Face-Off: Red Dead Redemption
Duell der Konsolen
Viel wurde bereits über die Vegetation und das Gestrüpp des Spieles gesagt, die der kargen Landschaft in Rockstars Entwurf vom Wilden Westen etwas mehr Leben verleihen.
Auf Bildern wird schon recht deutlich klar, dass die PS3-Version hier wesentlich weniger Details aufweist. Aber warum? Nun, die Pflanzen werden aus transparenten Alpha-Texturen generiert und diese sind für diese Hardware aufwendiger zu berechnen.
Wenn man hier Zugeständnisse macht, spart man Performance bei Fill-Rate und Bandbreite. Auch ist interessant, dass auf beiden Systemen Alpha-to-Coverage-Transparenzen eingesetzt werden, diese auf der PS3 wegen der reduzierten Auflösung aber schlechter aussehen.
Das ist ein nebensächliches Detail – wenn auch eines der auffälligeren Elemente –, wenn man also nicht beide Spiele nebeneinander laufen lässt, wird man es kaum wirklich bemerken. Dennoch ist es klares Zeichen dafür, dass Rockstar wählen musste, wo man Kompromisse eingehen sollte, um die Performance aufrecht zu erhalten. Und selbst durch diesen Kompromis wird nicht das erreicht, was die Xbox-360-Version des Spiels in Sachen Bildrate in den actionreicheren Abschnitten zu leisten vermag.
Während Textur-Details und Filtering identisch zu sein scheinen (was man von einem Spiel auch erwarten würde, das die Details von der optischen Disk stream), gibt es aber auch weitere Abstriche, die man machen muss. In diesem Bild aus dem Intro sieht man, dass der Wasser-Effekt auf der PS3 etwas schwächer ist und dass hin und wieder gesamte Schatten einfach fehlen – vielleicht das Resultat eines aggressiven Level-of-Detail-Management-Systems.
Auch ist zu sehen, dass die Sichtweite auf der PS3 niedriger ist, obwohl „Sicht-Detail“ wohl treffender wäre. Auf der 360 gibt es mehr Details in der Ferne, nicht nur durch die höhere Auflösung, sondern auch durch tatsächlich platzierte Objekte. Es gibt einige atemberaubende Panoramen in Red Dead Redemption, anhand derer man das ganz anschaulich demonstrieren kann.
Auf der 360 gibt es hingegen ein oder zwei Eigenheiten, die zwar extrem klein sind und kaum auffallen, aber dennoch etwas seltsam aussehen. In den unten stehenden Vergleichsbildern sieht man, dass auf der PS3 Licht durch Fenster und Türen in die Szene fällt. Dieser Effekt fehlt aber auf der Xbox 360. In beiden Fällen sollte die Tageszeit synchron sein.
Ebenso merkwürdig ist, dass es selbst in Szenen, in denen die Tageszeit genau dieselbe sein sollte (etwa während der Introsequenz oder direkt danach), an einigen Orten recht große Unterschiede gibt, was den generellen Effekt der Beleuchtung angeht. Das kann durchaus daran liegen, dass die Wolkendecke anders beschaffen ist oder dass die gesamte Zeitbasis für das Intro in leicht unterschiedlichen Geschwindigkeiten läuft, was dies durchaus erklären könnte.
Während vieles darauf hindeutet, dass die Technik hinter Grand Theft Auto IV und Red Dead Redemption auf derselben Basis fußt, ist es recht eindeutig, dass der Wechsel von der unglaublich dicht besiedelten Metropole Liberty City zu den Hinterlanden von Red Dead Redemption einige zusätzliche Arbeit für Rockstar San Diego mit sich brachte.
Das ist auch nicht so besonders überraschend. Eine Stadt bringt nun mal viele Gebäude mit sich, die einiges von der Umgebung hinter sich verdecken, wodurch die Last für die Engine reduziert wird. In Red Dead Redemption wird dagegen der reduzierte Detailgrad im Vordergrund durch eine scheinbar endlose Wildnis wieder wettgemacht.
Es wäre cool, Gemeinsamkeiten und Gegensätze von GTA IV und Red Dead Redemption gegenüberzustellen, letzten Endes hat sich aber von einem Spiel zum nächsten sehr viel verändert. Es ist kaum festzustellen, ob sich Rockstars RAGE-Technik in Sachen roher Performance in den letzten zwei Jahren tatsächlich gesteigert hat.
Jedenfalls wird klar, dass die Unterschiede zwischen der PS3- und der Xbox-360-Version grob in der selben Größenordnung rangieren wie schon bei GTA IV.
Bleibt uns also nur noch, unsere Empfehlung auszusprechen: Wir haben schlüssig bewiesen, dass die Xbox-360-Version von Red Dead Redemption die höhere Auflösung, mehr Details, spürbar überlegene Performance und – dank konstanter eingesetzter Anti-Aliasing-Lösung, die das Bild nicht verschwimmen lässt – weniger Kantenbildung aufweist. Die Schatten sind allgemein schärfer und von besserer Qualität (besonders was das Self-Shadowing auf den Charakteren betrifft).
Der im Grunde einzige Bereich, in dem die PS3 einen Vorteil hat, liegt bei den Ladezeiten. Die 515 MB große Pflichtinstallation spart euch ein paar Sekunden. Da ihr die einzigen Ladebildschirme aber bei einer Schnellreise von einem Ort zum nächsten zu sehen bekommt, ist es kaum der Rede wert. Weniger LoD-Popping oder dergleichen bekommt ihr durch die Installation jedenfalls nicht.
Das heißt natürlich nicht, dass Red Dead Redemption nicht auch auf der PlayStation 3 ein gutes Spiel ist. Spielt man auf der Sony-Konsole, ohne die 360-Version je gesehen zu haben, kann man sich nur schwer vorstellen, dass der Spaßfaktor irgendwo gelitten hätte. Schwer vorzustellen, dass das Spiel weniger gute Kritiken eingefahren hätte, wenn Rockstar die 360-Version optisch freiwillig an die PS3-Ausgabe angeglichen hätte.
Kurz gesagt, Rockstar ist für ein absolut fantastisches Spiel auf beiden Plattformen zu loben. Die technische Analyse ist dennoch ziemlich eindeutig: Wenn man sich für eine der beiden Versionen entscheiden kann, sollte man zur Xbox-360-Version von Red Dead greifen.
Lest auch den Eurogamer-Test zu Red Dead Redemption.