Beim Erinnern an die großen Gaming-Momente kommen oft Lebensumstände mit (schön blöd, wer das neue Ocarina of Time für den Urlaub einpackt und den N64-Controller vergisst..). Der Tag, an dem ich den Klaffdrachen zum ersten Mal legte, war ein verregneter Sonntag aus dem Kitschbüchlein. Ich weiß das, weil ich mir beim freudigen Aufspringen das Knie stieß und wie ein dämlicher Idiot aus dem Fenster blökte. Zu Fall brachte ihn eine Armbrust, die ich vorher noch um ein paar Punkte hatte aufrüsten lassen, was nach einem guten Plan klang, um eine Stunde dafür zu grinden. Man geht eben nicht einfach hin und erschlägt den Drachen.
Am Tag der ersten Steinfangkatakomben-Durchquerung musste ich zum Alexanderplatz (wirklich musste, niemand ist gern am Alex), war aber während der ganzen Bahnfahrt "dort unten": in den Tunneln mit den fetten Feuerkäfern, so sehr hatte mich das Spiel vereinnahmt. Das passiert seitdem alle Jubeljahre, wenn überhaupt.
Nach 20, 30 oder mehr Jahren im Gaming neigen wir zu einer Abgebrühtheit, die kalkulierte Mainstream-Spiele noch auf der Türschwelle entzaubert (jemand schrieb hier letztens, alle Ubiworlds werden nach 35 Stunden langweilig, was eine ungewöhnlich präzise Zeitangabe ist). Viele Hochglanzspiele sind wie ein schnöder Job: im Sinn nur dann, wenn man wirklich ran muss. Die wenigsten leben nach dem Abschalten der Konsole weiter. Dark Souls hat das geschafft. Nie mehr so wie beim allerersten Kraftakt, sich ahnungslos vom Feuerbandschrein durch ein dräuendes Panorama aus Burgen und Kerkern zu beißen, aber der Zauber war trotzdem da.
Dafür herzlichen Dank an From Software, ohne die wir in den letzten zehn Jahren einiges vermisst hätten. Zum Beispiel die folgenden Bosse.
Manus, Vater des Abgrunds
Dark Souls: Artorias of the Abyss
Wieso keine anderen Bosse aus dem ersten Dark Souls auftauchen? Weil beim Abklopfen der Reihe auf Spitzen woanders deutlich Schlimmeres zutage tritt. Außerdem war es das erste Spiel, bei vielen sicher das meistgespielte, vertrauteste. Spätestens in Bloodborne entdeckte From die Liebe zu mehrphasigem Bossverhalten, was sich direkt in Dark Souls 3 abzeichnete.
Animationen wurden filigraner, das Abschätzen schwieriger, und viele Bosse gerieten stärker als sonst zum Lernprozess. Sich mitten im Kampf umstellen und ein der ersten Phase zuwiderlaufendes Verhalten annehmen zu müssen, während zwei, drei Fehler das Ende bedeuten können, bereicherte die Reihe ungemein.
Dennoch findet hier Abgrundvater Manus aus dem Artorias-DLC als einer der stärksten und bestgestalteten Bosse seinen verdienten Platz.
Und was für eine Hand!
Finsterschleicher
Dark Souls 2
Mindestens so abenteuerlich wie der Kampf ist der Weg dorthin. Dark Souls hatte schon immer Freude am Verstecken (Artorias-DLC-Eingang) und Suchenlassen, und der Pilger-der-Finsternis-Eid ist die Krone der Verheimlichung. An drei nicht mal mit Guide mühelos auffindbaren Orten müsst ihr einen Opa im Rollstuhl treffen und jedes Mal einen fiesen Late-Game-Dungeon durchqueren.
Der Finsterschleicher ist der Endboss des letzten Dungeons. Ein Grim-Reaper-Penner mit Kapuze und Engelsflügeln, der sich mitten im Kampf teilt (=verdoppelt) und so ziemlich alles beherrscht, was das Fantasy-Handbuch hergibt: Unsichtbarkeit, Feuer, Teleport, Seelenpfeil, irgendwelche anderen Zauber und ein astrales Großschwert. Wer ihn besiegt hat, darf sich bedenkenlos eine Selbst-Fünf geben.
Namenloser König
Dark Souls 3
Das Problem hier ist Angry Bird, auf dem Gwyns Erstgeborener in die wolkige Arena flattert. Also nicht der Vogel an sich, sondern die Gewöhnung in der ersten und das komplette Aufbrechen der Angriffsmuster in der zweiten Phase.
Sobald der Vogel gerupft ist, was nach ein paar Übungsrunden nahezu perfekt gelingt, dreht sein Reiter den Angepisst-Regler auf Anschlag. Außerdem: dieser Speer! Der Kampf zieht sich mitunter länger hin, als er sollte - und gerät dadurch so strapaziös.
Rauchritter
Dark Souls 2: Crown of the Old Iron King
Oh Mann, die versetzte Angriffsgeschwindigkeit. Ich bin immer wieder darauf reingefallen. Der Endboss des Iron-King-DLCs pflegt im Grunde das übliche Verhalten menschenähnlicher Dark-Souls-Bosse: hier ein Schwinger, danach noch einer und, wenn man zu lange stehen bleibt, der Dampfhammer von oben. Der Schaden ist monströs.
Und immer wieder schwingt er sein Flammenschwert (er hat zwei Schwerter) extrem langsam, als würde seine Schulter die Bewegung aktiv ausbremsen. Das bringt mich jedes Mal aus dem Tritt. Falsch ausgewichen und zack, das war es. Vor einigen Jahren führte der Rauchritter eine offizielle Umfrage nach dem schwersten Boss an. Diese Umfrage genießt internationale Anerkennung wie Kreditkartenzahlung, de_dust oder der Kerl in Shenmue, der täglich das Staplerrennen anpfeift. Also darf es sich Rauchi an der Stelle gemütlich machen.
Schwester Friede und Vater Ariandel
Dark Souls 3: Ashes of Ariandel
Eine zierliche Frau und ein vier Meter großer Opa, der wie ein Irrer mit einem Kessel um sich kloppt. Klar. Die Shitshow zieht sich über drei Runden und ist ein Ausdauerkampf. Man kapiert schnell, wie der Hase läuft, nur hoppelt er so langsam, dass irgendwann einfach die Heilmöglichkeiten erschöpft sind. Wenn man nicht gerade blendend spielt und alles kommen sieht, aber das versteht sich bei allen Gegnern von selbst.
Kurze schwere Kämpfe sind klasse und in wenigen Minuten geklärt, so soll es sein. Das hier ist ein langer schwerer Kampf. Und damit einer, der seinen Platz zwischen den Halsabschneidern nicht auf elegante, aber bildgewaltige und ganz eigene anstrengende Art verdient hat.
Untergangskönigin Elana
Dark Souls 2: Crown of the Sunken King
Es war ein knappes royales Rennen zwischen dem Verbrannten weißen König und Untergangskönigin Elana. Er hat die beeindruckendste Arena, eine verschlingende Höllenlandschaft, und stiefelt erst mitten im Kampf lässig, fast schon genervt durch ein Portal, dass es auch jeder mitbekommt.
Da das aber keine Liste der größten Mackerauftritte ist, gewinnt Elana knapp. Aus einem Grund: Sie kann nicht nur kleine Skelette, sondern kurzerhand einen Boss aus dem Hauptspiel beschwören, als hätte der nichts Besseres zu tun. Tot sein zum Beispiel.
Sir Alonne
Dark Souls 2: Crown of the Old Iron King
Als Richard Alonne den Landsitz seiner Familie im schottischen Pittenweem erreichte, stockte ihm der Atem vor Buch, Buch und Buch. Seit seine kleinste Schwester aus dem Haus war, kümmerte sich niemand mehr um Buch, also nahm er sich Buch zur Brust und schwor, niemals wieder loszulassen. Es schien Liebe für die Ewigkeit zu sein.
Eines Nachts ließ er Buch und dann sich fallen in eine Abwärtsspirale voller Scotch und Botch, die ihn schließlich mit Katana in einer marmorgetäfelten Halle ausspuckte. Dort fängt er immer noch Reisende ab und quält sie mit einigen der furchtbarsten Hitboxen aller Zeiten.
Ich meine, seht euch das an:
Grabräuber
Dark Souls 2
Beim Meisterstück in Sachen "Wir haben doch auch keine Ideen mehr" wollte uns From Software zum Zusammenspiel mit anderen Leuten und Leutinnen ermuntern. Es ist einige Jahre her, aber ich glaube nicht, die Dreiertruppe allein gepackt zu haben. Jeder für sich genommen wäre bestenfalls ein netter Miniboss abseits des Weges, wie es die schwarzen Ritter im ersten oder die Zyklopen im zweiten Teil waren.
Zusammen im selben Kampf? Unglaublich frustrierend, da man selten überhaupt durchkommt. Der Erste schießt ständig Pfeile, der Zweite macht einen auf Ritter und der Dritte ist praktisch Havel in fettester Rüstung. Eine zähe, ausdauernde Geduldsprobe, bei der euch vorher wahrscheinlich das Estus ausgeht.
Jetzt kommt sicher jemand und sagt: "Drei NPCs... Darfst dich halt nicht ganken lassen, musst mal ein paar Nadelstiche setzen und mit dem Bogenschützen anfangen, dann sind die nicht so schwer". Tja.
Schwarzfraß Midir
Dark Souls 3: The Ringed City
Wie cool ist die Bezeichnung "Schwarzfraß" bitte? Midir inszeniert den besten Drachenkampf der kompletten Reihe und hat eine Anzahl an Lebenspunkten, die selbst als Geldpunkte auf dem Konto keine schlechte Figur abgäben. Das Monstrum verträgt so, so, so viel. Eigentlich heißt er "Hitpoint Dragon". Das sagen wir nur hinter seinem Rücken.
Vergleichbar in Sachen Robustheit wäre vielleicht der Uralte Drache aus Dark Souls 2, aber dieser Kampf ist furchtbarer Bullshit, also lassen wir das.
Sklavenritter Gael
Dark Souls 3: The Ringed City
Da wären wir. Die Dark Soul der Dark-Souls-Bosse. Der Endboss der Endbosse. Alles verglüht in einer Ruinenlandschaft. Gael ist stark und schnell, er hat Stoff und Schnaps. Das ist es einfach. Die ultimative Bossfantasie der totalen Aggression. Er fühlt weder Mitleid noch Reue oder Schmerz und er wird vor nichts haltmachen, vor gar nichts, solange ihr nicht tot seid.
Gaels Auftritt geht weit über das Donnerwetter typischer Souls-Bosse hinaus. Wenn er richtig ausflippt, ist es schwer zu erkennen, was er da eigentlich veranstaltet. Gael ist alles und mehr. Das oberste Ende der Skala und ein Feuerwerk zum Abschied, im wahrsten Sinne.
Es war ein weiter Weg vom Asyldämon bis zum ihm, räumlich und besonders spielerisch, hierher, bis zum furiosen Finale in einer aschenen Ruinenlandschaft.
Natürlich sehen das nicht alle so. Lasst uns in den Kommentaren wissen, welchen Boss von der Liste ihr im zweiten Anlauf hattet und dass das Chaoswesen von Izalith in Wirklichkeit der allerschlimmste ist.