Die Kampagne von Battlefield 1: Geschichtsstunde oder Actionfeuerwerk?
Mehr Bombast statt Anregung zum Nachdenken.
Juhu, endlich wieder etwas Nicht-Modernes! Lange habe ich darauf gewartet, dass Call of Duty oder Battlefield mal wieder in die Vergangenheit zurückkehren, statt sich selbst immer wieder mit noch modernerer oder futuristischer Kriegsführung zu übertrumpfen, denn rückblickend hatte ich persönlich immer noch mit Battlefield 1942 (und 1943) am meisten Spaß im Battlefield-Franchise.
Diese Zeitepoche reizt mich einfach mehr. Es gibt nicht so viel technisch modernes Zeug wie heute, keine unzähligen Waffenaufsätze, keine ferngelenkten Raketen und was weiß ich noch alles. Es fühlt sich persönlicher an, intensiver, man kann sich nicht alleine auf die Technologie verlassen. Genau das verspürte ich damals bei Battlefield 1942 und Battlefield 1 weckt von Beginn gleich wieder dieses immersiv stärkere Gefühl in mir, als es die letzten Teile taten.
Gleich nach dem Start wirft euch das Spiel bereits in die erste Mission, eine Art Prolog, der euch vielleicht eine Viertelstunde lang beschäftigen wird. Hier lernt ihr bereits verschiedene Klassen kennen, sitzt als Schütze an Bord eines Panzers und kämpft euch durch ein Schlachtfeld an der Westfront. Dass ihr zwischendurch sterbt, ist unausweichlich. Es ist ein Gemetzel und rund um euch herum fallen sowohl Verbündete als auch Feinde wie die Fliegen. Sterbt ihr, wird kurz der Name des Soldaten eingeblendet und wie lange er gelebt hat, dann wechselt das Geschehen zum nächsten Kämpfer.
Vermutlich soll es zeigen, wie sinnlos das ganze Abschlachten nicht nur im Ersten Weltkrieg ist, was zum Teil gleichermaßen für die späteren der fünf Kampagnenmissionen gilt, aber so richtig entfaltet es nicht seine Wirkung. Das Chaos des Ersten Weltkriegs vermittelt DICE zwar gut, aber den Schrecken nicht so wirklich. Dazu mangelt es vermutlich an der Brutalität - Battlefield 1 ist ungeschnitten ab 16 Jahren freigegeben worden -, aber ebenso an Szenen, die wirklich zum Nachdenken anregen. Wenn ich da unter anderem an die Anfangsszene aus Der Soldat James Ryan oder an Serien wie Band of Brothers und The Pacific denke, haben die bei mir sehr viel mehr Eindruck hinterlassen.
Aber das ist ein Dilemma, mit dem DICE zurechtkommen muss, denn man will mit Battlefield 1 natürlich auch den Massenmarkt ansprechen und es ist primär ein Unterhaltungsprodukt. Und dazu braucht es scheinbar einfach Bombast, der hier nicht fehlt. Wenn ihr vor einem wunderbaren Panorama aus tiefstehender Sonne und Wolken über London gegen deutsche Doppeldecker, Bomber und Zeppeline kämpft, sieht das dank der Frostbite Engine wirklich wundervoll aus. Schlussendlich stürzt ihr sogar auf einem der Zeppeline ab, erobert das Geschütz auf der Oberseits und zerlegt damit andere umherfliegende Zeppeline und Doppeldecker. Zugegeben, gerade in dieser Geschichte übertreibt der Charakter, um den es darin geht, gerne ein wenig mit seiner Erzählung, aber dadurch kommen eben solche Momente zustande.
Insgesamt erwarten euch im Spiel fünf Missionen von unterschiedlicher Dauer. Die können schon mal nach rund 50 Minuten vorbei sein oder sich bis zu zwei Stunden hinziehen. Es ist keine zusammenhänge Geschichte wie zuletzt in Battlefield 3, 4 oder Hardline, vielmehr habt ihr von Beginn an fünf Einzelmissionen, die ihr in beliebiger Reihenfolge absolvieren könnt. Sie alle erzählen ein paar nette Kriegsgeschichten, die sich auf verschiedene Bereiche des europäischen und arabischen Schlachtfelds konzentrieren. Ihr kämpft unter anderem an der Seite von Lawrence von Arabien, in Italien oder Frankreich.
Man muss DICE zugestehen, dass sie in all diese Missionen viel Liebe zum Detail gesteckt haben, die Umsetzung ist wirklich gelungen. Aber im Endeffekt mangelt es dem Spiel dann eben doch daran, den Schrecken des Krieges so zu verdeutlichen, wie es das vielleicht sollte oder könnte. Außerdem hat man auf eine oder mehrere Missionen auf Seiten der Mittelmächte verzichtet, ebenfalls eine verpasste Gelegenheit für das Spiel, um den Krieg wirklich von allen Seiten zu zeigen.
Alles in allem ändert es aber nichts daran, dass ihr auch Battlefield 1 nicht allein wegen der Kampagne kaufen müsst. Sie ist ohne Frage eine nette Dreingabe, aber rechtfertigt alleine noch keinen Kauf. Herzstück des Spiels ist natürlich der Multiplayer-Modus, der sich in den bislang von mir gespielten Partien von einer sehr guten Seite präsentiert. Das neue Battlefield-Interface ist übersichtlich, der Server-Browser bringt euch zuverlässig und schnell auf die gewünschten Server und die Unlocks für eure Klassen habt ihr gut im Blick.
Auf echte Probleme stieß ich bislang noch nicht, aber bislang war ja erst ein Teil der Spieler aktiv, mit dem heutigen Release kommen noch mal einige weitere hinzu. Die nächsten Tage - vor allem am Wochenende - werden zeigen, wie sehr die Server von DICE der Belastung standhalten werden und ob sich spielerisch noch weitere Schwierigkeiten zeigen. Unser endgültiges Fazit zum Spiel bekommt ihr Anfang der kommenden Woche, wenn wir nach dem Launch noch ausreichend Zeit mit Battlefield 1 verbracht haben.
Entwickler/Publisher: DICE/Electronic Arts - Erscheint für: PC, PlayStation 4, Xbox One - Preis: ca. 54 bis 220 Euro (CE) - Erscheint am: Erhältlich - Getestete Version: PC - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: Ja (Battlepacks)