Der Festplatten-Upgrade-Guide für PS3
Gegenwert, Tempo und neue Speichertechnologien auf dem Prüfstand
Der Preis ist heiß. Jetzt, wo die Preise für externe 500-GB-Laufwerke sich auf um die 50 Euro belaufen, ist der optimale Zeitpunkt, dem Speicherplatz seiner PlayStation 3 ein Upgrade zukommen zu lassen.
Besonders für Besitzer älterer Konsolen wird das Aufrüsten langsam aber sicher zu einer echten Notwendigkeit. Die Veröffentlichung von Spielen wie Gran Turismo 5 und Mass Effect 2 beweist, das lange Pflicht-Installationen nicht so bald verschwinden werden. Obendrein verlangt die Flut an DLCs, einschließlich kompletter Spiele und HD-Filme, dem Speicherplatz eurer Konsole einiges ab.
Die PS3 ist darauf ausgelegt, mit 9,3 mm hohen 2,5 Zoll SATA-Festplatten zu funktionieren – die exakt gleiche Bauweise, die auch in den meisten modernen Laptops zu finden ist. Weil SATA im Grunde genommen ein offener Standard ist, kann man die PS3 grundsätzlich mit jedem Gerät paaren, das dieses Interface benutzt. Wenn man sich als besonders wahnsinnig outen will, kann man sogar ein externes Desktop-Laufwerk anschließen, um volle 2 TB Speicherplatz zu bekommen. Auch die Xbox 360 nutzt diesen Standard. Die Upgrade-Möglichkeiten sind jedoch limitiert, weil Microsoft die Kompatibilität auf sehr spezifische, lizenzierte HDDs beschränkt.
PS3-Besitzer, die auf der Suche nach einem neuen Laufwerk sind, müssen auch Performance-Belange berücksichtigen. Kürzlich sahen wir, wie GT5-Ninjas ihre PS3s mit ultra-schnellen Solid State Laufwerken (SSD) aufgewertet haben, um die Ladezeiten des Titels effektiv zu halbieren, um nur ein Beispiel zu nennen.
Im Verlauf dieses Artikels befassen wir uns mit einer Reihe verschiedener Gesichtspunkte in Bezug auf ein HDD-Upgrade. Wir werden eine günstige 500-GB-Festplatte auf Herz und Nieren testen und außerdem einen Blick auf diverse andere Laufwerkstechnologien werden. Hier interessiert vor allem, ob der Preisaufschlag irgendwie auch durch die Performance beim Installieren oder Spielen gerechtfertigt wird.
Zu guter Letzt widmen wir uns den Ursachen langer Installations- und Ladezeiten. Habt ihr euch nie gefragt, warum Devil May Cry satte 25 Minuten installiert, wenn BioShock die gleiche Menge an Daten in nur zehn auf die Platte schreibt? In diesem Artikel findet ihr heraus, woran das liegt.
Wie Festplatten funktionieren: Die Basics
Zunächst einmal ein kleiner Auffrischungskurs in Sachen Festplatten. Typischerweise werden HDDs durch zwei Faktoren definiert: Die Geschwindigkeit des Laufwerks – meist 5400 rpm (rounds per minute - Umdrehungen pro Minute) oder 7200 rpm – und die Größe des Onboard-Caches, der sich zwischen 8 MB bis hin zu 64 MB bei aktuellsten Desktop-Laufwerken bewegen kann. Es gibt allerdings auch diverse andere Faktoren, die von gleicher, wenn nicht sogar größerer Wichtigkeit sind.
Ein 5400er Laufwerk mit 500 GB dreht sich mit der gleichen Geschwindigkeit der Festplatte einer Launch-PS3 mit 60 GB. Da ihre Daten aber dichter auf ihren Platten gepackt sind, werden pro Umdrehung physikalisch mehr Daten eingelesen. Größere Festplatten nutzen außerdem mehr als nur eine Platte – bis zu vier an der Zahl in einem 1-TB-Laufwerk. In einer perfekten Welt würde man also ein Laufwerk mit möglichst wenig Platten und der maximalen Kapazität haben wollen, um das schnellste Laufwerk zu bekommen.
Die andere physikalische Realität von Festplatten ist folgende: Während sich der Lesekopf des Laufwerks nach innen bewegt, wird die Fläche der Disk kleiner. Daher werden immer weniger Daten pro Umdrehung gelesen. Ganz simpel ausgedrückt: Je mehr Daten man auf die HDD packt, desto langsamer wird sie auch. Dies muss bei jedem Performance-Test berücksichtigt werden, denn ein Benchmark auf einer sauberen, leeren Festplatte gibt keinerlei Aufschluss darüber, wie gut ein Laufwerk insgesamt in Wirklichkeit ist.
Der letzte Faktor ist die Zugriffszeit. Das ist die Dauer, die die Lese- oder Schreibköpfe des Laufwerks benötigen, um sich von einer Datei auf einem Ort auf der Platte hin zu einer anderen an anderer Stelle zu bewegen. Wenn man ein Spiel wie Gran Turismo 5 hat, das über 40.000 Einzeldateien auf die Festplatte kopiert, ist dies von zentraler Wichtigkeit.
Was steckt aktuell in eurer PS3?
Es gab über die Jahre eine ganze Reihe verschiedener PlayStation-3-Baureihen und meistens legt sich Sony für jedes Modell auf einen bestimmten Lieferanten fest. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Entscheidung ganz dadurch diktiert, ob Sony einen bestimmten Deal mit dem Lieferanten machen kann und nicht über die tatsächliche Qualität des Laufwerks.
Ein bestimmter Entwickler, der die HDD extensiv dafür verwendet, Spieldaten seines top-bewerteten Open-World-Spiels auf der Festplatte zu cachen, sprach mit uns darüber, dass die Performance der Platte in der 40-GB-PS3 bedeutend schlechter ist als die des 60-GB-Launch-Modells. Das erforderte sogar das Umschreiben des Codes, um dem niedrigeren Datendurchsatz Herr zu werden.
Ein schneller Überblick über die Laufwerke, auf die Sony gesetzt hat enthüllt eine große Varianz in den Spezifikationen der HDDs. Nach kurzer Prüfung der grundlegenden Daten der 40-GB-Variante wird klar: Nicht nur sind die Daten hier weniger dicht gepackt, auch der Onboard-Cache ist mit nur 2 MB mager ausgefallen. Nur ein Viertel von dem, was das 60-GB-Laufwerk der Start-Konsole zur Verfügung hat. Die Zugriffszeit, ein entscheidender Faktor der Festplattenperformance, ist ebenfalls dürftig.
Basierend auf den rohen Spezifikationen der Laufwerke sollte es theoretisch schon einen Tempo-Boost mit sich bringen, wenn man auf eine Platte mit höherer Dichte umsteigt.
Die Frage ist, wie viel mehr Leistung bekommt man gegen den Aufpreis für ein teureres Laufwerk? Hat sich die Festplattentechnologie in den vier Jahren seit dem Verkaufsstart der PlayStation 3 in einem Maße weiterentwickelt, dass selbst ein Billig-Laufwerk die Performance eurer eingebauten Festplatte übertrifft?
Laufwerke und Testmethoden
Obwohl das SATA-Interface in der PS3 eine Konstante bleibt, hat sich die Festplattentechnologie über die Jahre radikal verbessert. Diverse HDD-Hersteller bieten Modelle mir deutlich unterschiedlichen Performance-Graden an. In unseren Tests schließen wir das originale 60-GB-Laufwerk der Launch-PS3 mit ein – zusammen mit diesen sorgfältig auserkorenen Alternativen:
- 500 GB Western Digital WD5000BEVT: Ein 5400rpm-Laufwerk mit 8MB Cache und guten Kritiken, auch bekannt als das Scorpio Blue. Auch über Samsungs HM500JI dachten wir nach, aber die Zugriffszeiten dieses Modells waren schneller. In der PC-Technikpresse konnte es vor allem in Publikationen punkten, die viel auf Qualität geben und war dabei nur ein paar Pfund teurer.
- 500 GB Western Digital WD5000BEKT: Für zehn Pfund mehr bekommt man ein 7200rpm Scorpio Black mit doppeltem Cache und schnelleren Zugriffszeiten. Aber geht mit dem Mehrbetrag auch tatsächlich ein echter Tempo-Gewinn einher?
- 128 GB Samsung PM800 SSD: Sicher nicht die schnellste oder neueste SSD, allerdings leistete sie schon seit langer Zeit solide Dienste in einem Dell-Laptop, bevor auf 256 GB aufgerüstet wurde. Wir haben einen Secure Erase vollzogen, um es seinen ursprünglichen Leistungsgrad wieder herzustellen (mehr dazu später).
- 500 GB Seagate ST95005620AS Momentus XT: Mit 93 Pfund (knapp 110 Euro) sehr teuer, dafür mit 32 MB Cache, 7200 rpm und 4GB SSD-artigem Onboard-NAND-Speicher ist diese Hybrid-Lösung unwiderstehliche für das Benchmarking dieses Artikels. Das Laufwerk smart-chached die Bereiche der Disk, die am meisten gelesen werden, was die Performance auf Laptops beim Starten von Windows oder häufig geladener Applikationen deutlich steigert. Doch kann auch die PS3 von dieser Technik profitieren?
Eine interessante Bandbreite an Laufwerken mit unterschiedlichen Spezifikationen und Technologien also, die wir hier auf ihre Leistung abklopfen. Das Standard-Laufwerk dient als Basis-Benchmark, um die Performance-Gewinne – so sie denn eintreten – in Relation zu setzen.
Bei den Tests widmen wir uns dem Prozess der Spielinstallation vom Blu-Ray-Laufwerk. Außerdem nutzen wir Gran Turismo 5 und BioShock – zwei Spiele mit Mammut-Ladezeiten –, um die Verbesserungen bei der Ingame-Performance zu prüfen.