Die Siedler
Stress, Frustration, Spannung
Wie es bei Handwerkern normalerweise ist, hat auch die Ein-Mann-Firma Hammer und Nägel dabei und kann loslegen. Wenn Ihr Euch nun vorstellt, was in dem großen Netz aus Wegen, Gebäuden und Baustellen los ist, bekommt Ihr in etwa ein Gefühl, wie hoch der so genannte Wuselfaktor selbst auf dem DS sein kann. Sehr niedlich im Übrigen: Wenn ein Siedler mal nichts zu tun hat, steht er in der Mitte seiner beiden Fahnen, liest Zeitung, tut was für seine Fitness und springt Seil oder versucht sich einfach nur im Kaugummi blasen.
Doch zurück zu den Gebäuden. Leider ist es gerade für Genre-Neulinge ein großes Problem bei der Vielzahl an verschiedenen Häusern festzustellen, wie sich diese untereinander bedingen. Erfahrene Spieler werden hier zwar etwas besser reinfinden, doch selbst diese dürften anfangs ihre liebe Mühe haben, eine florierende Zivilisation aufzubauen, die alles bietet, was solch ein Völkchen braucht. Total überlastet seid Ihr spätestens bei dem sehr ausführlichen Statistik-Teil, in dem Ihr mehr oder weniger übersichtlich viele Informationen zu Eurem Volk und den Waren, die es produziert, abrufen könnt. Genau hier merkt man dem Spiel am deutlichsten seine PC-Wurzeln an.
Was am „großen“ Computer durchaus hilfreich für Eure Arbeit sein kann, überfordert auf dem DS im hohen Maße, zumal Ihr für die Statistiken regelmäßig den Bildschirm tauschen müsst. Vielleicht wäre weniger hier etwas mehr gewesen.
Wenn Eure neue Zivilisation langsam wächst und Ihr immer wieder auf neue wichtige Kleinigkeiten achten müsst, entfaltet das sowieso schon nicht sehr einsteigerfreundliche Spiel seine volle Komplexität. Die Erweiterung der Landesgrenzen erfordern Militärgebäude, die Versorgung der Truppen gewährleistet Ihr durch Nahrungsmittel und Güter, die Ihr nach dem Abbau in anderen Produktionsstätten verarbeitet.
Später solltet Ihr gerade auf diesen Punkt besonderes Augenmerk legen, denn haben sich weitere Völker auf Eurer Insel niedergelassen, kommt es früher oder später zum unweigerlichen Konflikt, in dem entweder Ihr Eure Grenzen schützen oder den Feind zurückdrängen müsst. Hektik en masse.
Natürlich dürft Ihr bei der DS-Umsetzung nicht die gleiche grafische Pracht erwarten wie auf einem Heimcomputer, doch selbst für den Nintendo DS kam mir die Grafik ein wenig grobpixelig vor. Zudem patzten die Entwickler bei der Soundkulisse. Die Lautstärke der stimmungsvollen Musik ist hoffnungslos übersteuert und daher kratzt es permanent aus Eurem DS-Lautsprecher. Was folglich nicht sonderlich verlockend ist.
Neben einigen unschönen Bugs – das Spiel friert plötzlich ein, der Zoom-Button verschwindet ab der dritten Mission auf unerklärliche Weise, Siedler weigern sich ihren Arbeiten nachzugehen - stört zudem vor allem die Tatsache, dass das Abspeichern auch mal gerne über eine Minute in Anspruch nimmt, was gerade auf einem Handheld nicht sein darf.
Je länger Ihr Euch mit den Siedlern beschäftigt, desto spannender wird es, Ihr begreift die Zusammenhänge und versteht, mit den Statistiken umzugehen. Dann wird Euch das Spiel absolut fesseln.
Leider sind bis dahin etliche Stunden ins Land gezogen, und einige dürften die Motivation verloren haben, sich bis zu diesem Punkt durchzubeißen. Zudem zieht der Schwierigkeitsgrad dann so stark an, dass Ihr kaum mehr Gelegenheit haben werdet, den Siedlern einfach mal so bei deren Arbeit zuzusehen. Das ist eigentlich schade.
Seit dem 13. Juli 2007 darf auch auf dem Nintendo DS losgesiedelt werden.