Magnavox Odyssey 2 – Konsole, Entwicklung und Erfolg
Ein Tribut an die Konsolen, Geschichten, Erfolge und Flops stürmischer Jahrzehnte.
Magnavox Odyssey 2 - Konsole, Entwicklung und Erfolg
Es gab ein paar Leute die nach dem initialen Erfolg der Odyssey über die Jahre an eine Fortsetzung glaubten, nur leider waren es wenige beim Hersteller Magnavox selbst, der sich zum Ende der 70er aus dem Videospiele-Markt zurückziehen wollte. Mit daran Schuld war auch die Ambition, eine Konsole zu bauen, die die modernste Technik nutzte und diese kam in Form des Intel 8244 Chips, der Grafik und Sound ausgeben konnte, während die CPU des Odyssey 2 wertvolle Rechenleistung für das eigentliche Spiel nutzen konnte. Heute normal, damals sehr innovativ. So innovativ, dass sich die Entwicklung des Chips und damit auch der Konsole zu Magnavox großem Unmut bis 1978 verzögerte.
Es war Ralph Baer und Mike Staup - einer der Vize-Präsidenten von Magnavox, die zu diesem Zeitpunkt schon zu Philips gehörten - zu verdanken, dass die Konsole am Ende überhaupt erschien. Offensichtlich verbanden die Konsumenten ganz gute Erinnerungen mit der ersten Odyssey, denn trotz aller Bedenken von Magnavox war das Gerät praktisch sofort ausverkauft - nicht, dass so viele produziert worden wären. Dies kam Ed Averett sehr entgegen, der das Intel-Design-Team des 8244 Chips verließ, um Spiele für die Odyssey 2 zu entwickeln. Er konnte sich nicht über Langeweile beschweren, denn in der gesamten Zeit des Odyssey 2 war er praktisch der einzige Spieldesigner für das System bei Magnavox. Da das System sich verkauft hatte und die Leute Software wollten, bekam er immer wieder grünes Licht für noch ein Spiel mehr. Und noch eines. Und noch eines. Nichts hält so lange wie ein gutes Provisorium.
Das wahre Vermächtnis der Odyssey 2 war neben einem wichtigen Klagefeldzug zwischen Magnavox und Atari, in dem geklärt wurde, wie nah man an Pac-Man dran sein durfte, ohne Pac-Man lizenzieren zu müssen, die Verbindung aus Brett- uns Videospiel. Ambitionierte Beispiele wie das Fantasy-Spiel Quest for the Rings! entstanden aus dem verständlichen Wunsch vieler Väter, die zwar gerne mit ihren Kindern auch Videospiele spielen, aber auch gerne mal eine Chance gegen die Blagen gehabt hätten. Da die Technik nicht weit genug entwickelt war, um komplexe Spielideen allein auf dem Bildschirm zu realisieren, entstand die Idee des Crossover praktisch nebenbei in Gesprächen zwischen Staup und Averett. Und da Magnavox praktisch einfach verkaufte, was Averett ablieferte, konnte er derartige Spiele umsetzen. Ihr solltet übrigens versuchen ein Quest of the Rings! aufzutreiben. Es kostet nicht die Welt - zwischen 50 und 80 Dollar - und ist ein wunderschönes Sammlerstück mit seinen aufwendig gestalteten Karten und Spielchips.
Die Odyssey 2 verkaufte sich bis zum Crash ungefähr zwei Millionen Mal, teilweise auch unter komplett anderen Namen wie Radiola Jet 25, Philips Videopac G7000 oder 7200 mit einem eingebauten Schwarz-Weiß-Screen. Die Basis ist dabei stets die Gleiche und bot neben zwei etwas wackeligen Acht-Wege-plus-ein-Button-Joysticks ein vollständiges Tastenfeld an der Konsole selbst, Rechenoperatoren und Zahlen inklusive. Erweitern lies sich die Odyssey 2 mit einem durchaus kompetenten Schach-Modul und das Sprachmodul. Laut Everett gab es intern vage Ambitionen für ein Odyssey 3, nachdem der Erfolg doch vorzeigbar war, obwohl die Odyssey 2 in Sachen Konzern-Unterstützung fast grundsätzlich auf Minimal-Niveau lief. Ein neuer Chip jedoch, der nicht mehr von Intel kommen sollte - die ihrerseits die Lust an den unsteten Absätzen des Marktes verloren hatten - sondern von der durch Philips gekauften Firma Signetics sah jedoch nie das Licht des Tages und mit dem Crash `83 erledigte sich das Thema dann sowieso fürs Erste.