Dieses Weltraumspiel bringt endlich das Feeling eines vergessenen Klassikers zurück!
Starcom ist fast wie Star Control.
Ich kann mich mittlerweile nur noch dunkel daran erinnern, warum es mit Star Control als Serie nie so richtig weiterging. Da war irgendeine Rechte-Situation, sodass die Serienerfinder Fred und Paul Reiche zwar mit den ersten beiden Teilen tun und lassen konnten, was sie wollten. Die Weiterführung der Serie oblag aber Stardock und gipfelte dann 2018 in Star Control Origins, das dem Vernehmen nach ganz in Ordnung war. Und doch: Es war einfach nicht dasselbe.
Gut, das ist jetzt auch Starcom: Unknown Space nicht, das gerade eben den Early Access verlassen hat. So gibt es keine Planetenlandungen bei dieser von oben erlebten Erkundung eines komplett offenen Stücks Weltraum mit über 100 Sonnensystemen. Dafür darf man aber einen wahnsinnig ausufernden Technologiebaum erklimmen und dessen Errungenschaften im motivierenden und schön freien Editor in sein Schiff implementieren. So saeid ihr schneller im All unterwegs und habt angreifenden Flotten aggressiver Alien-Spezies mehr entgegenzusetzen.
Upgrades, Upgrades, Upgrades
Nachdem man mit seiner kleinen Kundschafter-Blechbüchse durch ein Wurmloch in eine fremde Galaxie geschlürft wird und dort vorerst gestrandet ist, ist das auch das Gebot der Stunde, wenngleich längst nicht alle Weltraumreisenden euch feindselig gegenüberstehen. Ihr könnt Freud wie Feind jederzeit anfunken und zumindest bei weniger schießwütigen Gesprächspartnern erfährt man dann interessante Hinweise auf verschollene Technologien und längst verlorene Zivilisationen oder würzige Details über die Tentakelbrüder, die immer direkt ihre Laser sprechen lassen, wenn sie euch sehen.
Das ist gewissermaßen der Erkundungs- und Adventure-Teil von Starcom: Unknown Space. Der, der euch Koordinaten auf der gigantischen Karte einträgt oder unerwartete Entscheidungen von euch verlangt, wenn es zum Beispiel darum geht, der allmählich verdurstenden Population eines Wüstenplaneten mit technischer Expertise beizustehen. Erfolg oder Misserfolg bestimmt dann eine Kombination aus dem gefragten Wert eures Crewmitglieds und Würfelglück. Als Belohnung winken dann häufig neue Technologien, Punkte für den Skilltree, Crew-Erfahrung oder schlichtweg Ressourcen, die der Schiffseditor in der Heimatbasis wiederum futtert wie Süßigkeiten.
Starcom ist oft durchaus spannend geschrieben, versprüht viel Trek-Flair und ich habe mich bereits stundenlang im Schiffsbau verloren. Im Grunde spürt man jede Änderung am Schiffsdesign sofort und auch die meisten schiffsbezogenen Errungenschaften des Technikbaums haben unmittelbare Auswirkungen auf eure Performance. Es macht richtig Spaß, zu schauen, wie gut sich das Schiff in den Kämpfen schlägt. Unentwegt wagt man sich tiefer in den unkartografierten Bereich dieses Clusters vor, bis einem die Probleme, vor denen man steht, signalisieren, ‘das hier ist noch eine Nummer zu groß für dich’. Das ist dann auch immer der erleichternte Moment, das letzte entdeckte Portal zurück zur Basis zu nehmen und wieder Forschungspunkte und Ressourcen in spürbaren Fortschritt zu stecken.
Starcom wegzulegen, ist wahnsinnig schwierig
Kurzum: Starcom macht mich gerade wahnsinnig süchtig, auch wenn es seine Formel im Verlauf im Grunde nicht wahnsinnig variiert. Die Sensoren entdecken eine neues System? Hingeflogen, Planeten gescannt, Ressourcen gesammelt, uraltes Mysterium entdeckt, Mini-Quest gelöst, Upgrades, weiter im Text. Aber das ist alles so hypnotisch und auf kurzem Wege anspornend, dass meine Sessions grundsätzlich über drei Stunden dauern. Das passiert mir heute nur noch selten, sofern ich nicht ein unfassbar wichtiges Riesenspiel mit nur wenig Zeit bis zum Ende der Sperrfrist für einen Test durchzocken muss. Wirklich sehr toll, das alles.
Das einzige, was mir nicht so gut gefällt, wie einst in Star Control, ist die Gestaltung. Toys for Bobs Klassiker lehnte sich hart in eine schmissige Pulp-Sci-Fi-Ästhetik, wie man sie heute nur noch selten sieht. Starcom sieht dagegen ein wenig spröde und unterkühlt aus, wenngleich einige der Aliens ansprechend gestaltet sind. Dafür liebe ich, wie Starcoms Planeten aussehen, denn man sieht die unterschiedlichen Atmosphärenschichten sich unabhängig vom eigentlichen Himmelskörper drehen. Ein nettes, aber wichtiges Detail.
Alles in allem ist Starcom ein echter Geheimtipp für mich, von dem ich euch nur kurz, ein paar Takte erzählen wollte. Schaut es euch mal an!