Die Wiederbelebung von Final Fantasy Type-0, nun mit HD
Eine Klasse für sich.
Die Entstehungsgeschichte von Final Fantasy Type-0 ist beinahe ebenso „episch" wie die des Spiels selbst. Bereits vor über drei Jahren erschien das Spiel in Japan exklusiv auf der PSP. Ursprünglich als Smartphone-Spiel gedacht, machte unter anderem der völlig aus dem Ruder laufende Umfang den Entwicklern einen Strich durch die Rechnung: Final Fantasy Type-0 geriet derart groß, dass die Mobile-Version eingestampft und die PSP-Fassung auf ganzen zwei UMDs ausgeliefert werden musste.
Dennoch kam es nie außerhalb seines Heimatlandes auf den Markt. Der im freien Fall sinkende Stern der PSP ließ Square Enix zu der Einsicht kommen, dass die damals schon weit fortgeschrittene Übersetzungsarbeit sich nicht lohnen würde, und blies ihr das Licht aus. Im März erlebt das Spiel nichtsdestotrotz seine Wiederauferstehung und erscheint dreieinhalb Jahre später auch hierzulande. Auf Next-Gen.
Vier Kristalle (mal wieder...)
Vier Kristalle spalten die Welt Orience in ebenso viele Reiche. Vier Reiche, denen die Macht ihres Kristalls jeweils unterschiedliche Kräfte verleiht. Während sie dem Volk von Rubrum etwa außergewöhnliche magische Fähigkeiten gewährt, verschafft sie den Bewohnern von Concordia die Befehlsgewalt über die Drachen.
Das Imperium von Milites hingegen ist mit besonderer Weisheit gesegnet, die sie zur Erfindung hochentwickelter Kriegsmaschinerie befähigt - und genau das ist das Problem. Denn mit ihren Mech-artigen Panzern ist es der Armee von Milites gelungen, einen Großteil der Welt an sich zu reißen und die Kristalle zu erobern. Und jetzt ist Rubrum an der Reihe, Heimatland der Schulklasse Zero.
Das lassen sich die Zauberschüler natürlich nicht gefallen, und so gelingt den jungen Ersties tatsächlich das, was gestandene Elitesoldaten nicht vollbringen konnten: Sie schlagen den imperialen Angriff auf ihre Akademie zurück. Fortan werden sie daher zwischen Pauken und Pausenbrot als Eliteeingreiftruppe auf Spezialmissionen entsandt.
Fack ju Chocobo
Final Fantasy Type-0 ist der Serienableger für die neu gefundene Zielgruppe der sogenannten Young Adults, deren Hormonspiegel irgendwo zwischen Harry Potter und Tribute von Panem dosiert ist.
Insbesondere die Zauberakademie, in der ihr den Alltag zwischen den Einsätzen verbringt, erinnert an die Hogwarts-Universität oder auch die X-Men-Schule. Hier plauscht ihr mit anderen Studenten bei einer Tasse Kaffee, trainiert eure Fähigkeiten oder verwaltet die Ausrüstung eures Teams.
Letzteres rekrutiert sich aus euren Klassenkameraden, die alle über unterschiedliche Eigenschaften und Bewaffnung verfügen: Schwerter, Schusswaffen oder auch magische Spielkarten. Aus einem guten Dutzend wählt ihr jeweils drei für die anstehende Mission. Im Grunde wie bei Dragon Age: Inquisition also. Jenem ähnelt Final Fantasy Type-0 auch beim Kampfsystem, das seinen Fokus auf Action in Echtzeit setzt. Ihr könnt aber trotzdem jederzeit euren aktiven Charakter wechseln, während eure beiden Mitstreiter von der KI angetrieben werden.
Eine gute Gruppenmischung aus Nah- und Fernkämpfer, Magie- und Waffenspezialist ist dabei rollenspieltypisch ebenso wichtig wie der taktisch kluge Einsatz der eigenen Fähigkeiten: den Gegner beispielsweise zunächst per Zauber für ein paar Sekunden lähmen, um ihm dann mit Schwerthieben zuzusetzen, oder vor sich ein magisches Kraftfeld errichten, um ihn anschließend aus sicherer Entfernung mit Schüssen aus der Pistole zu bedenken.
Manch enttäuschter Fan fand in Final Fantasy Type-0 für die PSP, was er in Final Fantasy XIII vermisste: ein ordentlich funktionierendes Kampfsystem, eingebettet in einen Rahmen, der zumindest irgendwie so tut, als gestalte man mit seinen Entscheidungen den Fortlauf der Geschichte mit und erforsche eine frei begehbare Welt.
Vor allem der schon leicht seifig riechende Soap-Opera-Charakter an der Zauberschule sorgt dafür, dass es zwischen den großen Schlachten gegen finstere Schurken und ihren Schergen menschelt wie in einem Jugendroman, auf deren Young-Adult-Zielgruppe das Spiel mit dem Fadenkreuz zielt. Was nicht bedeutet, dass das Type-0 für Fans jenseits des Teenageralters ungeeignet wäre. Jenen dürfte allein schon die mit dem Spiel ausgelieferte Demo zu Final Fantasy XV als Kaufargument gelten, die unter dem Titel „Episode Duscae" umfangreiche und speziell zusammengestellte Szenen aus der Anfangsphase des Titels enthalten und schlussendlich die Serie auch in die nächste Konsolengeneration überführen wird.
Denn um die Erwartungen auf Type-0 von vornherein aufs richtige Format zurechtzustutzen: Das hinzugekommene Anhängsel „HD" im Spielenamen steht dort nicht grundlos. Final Fantasy Type-0 ist kein frisch eingeschultes Kind der neuen Generation, sondern einfach ein paar Jahre sitzengeblieben - ein wenig frisiert und optisch verjüngt. Für einen Handheld-Port durchaus beachtlich, aber technisch nichts, womit nicht auch eine PS3 maßlos unterfordert wäre.