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Digitale Kartenspiele für die Ewigkeit: Card Crawl & Card Thief

Endloser Spaß mit virtuellen Spielkarten.

Wenn ich gefragt würde, welche Spiele ich vergangenes und bislang dieses Jahr am meisten gespielt habe, müsste ich mit aller Ehrlichkeit zugeben, dass dazu auch ein mobiles Kartenspiel in Solitär-Manier gehört: Card Crawl. Das Spiel simuliert sozusagen einen Dungeon Crawler als Kartenspiel und bietet dabei jede Menge Abwechslung, viele freischaltbare Extras. Noch dazu hat es eine geradezu geleckte grafische Oberfläche. Es ist ein furchtbarer Zeitfresser, aber ich konnte nicht anders, als mich ihm zu ergeben. Nun ist die Fortsetzung im Geiste erschienen: Card Thief. Diesmal haben die Entwickler von Tinytouchtales sich überlegt, wie ein Schleichspiel als Kartenspiel aussehen könnte. Und sie haben mich schon wieder, auch wenn das Spielprinzip hier etwas später klickte.

Um diese Faszination zu beschreiben, braucht es ein bisschen Erklärung. Card Crawl funktioniert wie gesagt ein bisschen wie Solitär. Es gibt Monsterkarten, Schatzkarten, Waffenkarten. Davon habt ihr, vereinfacht gesagt, jeweils drei auf der Hand, während auf dem Spielfeld vier liegen. Spielt ihr nun beispielsweise ein Schwert mit dem Wert sechs gegen ein Monster mit dem Wert neun, bleibt euch ein Monster mit dem Wert drei. Lasst ihr dieses nun angreifen, zieht es drei Punkte von eurer Lebensenergie ab. Angreifen lassen müsst ihr solche Monster immer wieder, denn neue Karten werden nur gezogen, wenn nur noch eine auf dem Spielfeld liegt. Hört sich dröge an, macht aber unheimlichen Spaß, einfach auch weil jede Partie anders abläuft. Zudem gibt es diverse Karten mit Sonderfunktionen. Angrenzende Karten können ihren Wert beispielsweise tauschen, eine andere Karte entfernt alle Karten vom Spielfeld, verringert aber die Lebensenergie des Spielers auf eins.

Zieht ihr in Card Crawl eine Karte auf ein Schild, verliert letztere den Wert der Angreiferkarte.

Welche dieser Karten ihr erhaltet, unterliegt im normalen Spiel dem Zufall, wobei ihr erst durch Spielfortschritt neue Karten freischaltet. Das Spiel bietet aber auch tägliche Herausforderungen - und darin sind die Karten pro Tag für alle Spieler gleich. Dieser Modus lässt sich nur einmal pro Tag starten und ist inzwischen ritualisierter Bestandteil meines Tagesablaufs. Immer abends, wenn ich zur Ruhe komme, starte ich die Daily Challenge und freue mich bisweilen über das Ergebnis. Nur etwa 300 bis 400 Spieler nehmen an diesem Modus teil - was unter Umständen auch daran liegen könnte, dass man ihn erst freischalten muss. Dennoch freut es mich, alle paar Wochen mal wieder zu den besten zehn zu gehören.

Die Updates, die seither für Card Crawl erschienen sind, sind allein deshalb schon eine großartige Sache: Neue Karten, mehr auszuprobieren, neue Kartenkombinationen. Und das Schönste: Ihr kauft dieses Spiel (und auch seinen Nachfolger) nur ein mal, es ist kein Sammelkartenspiel, es hat eine festgelegte Anzahl Karten. Keine Mikro-Transaktionen, kein Free-to-play, einfach zwei oder drei Euro für ein tolles Kartenspiel mit allen Inhalten. Als ich von Card Thief erfahren habe, der Fortsetzung zum tollsten Kartenspiel, das ich in den letzten Jahren konsumiert habe, gab's für mich folgerichtig kein Halten mehr.

Für geplante Matches in Card Crawl könnt ihr euch vorab ein Deck zusammenstellen.

Card Thief sieht sehr ähnlich aus, ist aber dem Spielprinzip nach nur bedingt mit Card Crawl vergleichbar. Ich brauchte tatsächlich etwa drei Abende, um das Spielprinzip komplett zu verstehen, trotz umfangreichem Tutorial. Sehr viel mehr als in Card Crawl kommt es in Card Thief auf eine ausgefuchste Taktik an. Neun Karten liegen auf dem Spielfeld in Dreierreihen und die Spielfigur ist eine davon. Sie hat Schleichpunkte und bewegt sich von Karte zu Karte, muss dabei Fackeln löschen, Wachen ablenken, Schätze stehlen und damit wieder neue Fähigkeiten freischalten. Mehr Schleichpunkte beispielsweise oder Pfeile, die Gegner ablenken. Dabei gilt: Je mehr Runden ihr übersteht, desto wertvoller wird der Schatz. Während der am Anfang also völlig nutzlos auf dem virtuellen Spielbrett liegt, ist er nach einigen Runden, die ihr in mittragt plötzlich ein absolutes Prachtstück. Gleichzeitig braucht ihr dann aber auch mehr Punkte, um ihn überhaupt aufnehmen zu können.

In Card Thief entsteht so ein sehr interessantes Spannungsverhältnis: Ständig frage ich mich, wann es sinnvoll ist, den Schatz zu nehmen, ob ich nicht noch warten sollte? Und wenn ich dann warte, ärgere ich mich, weil ich ihn nicht mehr aufsammeln kann, weil seine Punkte zu hoch sind, meine zu niedrig oder weil er inzwischen von Fackeln und gefährlichen Gegnern umzingelt ist. Aber dann passiert etwas, was mir nur bei wenigen Spielen so geht: Ich versuche es nochmal und nochmal und wieder, bis ich zu wenigstens ein bisschen Fortschritt gekommen bin. Kaum zu glauben, aber das kleine, bescheidene Card Thief hat mich so manchmal mehr gefesselt als so mancher AAA-Titel. Zwei bis drei Stunden hiermit am Stück sind absolut kein Problem.

In Card Thief schaltet ihr neue Fähigkeiten frei, indem ihr besonders wertvolle Schätze erbeutet.

Ich muss zugeben, dass beide Spiele auch gewisse Schwachstellen haben. Sie neigen bisweilen nämlich dazu, euch in Situationen zu manövrieren, aus denen es keinen Ausweg mehr gibt, in denen ihr also abbrechen oder bewusst ins Game Over laufen müsst. Das ist der Zufallsmechanik geschuldet, mit der die Karten auf dem Spielfeld landen. Eben die sorgt aber gleichzeitig auch für die größte Abwechslung und deshalb würde ich niemals auf sie verzichten wollen. Und ehrlich: Die Spiele kosten Geld, für das ihr höchstens noch in Eckkneipen ein Bier bekommt. Es lohnt sich, diese Kleinigkeit zu investieren und dafür viele schöne entspannte Momente mit Smartphone oder Tablet zu bekommen. Card Crawl gibt's für iOS und Android, Card Thief aktuell nur für ersteres.

Entwickler/Publisher: Tinytouchtales/Tinytouchtales - Erscheint für: iOS, Android - Preis: zwei bis drei Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: iOS - Sprache: deutsche Bildschirmtexte - Mikrotransaktionen: Nein

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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Card Crawl

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