Atari 2600 - Die Konsole
Ein Tribut an die Konsolen, Geschichten, Erfolge und Flops stürmischer Jahrzehnte.
Atari 2600 - Die Konsole
Atari mag heute pleite, de facto tot und mehrfach begraben sein, es gab eine Zeit, da dieser Name synonym für das Videospielen an sich stand. Zwei Gründe gab es dafür. Der Erste waren die Spielautomaten in Kneipen und Spielhallen, die Atari geschickt wie kein anderer unters Volk brachte - mit einigen fragwürdigen Methoden, und auch nur bis sie nach Japan gingen ... - und dann ist da natürlich der berühmte Holzkasten mit dem kleinen Logo an der Seite, dass heute noch stolz so manches Hipster-T-Shirt ziert.
Das Innenleben des 2600 rockte das Haus ... 1977. Die schönsten Pixel, die besten Farben und sie alle kamen aus dem auch noch schön billigen und gut zu verarbeitenden MOS 6507 Mikroprozessor. 1,19 Megahertz, 128 Byte Rom - doppelt so wie viel wie das Channel F - 4 Kilobyte ROM. Ok, vergesst es. Selbst Ende der 70er holte das keinen Technik-Fetischisten hinter dem Ofen hervor und selbst Nolan Bushnell nannte die Box kurz nach der Veröffentlichung schon obsolet und " a Piece of Shit". Väterliche Liebe kann hart sein.
Und trotzdem. Selbst wenn das 2600 in den einzelnen Leistungsdaten nicht beeindrucken konnte, das Gesamtwerk aber passte zusammen wie kein anders zu der Zeit. Dieses Ding war für Spiele gemacht und das perfekt. Vor allem aber war es auch relativ leicht, darauf zu programmieren, solange man nicht versuchte die Limits zu sprengen. Während das Innenleben über die Jahre und durch 16 Revisionen hinweg relativ gleich blieb, veränderte sich das Äußere nicht nur weg vom Plastik-Holz hin zum "Darth Vader"-Modell - so natürlich nur inoffiziell genannt - sondern auch die Zahl der Schalter an dem Gehäuse reduzierte sich von 6 auf 4. Diese Schalter dienten je nach Spiel für alles Mögliche. Die Spielerzahl, Optionen, sogar Spielfunktionen konnten hier belegt werden, was angesichts des nur einen Knopfes auch schon mal ganz gern genutzt wurde. Am Ende spielte es keine Rolle, ob Schwarz oder Holz, ob vier oder sechs Regler. Wenn 2600 draufstand und man das Teil an seinen TV angeschlossen bekam, spielte es alles ab, was 2600er-Modul hieß.
Die perfekte Kompatibilität betraf auch einen Bereich, den Spieler viele Jahre mit Atari verbinden sollten, selbst wenn sie längst vom 2600 weitergewandert waren. Der standardisierte DE9-Port, der 9-polige Steckerport für den Joystick und anderes Zubehör, fand sich Jahrzehnte später noch zum Beispiel am Sega Mega Drive oder dem Amiga. Das Ganze ist sogar rückwärts kompatibel. Nehmt einen Competition Pro oder ein Mega Drive Pad und schließt es an dein 2600. Voilà, läuft. Das gilt jetzt nicht für alles, aber das lag mehr an dem spezielleren Zubehör für das 2600. Drehpaddles für Pong und Breakout, ein spezielles Paddle für Rennspiele und ... das war es auch schon so ziemlich, ok, das NES drehte da mehr auf. Egal, die Sticks waren das Wichtigste und von da an war für lange, lange Zeit klar, wie ein Stick auszusehen hat. Seien wir ehrlich: Selbst der Competition Pro war nur eine gepimpte Luxus-Version des Originals, die man benutzen konnte ohne nach 10 Minuten Blasen zu bekommen. Egal, diese Blasen wurden Ende der 70er gern in Kauf genommen, mit seiner 128-Farb-Pracht - 104 in PAL - dominierte das 2600 die Haushalte.
Auf Drittanbieterseite jedoch gab es noch eine Innovation, die einfach ihrer Zeit zu weit voraus war. Anfang der 80er, kurz vor dem Crash, erfand William von Meister die CVC-GameLine. Es war eine Art Cartridge für das 2600 mit einem Telefonanschluss. Mit diesem frühen Modem ließ sich eine gute Zahl an Spielen für eine Gebühr freischalten. Ein Spiel konnte dann ein halbes Dutzend oder so Male gespielt werden, bevor es wieder neu geladen werden musste. Zusammen mit Intellivisions PlayCable markierte GameLine den Einstig der Spielkonsolen in das Online-Geschäft.