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Die Sims 3

Macht süchtig

Die eine, große Frage dieses Reviews lautet: Kann man ein so komplexes, für die Maus entwickeltes Interface auf ein Pad mit seinem Dutzend Tasten unterbringen und die geistige Gesundheit des Spielers unberührt lassen? Ich machs kurz. Ich hätte dagegen gewettet und verloren. Die Sims 3, Electronic Arts' Endlos-Dauer-Renner mit Erfolgsgarantie, konnte nicht länger die große, weite Konsolenwelt ignorieren und man machte sich offenbar relativ lange und vor allem erfolgreich Gedanken darüber, wie man das in den Griff kriegen könnte.

Ich stelle mir dabei endlose Nächte im Entwicklerstudio vor, wo sich jemand um drei Uhr nachts die letzten Haare ausrauft, wenn er merkt, dass alles bisher so gut klappte, weil er ein essenzielles Feature vergessen hat. Das endgültige Ergebnis nutzt wenig überraschend den linken Stick als Mauszeigerersatz und den rechten zum Drehen der Perspektive und zum Zoomen. Die Ansichten, was der Sim grad so möchte, wie es ihm geht und was sonst mit ihm los ist, werden per Schultertasten durchgeschaltet und andere Tasten dienen als Umschalter zwischen Menüs, für den Zeitraffer oder zum Umschalten von Bau- und Live-Modus. Überhaupt hält sich die Anzahl von Notmenüs zum Durchklicken in Grenzen und man muss sagen, dass dies das für mich vorstellbare Optimum ist. Maus und Keyboard bleiben hier immer noch besser, aber trotzdem eine sehr respektable Leistung.

Wer hat, der hat und Geld spielt keine Rolle. Wenn man es hat. Und dann redet man nicht drüber.

Klar gibt es immer noch tausend Funktionen und Manipulationsmöglichkeiten im Sim-Land und eine Familie von sechs zu managen, erfordert hier ein klein wenig mehr Einarbeitung. Daher rate ich definitiv, erstmal nur mit einem Single-Sim zu starten und sich für ein paar Stunden mit allen Ecken der kleinen Sim-Welt vertraut zu machen. Klein ist allerdings für den Moment durchaus ein Faktor.

Gibt es auf dem PC ungefähr 3.000 Erweiterungsmöglichkeiten in Form von Karrieren, Luxus, Gib Gas und ich weiß nicht was noch alles, beschränkt sich Sims 3 hier erst einmal auf sein Kernspiel. Das ist nicht wenig. Bis ihr es gänzlich erkundet habt, erscheint wahrscheinlich Nachschub in DLC-Form. Umsteiger vom PC fühlen sich trotzdem in eine Art Kleinstadt-Dasein zurückversetzt. Und im Zweifelsfalle vielleicht noch ein wenig länger an den neuen Kontrollen knuspern. Aber dafür gibt es hier ja ein umfangreiches, unaufdringliches und sehr hilfreiches Tutorial-System.

Die einzige echte inhaltliche Neuerung in diesem Konsolenport ist das Karma-System. Es gibt etwa ein Dutzend Fertigkeiten, einige positiv, andere weniger. Aber dafür um so unterhaltsamer. Die eigene Familie mit einem Meteoritenhagel zu beglücken oder einen Poltergeist in das Haus zu setzen, macht so viel Spaß wie bei SimCity ein Erdbeben loszulassen. Klar ist es kontraproduktiv, aber es begeistert so sehr, die panischen Sims rennen zu sehen. Auf der anderen Seite gibt es Kräfte, die euch das Leben etwas leichter machen, zum Beispiel einen unglücklichen Sim auf Knopfdruck wieder zufriedenzustellen. Oder sogar ein totes Familienmitglied wiederzubeleben. Zombiepower in Sims, wer hätte es gedacht. Ich scherze natürlich, aber ich bin der Überzeugung, dass Ottokar nach seinem Ausflug ins Reich der Toten nicht mehr derselbe war.

Der übermäßige Gebrauch der Fertigkeiten löst in der Stunde der Abrechnung – Mitternacht natürlich – böse Dinge aus, schließlich muss das Karma im Gleichgewicht bleiben, sodass man vorsichtig sein muss und selbst mit genug Punkten nicht nach Belieben loslegen kann. Es ist ein witziges Feature, zu dem ich gerne einen Patch in der PC-Version sehen würde, da es dort sicher genauso gut wie hier funktioniert.

Technisch gibt es wenig zu mäkeln, da Sims 3 nicht das grafisch anspruchsvollste Spiel auf diesem Planeten sein dürfte. Die Animationen wirken immer noch ein wenig holprig, die Auflösung ist natürlich niedriger und unterhalb eines 32 Zollers sehe ich leichte Probleme, aber sonst ist alles schick. Im Rahmen der Möglichkeiten der Sims. Was nur bedingt schick ist. Und relativ neu ist die intensivere Wahrnehmung der Ladescreens. Die PS3 installiert zwar erstmal fröhlich, aber trotzdem geht der Wechsel zwischen Spielmodi und Bereichen der Stadt deutlich zögerlicher und mit ein paar Sekunden Wartezeit vonstatten. Nichts, was das Spiel aus der Bahn wirft, aber im Vergleich merkt man es halt doch deutlich. Man kann aber immer noch damit leben.

Habt ihr bis hier gelesen und euch gesagt, dass das ja alles schön und gut ist, aber worum zur Hölle geht es in Die Sims 3 eigentlich, dann verweise ich euch einfach mal auf den umfassenden Test der PC-Version. Dort werden alle inhaltlichen Fragen zum Spiel beantwortet, ist es doch mit Ausnahme der Karma-Neuigkeit identisch.

Habt ihr einen PC, dann spielt dort Die Sims 3. So simpel ist das. Die Steuerung mit der Maus ist flüssiger, die Ladezeiten kürzer, die Ergänzungspacks zahlreicher und die Optik ein wenig höher aufgelöst. Insgesamt hübscher würde ich nicht einmal sagen. Spielt ihr dagegen ausschließlich auf der Konsole und habt sonst nur einen Unix-Server am laufen – ja, für Apple gibt es Die Sims 3 auch –, dann ist das hier ein erstaunlich gelungener Ersatz, insbesondere was die eher unwahrscheinliche Formung eines brauchbaren Controller-Schemas angeht. Aber es hat geklappt und mit ein wenig Eingewöhnung extra könnt ihr hier genauso lebhaft in das virtuelle Dasein der höchsten Evolutionsstufe der Little Computer People abtauchen. Die Sims 3 macht auf den Konsolen am Ende genauso süchtig wie es schon auf dem PC der Fall war. Was nicht wenig süchtig ist. Vergesst zugunsten der Sims also nicht die Lieben und den Goldfisch.

Die Sims 3 gibt es sowieso für den PC, jetzt ab sofort aber auch für Xbox 360, PS3, Wii und DS.

8 / 10

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