Die Siedler - Aufstieg eines Königreichs
Ich kam, sah und ...suchte die Bienen
Zu Beginn kocht alles auf kleiner Flamme. Per Mausklick klappen die Reiter am rechten Bildschirmrand die verschiedenen Produktionszweige auf. Mit der Platzierung eines Gebäudes erfolgt der Bauauftrag und die Errichtung automatisch - anstelle des gewohnten Trägers mit Holzscheiten auf der Schulter, spaziert nun ein Handwerker aus der bereits vorhandenen Mini-Burg, trippelt über den Marktplatz, wirft einen Blick ins Lagerhaus, und bugsiert seine Werkzeuge und Utensilien in einem Karren zum unfertigen Arbeitsplatz (auch gleichzeitig Wohnstätte).
Und dann verhält es sich weitgehend Siedler-getreu:
Den Holzfäller in der Nähe des Waldes platzieren, Jäger anheuern, eine Getreidefarm anlegen und so weiter und so fort. Ratsam ist es, die Rohstofflieferanten möglichst ein Stück vom Markplatz entfernt aus dem Boden zu stampfen, die Hersteller in der Nähe. So verkürzen sich die Laufwege der Transport-Leutchen, die mit dem Marktwagen fertiges Gut einlagern. Jeder Einwohner bezieht übrigens seine Nahrung und benötigte Rohstoffe anderer Betriebe vom zentralen Speicher, Selbstbedienung in den jeweiligen Produktionen ist strengstens untersagt.
Mit einem Rechtsklick auf die Gebäude lassen sich, falls vorhanden, zugehörige Stätten hochziehen. Zum Beispiel die Kornfelder der Getreidefarm. Der überwiegende Teil der Produktionen bringt aber schon alles mit. Man muss also nicht erst – wie ich – auf ein Summen der Bienen lauschen, um einen Imker zu beschäftigen. Ist eine Ressource gegeben (wird auf der Karte angezeigt), positioniert man das Bauwerk in Reichweite. Schafe laufen wie von Geisterhand getrieben in ein Gatter, Kühe sucht man indes vergeblich. Die gibt es, wie anfänglich im Artikel erwähnt, nur gegen Bares.
Durch den Ausbau der Betriebe (maximal drei Stufen) fügt sich ein zusätzlicher Arbeitsplatz ein, ein weiterer Geselle erscheint und die Transportmittel stocken sich um einen Handkarren, später um einen Eselswagen auf. Sobald dann die ersten Bedürfnisse abgedeckt sind, also der Wunsch nach Nahrung und Kleidung, zeichnet sich eine Veränderung beim Helden ab.
Ein neuer Rang lockt, allerdings in Verbindung mit einer Handvoll Voraussetzungen. Etwa „Fertige zehn Kleidungsstücke an. Baue die Burg aus“ und ähnliches. Anschließend schaltet sich die nächste Ebene der Handwerkshütten frei und die Bedürfnisse steigen an. Die Einwohner verlangen plötzlich nach Besen, um ein sauberes Umfeld zu gewährleisten, wollen unterhalten werden und schreien im Krankheitsfall nach Medikamenten. Und schon ist man voll und ganz damit beschäftigt, sein kleines Reich mittels Wachtürmen zu expandieren, um so allen Wünschen nachzukommen. Fast wie in Anno, aber immer noch vorrangig Die Siedler. Ein rundes Paket.
Als eingeschworene Anno'istin, die folglich komplexe Wirtschaftskreisläufe bevorzugt, ist das neue Siedler ein Ereignis für sich. Alles, was mir bislang „noch“ in Anno fehlte – sei es der direkte Bezug zu den Einwohnern, die Interaktion mit der Umwelt, das Mittendrin statt nur dabei -, bekommt man hier auf einem attraktiv-glänzenden Tablett serviert. In der Vergangenheit wäre ein „Ich freue mich auf die Siedler“ nie über meine Lippen gekommen, dazu war es mir immer einen Tacken zu kampflastig. Jetzt huscht dieser Satz tagtäglich über meine Lippen.
Sicherlich lässt sich anhand der gespielten Karten und der Präsentationen noch kein endgültiges Statement abgeben. Es fehlen schließlich tiefere Einblicke in den späteren, anspruchsvolleren Verlauf. Aber so, wie es bisher auf mich wirkt, zeichnet sich ein faszinierender Titel ab, der gleichermaßen Anno'isten und Siedler-Veteranen in seinen Bann ziehen könnte. In diesem Sinne: Ich freue mich auf die Siedler.
Auf unserer entsprechenden Gameinfo-Page findet Ihr noch eine frühere Vorschau, die andere Aspekte behandelt. Beispielsweise die Helden, die Hardwareanforderungen, die Frauen. Reinschauen lohnt sich.