Face-Off: Assassin's Creed: Brotherhood
Fast gleichauf
Was in den Performance-Tests fehlt, sind Szenen in Innenräumen (obwohl es einen oder zwei Clips in der Kopf-an-Kopf-Analyse gibt). Wie bei Assassin's Creed 2 geht es in diesen Abschnitten darum, Desmonds/Ezios Agilität auf die Probe zu stellen. Auf beiden System läuft das praktisch identisch und weicht selten von den 30 FPS ab. Gleichzeitig zeigen sie durch die Engine-Upgrades von Brotherhood auch, wie sehr sich die Atmosphäre in diesen Szenen verbessert hat - das Dynamic Lighting scheint zum Beispiel deutlich besser zu sein.
Andere Arbeiten an der Anvil-Engine scheinen die Schattenprobleme zu beheben, die wir in AC2 sahen und bei denen Shadow-Maps deutlich sichtbar in eine niedrigere Auflösung übergingen. In Brotherhood lässt sich das noch immer beobachten, aber die Schatten sind gedithert, vermutlich um die Übergänge in der Auflösung besser zu maskieren. Ebenso sind die auffälligen Sprünge in der Shadow-Map-Qualität nicht ganz so ersichtlich.
Des Weiteren gibt es eine zusätzliche Tiefenebene in der Szene mit Screen-Space Ambient Occlusion (SSAO) für beide Charaktere und die Umgebungen. Sie scheinen dadurch besser in die Szene zu passen. Von dieser und allen anderen Verbesserungen der AC-Engine profitieren 360 und PS3 gleichermaßen.
Die spektakuläre Eröffnungsszene des Spiels, in der Ezios Heimatstadt Moteriggiono von Borgia-Truppen verwüstet wird, deutet auch darauf hin, dass Ubisofts Tech-Team an der Verbesserung von Schäden an Objekten und Umgebung im Spiel gearbeitet hat.
Die Verbesserungen an der Engine sind lediglich ein Teil einer ganzen Reihe an Änderungen, die dieses Spiel zu einem signifikanten Upgrade von seinem Vorgänger machen. Wie bei AC2 ist es eher eine Evolution statt eine Revolution, aber die Verbesserungen sind willkommen und scheinen kaum - wenn überhaupt - Einfluss auf die Performance des Spiels zu haben. Es ist ein Beleg für die allgemeine Qualität im Bereich der Production Values, dass andere Verbesserungen fast unbemerkt bleiben - die Stimmen im Spiel hören sich an, als wären sie in den Umgebungen zuhause. Verglichen damit klang es in AC2 so, als kämen sie direkt aus dem Tonstudio. Auch die Dialogqualität hat sich verbessert.
Und dennoch wurden einige Probleme der Engine nicht gelöst. Die Xbox 360 bietet noch immer eine flüssigere Performance und beide Versionen leiden teilweise stark unter ziemlich aufdringlichem Tearing. Dahingehend hat sich seit Assassin's Creed 2 nicht viel verändert: Während Tearing in vielen Spielen kaum auffällt, ist es in den Städten effektiv ein ständiger Begleiter und tritt auch anderswo regelmäßig auf. Andere Schreckgespenster hat man ebenfalls nicht beseitigt - Die Pop-Ins in puncto Texturen und Objekte sehen immer noch recht grob aus und das trifft auf beide Versionen zu.
Während die Xbox 360 bei der Performance vorne liegt, beansprucht die PS3 doch den Sieg beim Content für sich. Ja, es ist Zeit für exklusiven Day-One-DLC - von den Konsolenherstellern geliebt und von den meisten Spielern geschmäht. Das 300 MB große Copernicus Conspiracy ist ausschließlich kostenlos im PSN erhältlich und lässt Ezio einige Kurier-, Tötungs- und Schutzmissionen absolvieren, die er von niemand anderem als dem bekannten Renaissance-Wissenschaftler Nicolaus Copernicus erhält. Der DLC fügt sich tatsächlich gut ins Spiel ein, mein Tipp lautet also, ihn runterzuladen und zu installieren, bevor ihr zu weit fortgeschritten seid. Erwartet allerdings nicht, sofortigen Zugriff auf die Missionen zu haben, sie tauchen während des Durchspielens auf und kann man kann nicht sofort zu ihnen springen.
Die Einbindung dieser Missionen ist auch eher Stealth-artig. Ein Stern-Icon taucht auf dem HUD auf und zeigt euch so, dass eine Copernicus-Mission verfügbar ist. Hier sieht ihr die Erste davon, die während der dritten Sequenz zur Verfügung steht. Es ist eine standardmäßige Schutzmission, in der ihr Killstreaks aneinanderreihen müsst (ähnlich wie im VR-Training zu Anfang des Spiels), gefolgt von einem Gespräch während einer Eskorte, bei der ihr Copernicus sicher zu seinem Unterschlupf geleitet.
Assassin's Creed: Brotherhood ist ein wunderschönes Spiel und der Umfang der Welt, die es erschafft, wirkt im Hinblick auf die schiere Größe und das enthaltene Gameplay fast einschüchternd. Während man sich durch Ezios Erinnerungen arbeitet, tauchen regelmäßig neue Nebenmissionen und Ablenkungen auf, die das Gefühl einer nahezu überwältigenden Menge an Inhalt erzeugen, den es zusätzlich neben der Hauptstory gibt.
Was das anbelangt, lässt sich nichts dagegen sagen - weiteres kostenloses Gameplay ist offensichtlich eine gute Sache. Andererseits sind es die schwache Präsentation von Copernicus Conspiracy und die Tatsche, dass die Missionen Variationen von dem zu sein scheinen, was ihr irgendwo anders im Spiel tun könnt, die das Ganze nicht wirklich zu einem Deal-Breaker machen, sofern ihr die Xbox-360-Version bevorzugt.
Natürlich sollten wir den Multiplayer-Modus nicht außer Acht lassen - Ubisoft Montreal hat hart daran gearbeitet, ein Online-Spiel zu erschaffen, das gut funktioniert und auch wirklich Spaß macht (wie lange dauert es, bis wir ein AC MMO sehen?). Das wird zwar langsam zu einem Face-Off-Klischee, aber im Vergleich zu euren Online-Vorlieben spielen die technischen Unterschiede nur eine geringe Rolle.
Wenn Freundeslisten kein Problem sind, empfiehlt sich die Xbox-360-Version mit ihrer besseren Performance, wer aber zu denjenigen gehört, die den vollständigen Content wollen, sollte vielleicht zur PS3-Fassung greifen. Es ist eine schwierige Wahl, aber seid versichert, dass beide Versionen sowohl eure Zeit als auch euer Geld wert sind...