Die Sims Mittelalter
Mit Schwert, Magie und einem Ziel vor Augen
Die neuen Eigenschaften der Sims spielen leider eine meist zu kleine Rolle. Für jeden Sim wählt ihr zwei mal mehr, mal weniger positive und eine negative Eigenschaft aus. Manche sind unterhaltsam, wie der böse Sim, der ständig Streit suchen muss, um gut gelaunt zu sein, manche eher belanglos, wie der lüsterne Sim, der einmal täglich jemanden küssen muss. Es wäre unterhaltsamer, wenn dieser jemand jeden Tag ein anderer sein müsste. So verläuft sich dieses neue Feature jedoch als nette Belanglosigkeit am Rande.
Essen und Schlaf sind ebenfalls nötig, aber die restlichen Körperfunktionen wie regelmäßige Wäsche und aufs Örtchen gehen wurden praktisch überflüssig. Im Mittelalter war das halt so... Auf jeden Fall sorgt es für ein deutlich fokussierteres Spiel, zumal man in der Herrscherrolle sogar ein wenig herumkommandieren darf. Zumindest das Essen darf man auf den Tisch ordern. Der Hausbau erfolgt eigentlich nur in zwei Stufen. Entweder man ignoriert ihn oder man macht es sich halbwegs hübsch. Letzteres kann in fünf Minuten pro Haus geschehen, alles weitere bleibt dem eigenen ästhetischen Empfinden überlassen, denn spielerisch heißt ein schönes – oder vielmehr teuer – eingerichtetes Haus, dass euer Sim ein wenig glücklicher ist und sich besser konzentriert, mehr nicht.
Und natürlich, dass jeder Nappel bei euch im Schlafzimmer herumturnt. Besonders schön war dies im Krankenhaus zu beobachten. Kümmerte ich mich noch um ein hübsches Wartezimmer und ignorierte dabei die Privatgemächer, hingen alle Sims im Vorraum herum. Nachdem später jedoch auch der Wohnbereich eingerichtet war, kamen schon mal mitten in der Nacht Leute hereinspaziert, lasen ein wenig in Büchern, unterhielten sich fröhlich oder fingen an zu kochen. My home is my castle? I don´t think so. Spielerisch sicher nur wenig relevant, da es den eigenen Sim nicht beeinflusst, aber atmosphärisch betrachtet schon mehr als nur ein wenig kurios.
Mit der Zeit füllt sich das Königreich und wer ambitioniert ist, kann sogar auf der Weltkarte benachbarte Königreiche annektieren, ohne diese jedoch groß zu Gesicht zu bekommen. Habt ihr die Ambitionen eures aufstrebenden Landes erfüllt, die ihr irgendwann einmal als recht banale Siegbedingungen gewählt habt, gilt das Spiel als gewonnen und ihr dürft nun einfach so weiterspielen, was weitestgehend dem Open End der bekannten Sims entspricht. Alle eure Sims sind jetzt frei spielbar, nur ihr Weg führt halt nirgendwo mehr groß hin. Startet also lieber einen neuen Staat und schaut, wie er sich diesmal entwickelt.
Damit es nicht zu einfach wird, gibt es für jede Runde neben den Siegbedingungen auch eine bestimmte Zahl an Questpunkten. Jede Quest kostet ein paar davon und sind sie alle, wird ausgewertet. Und bis ihr durch seid mit allen möglichen Königreichen und Start-Aufgaben, vergeht endlos viel Zeit. Ich habe gerade mal drei Königreiche durch und schon jetzt eine Unmenge an Zeit mit den Sims im Mittelalter verbracht. Und plane noch nicht, sie zu verlassen.
Die Sims Mittelalter schafft es, das Sims-Prinzip durch ein paar geschickte Anpassungen in eine fokussierte Richtung zu schicken, ohne dabei jedoch das Herz des Spielprinzips zu opfern. Den Seriennamen trägt das Spiel absolut zu Recht, da ihr immer noch mit den virtuellen Puppen spielen könnt, wie ihr lustig seid, und ihre Häuser auszustaffiert, als würde man die LEGO-Playmobil-Phase des Erwachsenwerdens noch einmal wiederholen wollen. Das macht Spaß wie eh und je, nur diesmal geben die Quests und Aufgaben dem Ganzen ein Ziel, die Wechsel zwischen den Figuren, bei denen man selten länger als ein oder zwei Stunden verweilt, halten sie frisch und der Ausbau des kleinen Königreiches stimmt deutlich zufriedener als ein neuer Pool.
Dies ist das erste Sims-Spiel, dessen Erfolg ich nicht nur als Kuriosum von einem psychologischen Standpunkt aus spannend finde, es ist das erste Spiel der Serie, in das ich mich investieren kann, weil diese verschiedenen Sims einem gemeinsamen Ziel entgegenstreben und nicht nur als Selbstzweck auf der Suche nach dem Sinn des virtuellen Lebens existieren. Am Ende läuft es zwar nicht grundlegend auf etwas anderes hinaus, als irgendwas anzuklicken und zu gucken, was der Sim mit seiner Blödelsprache so daraus macht, aber zum ersten Mal interessiert mich ihr Weg durch das Leben, weil er innerhalb des von mir betrachteten Abschnittes wohin führt. Und ein Ziel im Leben zu haben, ist wichtig. Selbst wenn es sich bei beiden nur um Virtuelle handelt.
Die Sims Mittelalter ist ab sofort für den PC und Mac erhältlich.